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GUSTAV KÖRTE,
zurück, den uns das Relief vom Stadttor von Boghazkiöi zeigt (s. oben), nicht
auf einen uralt-mykenischen, wie ick nach Heibig früher vermutet habe ]).
Auf eine archaisch-griechische Bronzefigur, welche in mehrfacher Be-
ziehung ein Gegenstück zu den etruskischen Priesterfiguren bildet, sei hier noch
hingewiesen. Nämlich die von Studniczka2) publizierte, höchst wahrscheinlich aus
dem Heiligtum des Pan am Westabhange des Lykaion in Arkadien stammende,
welche die Weihinschrift (auf der Plinthe) trägt: <[>uvXs'ag avs&vßs tä IlavC. Die
Figur hat auf dem Kopfe einen Pilos, der, ungewöhnlich hoch und spitz, an un-
seren Tj'pus a erinnert. Auch der Mantel aus dickem Wollstoff, mit Fransen
besetzt, vorn auf der Brust durch eine Nadel zusammengehalten, ähnelt der
Tracht unserer etruskischen Figuren. In der rechten Hand sieht man einen
dünnen Stab, der unten in einen Knopf endigt, die 1. Hand zeigt ein Bohrloch
für ein zweites, wohl ebenfalls stabartiges Attribut. Studniczka lehnt mit Recht
die Deutung auf Hermes ab und erkennt einen Weihenden. Die Attribute und
der einen vornehmeren Stand verratende Fransenbesatz weisen, so scheint mir,
bestimmter auf einen Priester hin. Der mitgegossene, nicht angesetzte Gegen-
stand in der R. dürfte eher als zu einem Kerykeion zu einem lituus zu ergänzeu
sein, ähnlicher kurzer Form mit Knopf am Ende, wie der oben besprochene der
Zeus-Statuette derselben Gegend. In dem weltabgeschiedenen Arkadien konnte
sich dieses alte Zeichen hoher Würde noch erhalten, nachdem es im übrigen
Griechenland schon in Vergessenheit geraten war. Ob Phauleas selbst Priester
des Pan war, oder, wie wir für die etruskischen Priesterbronzen vermutet haben,
ein Privater dem Gotte als ein besonders genehmes Geschenk die Statue seines
Priesters geweiht hat, bleibe dahingestellt. Im ersteren Falle dürfte die sin-
gulare Form uve&vös statt des gewöhnlichen aved-yns sich vielleicht aus dem
.priesterlichen Amt des Weihenden erklären 3). —
Die römische Priestertracht.
Die Kopfbedeckung, welche die Mitglieder mehrerer römischer Priesterkol-
legien, sicher die Flamines und Salier, als Abzeichen ihrer Würde trugen, wird
von den Grammatikern pileus püleus (-um) genannt. Andererseits ist der Pileus
ein Symbol der Freiheit, das dem Sklaven als solches bei dem Akte der Frei-
lassung aufgesetzt wird, und ein Attribut der Libertas. Die Darstellungen des
Pileus Libertatis auf Denaren des letzten Jahrhunderts der Republik zeigen
1) Artikel „Etrusker" bei Pauly-Wissowa Sp. 746; Heibig, Sur les attributs des Saliens in
Mem. de l'ac. des inscr. et b. lettres XXXVII, 2. 1905. p, 236ff.
2) Äth. Mitt. XXX. 1905 T. IV S. 65 ff. Abb. der Plinthe mit Inschrift nach Gipsabguß auf
der Beilage zu S. 65.
3) Ebenso in dem Kymbalon der Kamo, das Studniczka mit Kecht für Arkadien in Anspruch
nimmt und in dessen Weihinschrift er völlig überzeugend die getrübte Form vvs&vas hergestellt
hat (S. 66 und A. 31. 1896, 240 f.).
GUSTAV KÖRTE,
zurück, den uns das Relief vom Stadttor von Boghazkiöi zeigt (s. oben), nicht
auf einen uralt-mykenischen, wie ick nach Heibig früher vermutet habe ]).
Auf eine archaisch-griechische Bronzefigur, welche in mehrfacher Be-
ziehung ein Gegenstück zu den etruskischen Priesterfiguren bildet, sei hier noch
hingewiesen. Nämlich die von Studniczka2) publizierte, höchst wahrscheinlich aus
dem Heiligtum des Pan am Westabhange des Lykaion in Arkadien stammende,
welche die Weihinschrift (auf der Plinthe) trägt: <[>uvXs'ag avs&vßs tä IlavC. Die
Figur hat auf dem Kopfe einen Pilos, der, ungewöhnlich hoch und spitz, an un-
seren Tj'pus a erinnert. Auch der Mantel aus dickem Wollstoff, mit Fransen
besetzt, vorn auf der Brust durch eine Nadel zusammengehalten, ähnelt der
Tracht unserer etruskischen Figuren. In der rechten Hand sieht man einen
dünnen Stab, der unten in einen Knopf endigt, die 1. Hand zeigt ein Bohrloch
für ein zweites, wohl ebenfalls stabartiges Attribut. Studniczka lehnt mit Recht
die Deutung auf Hermes ab und erkennt einen Weihenden. Die Attribute und
der einen vornehmeren Stand verratende Fransenbesatz weisen, so scheint mir,
bestimmter auf einen Priester hin. Der mitgegossene, nicht angesetzte Gegen-
stand in der R. dürfte eher als zu einem Kerykeion zu einem lituus zu ergänzeu
sein, ähnlicher kurzer Form mit Knopf am Ende, wie der oben besprochene der
Zeus-Statuette derselben Gegend. In dem weltabgeschiedenen Arkadien konnte
sich dieses alte Zeichen hoher Würde noch erhalten, nachdem es im übrigen
Griechenland schon in Vergessenheit geraten war. Ob Phauleas selbst Priester
des Pan war, oder, wie wir für die etruskischen Priesterbronzen vermutet haben,
ein Privater dem Gotte als ein besonders genehmes Geschenk die Statue seines
Priesters geweiht hat, bleibe dahingestellt. Im ersteren Falle dürfte die sin-
gulare Form uve&vös statt des gewöhnlichen aved-yns sich vielleicht aus dem
.priesterlichen Amt des Weihenden erklären 3). —
Die römische Priestertracht.
Die Kopfbedeckung, welche die Mitglieder mehrerer römischer Priesterkol-
legien, sicher die Flamines und Salier, als Abzeichen ihrer Würde trugen, wird
von den Grammatikern pileus püleus (-um) genannt. Andererseits ist der Pileus
ein Symbol der Freiheit, das dem Sklaven als solches bei dem Akte der Frei-
lassung aufgesetzt wird, und ein Attribut der Libertas. Die Darstellungen des
Pileus Libertatis auf Denaren des letzten Jahrhunderts der Republik zeigen
1) Artikel „Etrusker" bei Pauly-Wissowa Sp. 746; Heibig, Sur les attributs des Saliens in
Mem. de l'ac. des inscr. et b. lettres XXXVII, 2. 1905. p, 236ff.
2) Äth. Mitt. XXX. 1905 T. IV S. 65 ff. Abb. der Plinthe mit Inschrift nach Gipsabguß auf
der Beilage zu S. 65.
3) Ebenso in dem Kymbalon der Kamo, das Studniczka mit Kecht für Arkadien in Anspruch
nimmt und in dessen Weihinschrift er völlig überzeugend die getrübte Form vvs&vas hergestellt
hat (S. 66 und A. 31. 1896, 240 f.).