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GUSTAV KÖRTE,
Quirinalis und der neue des Divus Julius (Julianus); nur der letzte führt das
commetaculum, den zur Abwehr der Menge beim Opfer dienenden Stab. Es folgt
der Pontifex Maximus, oder vielmehr, nach Studniczkas überzeugender Dar-
legung J) dessen Stellvertreter, dem das Abzeichen seiner Würde, das Beil (sa-
cena), vorangetragen wird.
Alle vier Flamines tragen die gleiche Kopfbedeckung2): eine den ganzen
Kopf bis in den Nacken bedeckende eng anschließende Kappe von Leder mit
etwas abgesetztem Rand.' Sie hat Ausschnitte für die Ohren, an deren Enden
dünne Riemen ansetzen, die sich unterhalb der Ohren vereinigen und unter dem
Kinn verknotet sind. Auf dem Scheitel der Kappe ist eine kurze Rute (virga)
angebracht, die bei dem ersten Flamen ein wenig gekrümmt ist, bei allen als
ein unbearbeitetes Zweigstück erscheint; an der Ansatzstelle sieht man einen
flachen runden Wulst (Scheibe). Der Form der Kappe nach ist sie als galerus
zu bezeichnen; doch ist nicht angedeutet (was durch eine leichte Strichelung
oder Rauhung hätte geschehen können), daß sie aus dem Fell mit Haaren be-
stehe, wie man nach dem Zeugnis des Varro über den albus galerus des Flamen
Dialis erwarten sollte. Vielmehr sind die Kappen aller vier Flamines glatt,
also aus gegerbtem, enthaartem Fell, d.h. Leder, bestehend zu denken. Solche
Kappen waren also zur Zeit des Augustus in Gebrauch und sind es geblieben,
wie die Abbildungen ans späterer Zeit beweisen. Varro scheint noch Kappen
aus Fell gekannt zu haben. Der Übergang vom Fell zum Leder ist anscheinend
aus praktischen Gründen erfolgt, da die aus letzterem gefertigten Kappen er-
heblich leichter, schmiegsamer und weniger hitzend, also für den Träger ange-
nehmer und bequemer gewesen sein müssen. Ob in augusteischer Zeit noch der
Flamen Dialis durch einen weißen, d. h. weiß gefärbten, galerus vor seinen Kol-
legen ausgezeichnet war, ist aus den Reliefs der Ära Pacis natürlich nicht fest-
zustellen.
Zum apex gehörte nach Aeneis VIII, 664 (lanigerosque apices) und den Kom-
mentaren als wesentlicher Bestandteil Wolle (von einem geopferten Schafe),
die an der Spitze (desuper, in extremitate) angebracht war und von der der
ganze pileus des Priesters oder die virga „mit Wolle versehen" (lanaius, -a) ge-
nannt werden konnte. Diese an der Spitze befindliche Wolle fehlt auf dem
Relief der Ära Pacis und ein Knopf, der dafür genommen werden könnte, kommt
auch auf späteren Darstellungen nur vereinzelt vor. Dagegen findet sich der
scheibenartige Wulst um die Ansatzstelle der virga auf fast allen sorgfältigeren
Darstellungen, wie auf unseren Reliefs. Er kann nicht zur Befestigung der
virga auf der Kappe dienen, denn diese konnte nur an der Innenseite wirksam
geschehen. Ich vormute, daß in diesem Wulst eben die modica lana zu erkennen
1) S. 915. Den wirklichen Pontifex M., Augustus, hat St. nach dem "Vorgang Sievekings
auf dem neugefundenen Plattenstück XVIII 2 nachgewiesen 'S. 916 f.
2) Danach ist Wissowa's Angabe a. a. 0. 429, nur der Flamen Dialis trage den spitzen Auf-
satz aus Ölbaumholz, zu berichtigen.
GUSTAV KÖRTE,
Quirinalis und der neue des Divus Julius (Julianus); nur der letzte führt das
commetaculum, den zur Abwehr der Menge beim Opfer dienenden Stab. Es folgt
der Pontifex Maximus, oder vielmehr, nach Studniczkas überzeugender Dar-
legung J) dessen Stellvertreter, dem das Abzeichen seiner Würde, das Beil (sa-
cena), vorangetragen wird.
Alle vier Flamines tragen die gleiche Kopfbedeckung2): eine den ganzen
Kopf bis in den Nacken bedeckende eng anschließende Kappe von Leder mit
etwas abgesetztem Rand.' Sie hat Ausschnitte für die Ohren, an deren Enden
dünne Riemen ansetzen, die sich unterhalb der Ohren vereinigen und unter dem
Kinn verknotet sind. Auf dem Scheitel der Kappe ist eine kurze Rute (virga)
angebracht, die bei dem ersten Flamen ein wenig gekrümmt ist, bei allen als
ein unbearbeitetes Zweigstück erscheint; an der Ansatzstelle sieht man einen
flachen runden Wulst (Scheibe). Der Form der Kappe nach ist sie als galerus
zu bezeichnen; doch ist nicht angedeutet (was durch eine leichte Strichelung
oder Rauhung hätte geschehen können), daß sie aus dem Fell mit Haaren be-
stehe, wie man nach dem Zeugnis des Varro über den albus galerus des Flamen
Dialis erwarten sollte. Vielmehr sind die Kappen aller vier Flamines glatt,
also aus gegerbtem, enthaartem Fell, d.h. Leder, bestehend zu denken. Solche
Kappen waren also zur Zeit des Augustus in Gebrauch und sind es geblieben,
wie die Abbildungen ans späterer Zeit beweisen. Varro scheint noch Kappen
aus Fell gekannt zu haben. Der Übergang vom Fell zum Leder ist anscheinend
aus praktischen Gründen erfolgt, da die aus letzterem gefertigten Kappen er-
heblich leichter, schmiegsamer und weniger hitzend, also für den Träger ange-
nehmer und bequemer gewesen sein müssen. Ob in augusteischer Zeit noch der
Flamen Dialis durch einen weißen, d. h. weiß gefärbten, galerus vor seinen Kol-
legen ausgezeichnet war, ist aus den Reliefs der Ära Pacis natürlich nicht fest-
zustellen.
Zum apex gehörte nach Aeneis VIII, 664 (lanigerosque apices) und den Kom-
mentaren als wesentlicher Bestandteil Wolle (von einem geopferten Schafe),
die an der Spitze (desuper, in extremitate) angebracht war und von der der
ganze pileus des Priesters oder die virga „mit Wolle versehen" (lanaius, -a) ge-
nannt werden konnte. Diese an der Spitze befindliche Wolle fehlt auf dem
Relief der Ära Pacis und ein Knopf, der dafür genommen werden könnte, kommt
auch auf späteren Darstellungen nur vereinzelt vor. Dagegen findet sich der
scheibenartige Wulst um die Ansatzstelle der virga auf fast allen sorgfältigeren
Darstellungen, wie auf unseren Reliefs. Er kann nicht zur Befestigung der
virga auf der Kappe dienen, denn diese konnte nur an der Innenseite wirksam
geschehen. Ich vormute, daß in diesem Wulst eben die modica lana zu erkennen
1) S. 915. Den wirklichen Pontifex M., Augustus, hat St. nach dem "Vorgang Sievekings
auf dem neugefundenen Plattenstück XVIII 2 nachgewiesen 'S. 916 f.
2) Danach ist Wissowa's Angabe a. a. 0. 429, nur der Flamen Dialis trage den spitzen Auf-
satz aus Ölbaumholz, zu berichtigen.