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GÜTTINGER BEONKEN.

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sprünglich däs Szepter des höchsten Gottesl). Als solches erscheint er an einer
archaisch-griechischen Bronzestatuette des Zeus aus dem Lykaion in Ar-
kadien neben dem Blitz 2). Zweifellos haben die Etrusker diesen eigentümlichen
Krummstab nicht von den Griechen entlehnt; vielmehr ist eine gemeinsame
Quelle anzunehmen, nämlich die im 14. und 13. Jahrhundert über einen großen
Teil Kleinasiens ausgedehnte chetitische Kultur. In ihr spielt der Krumm-
stab eine bedeutende Kolle als Attribut von Göttern und Königen3). Ebenso
die hohe spitze Mütze4); auch das Opferbeil mit gekrümmtem Schaft der Schwer-
kupfer-Serie mit dem Opfergerät kehrt als Waffe in der Hand des Kriegsgottes
wieder in dem Kelief an der Innenseite eines Stadttores von Boghazkiöi (Ed.
Meyer a. a. 0. Taf. IX). Die Etrusker müssen diese Abzeichen göttlicher, dann
königlicher und priesterlicher Würde in ihrer alten kleinasiatischen Heimat von
den Chetitern übernommen und nach Italien mitgebracht haben.

Das Beil als Abzeichen oder Waffe sehen wir auch auf der bekannten Grab-
stele aus Eiesole eines vornehmen Etruskers, Lar&i Aninies, im Museo archeolo-Taf. v,i.
gico zu Florenz 5). Auch die spitze (Fell-)Mütze unseres Typus b finden wir als
Helm bei einer Reihe von Kriegern auf der ersten Zone der Situla der Certosa
wieder (neben anderen Kriegern mit gewöhnlichen Helmen); nur ist hier der un-
tere feste Rand mit (Metall-)Buckeln beschlagen. Es ist wohl möglich, daß die
Träger dieser (aus dem Fell eines Opfertiers hergestellten?) Helme eine der
Gottheit geweihte Elite-Truppe darstellen, nach derselben Auffassung, die wir
oben für die priesterliche Kopfbedeckung vermutet haben.

Denselben Typus geben die Helme aus Bronze sowie die Nachbildungen
solcher in Ton, welche sich in jüngeren, von Etruskern herrührenden tombe a
pozzo gefunden haben, wieder. Sie gehen gewiß auf den chetitischen Urtypus

können. Es hat mit der Vogelschau nicht das mindeste zu tun: neben einem Mann in feierlicher
Tracht (reich gesticktem Mantel), wahrscheinlich dem Stifter des Grabes, kauert ein Sklavenjunge,
der einen an einer Schnur befestigten Lieblingsvogel des Herrn hält. S. meine Bemerkungen Jb.
XII. 1897 S. 59 n. VI u. 60 A. 11.

1) So Thulin a. a. 0.

2) Kuruniotis'Eqp. 1904 S. 185 ff. eh. 12. 13. 14. Die Statuette gehört dem VI., nicht
VII. (wie Thulin a. a. 0.) Jahrhundert an. Daß auch die schöne Bronze von Olympia (IV T. VII
n. 40, 40 a) dasselbe Attribut in der L. gehalten habe, wie Kuruniotis vermutet, ist unwahrschein-
lich, da sie in der R. ein stabförmiges Attribut, vermutlich ein Szepter, hält. Eine s. f. Vase in
Heidelberg, auf der Zeus ein Szepter in der Form eines Krummstabes hält, erwähnt Thulin a. a. 0.

3) Beispiele bei Ed. Meyer, Reich u. Kultur d. Chetiter Fig. 67 K; S. 77 Fig. 61; S. 98 Fig.
76 (der König vom Gewittergott Tesehub umarmt).

4) Ed. Meyer a.a.O. passim.

5) Gute Abbildung bei Milani, Museo topogr. p. 125 (Photogr. Alinari I Nr. 17050). Die
ältere bei Micali Ant. Mon. t. LI = Martha Fig. 254 ist ungenau und konnte die Meinung ent-
stehen lassen, daß (M. p. 367) wie fieur de lotus sur la tige de laquelle est un oiseau dargestellt
sei. Der „Vogel" auf der Abbildung ist nichts anderes als das Ende des Schaftes, der sich über
die Schneide hinaus fortsetzt, die „fieur de lotus" aus der Verletzung der Schneide entstanden.
Das Richtige hat zuerst Milani erkannt a.a.O. p. 171 Anm. 172.
 
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