24 GUSTAV KÖRTE,
namen bezeichnete priesterliche Kopfbedeckung von dem gewöhnlichen Pileus
durch ein charakteristisches Abzeichen unterschieden, nämlich den apex, die
auf den Scheitelpunkt aufgesetzte Spitze. Sie ist von so wesentlicber Bedeu-
tung für die Priestermütze, daß apex, als pars pro toto, zur Bezeichnung für
diese dienen konnte.
Helbigs Untersuchung mußte notwendig fehlgehen, weil sie diesen Unter-
schied nicht beachtet bat. Es war die Herkunft der Priestermütze gesondert
zu untersuchen. Hätte Heibig das im Vorstehenden zusammengestellte etrus-
kische Material, oder vielmehr den schon damals (1880) bekannten und allge-
mein zugänglichen Teil desselben, beachtet, so würde er sicher zu der richtigen
Erkenntnis gelangt sein, daß die Kopfbedeckung der römischen Priester weder
mit einer altitalischen Tracht der Vornehmen noch mit dem Pileus Libertatis
etwas zu tun hat, sondern von der etruskischea Priestertracht her-
stammt.
Um dies positiv zu erhärten ist eine erneute Untersuchung des römischen
Quellenmaterials geboten. Schon bei der Betrachtung der etruskischen Darstel-
lungen von Priestern hatten wir Veranlassung einzelne Angaben der Gramma-
tiker über die römische Priestertracht heranzuziehen. Nunmehr sind sie in ihrer
Gesamtheit zu besprechen und dann mit dem monumentalen Material zu ver-
gleichen.
Die uns in späten Auszügen vorliegenden literarischen Nachrichten geben
kein klares und einheitliches Bild; wie auch wenigstens die späten Exzerptoren
nicht aus eigener Anschauung geschöpft haben.
Die meisten Nachrichten beziehen sich auf die Flamines, bezw. den vor-
nehmsten derselben, den Flamen Dialis. Die zweifellos falsche Etymologie
flamm aus filamen geht anscheinend auf Varro zurückl). Der Zusammenhang
wird klar aus Servius ad Aen. VIII, 664: „Flamines in capite habebant pileum,
in quo erat brevis virga desuper habens lanae aliquid2). Quod
cum per aestus ferre non possent, filo tantum capita religare ceperunt. Nam
nudis penitus eos capitibus incedere nefas fuerat. Unde a filo, quo utebantur,
flamines sunt dicti, quasi filamines. Verum festis diebus filo deposito pilea
necesse erat recipere, quae secundum alios ad ostendendam sacerdoti eminentiam
sunt reperta" . . .
In dieser Stelle sind zwei Nachrichten vereinigt: 1) an dem pileus war eine
Übrigens war der ursprünglich nationale Kult des Saturn seit dem Jahre 217 v. Chr. ganz helle-
nisiert und die Saturnalia wurden Oraeco ritu gefeiert. Vgl. Wissowa Bei. u. Kultus cl. Börner
S. 109 f.
1) 1. 1. V, 84 Flamines, quod in Latio capite velato crant Semper, ac caput cinctum habebant
filo, flamines dicti.
Neuere Etymologieen bei Samter Pauly-Wissowa s. v.
2) Dazu derselbe ad Aen. II, 083: apex proprio dicitur in summo Flaminis pileo virga la-
nata, hoc est in cuius extremitate modica lana est und X, 270 virga — lana cireumdata et filo
colligata erat. :
namen bezeichnete priesterliche Kopfbedeckung von dem gewöhnlichen Pileus
durch ein charakteristisches Abzeichen unterschieden, nämlich den apex, die
auf den Scheitelpunkt aufgesetzte Spitze. Sie ist von so wesentlicber Bedeu-
tung für die Priestermütze, daß apex, als pars pro toto, zur Bezeichnung für
diese dienen konnte.
Helbigs Untersuchung mußte notwendig fehlgehen, weil sie diesen Unter-
schied nicht beachtet bat. Es war die Herkunft der Priestermütze gesondert
zu untersuchen. Hätte Heibig das im Vorstehenden zusammengestellte etrus-
kische Material, oder vielmehr den schon damals (1880) bekannten und allge-
mein zugänglichen Teil desselben, beachtet, so würde er sicher zu der richtigen
Erkenntnis gelangt sein, daß die Kopfbedeckung der römischen Priester weder
mit einer altitalischen Tracht der Vornehmen noch mit dem Pileus Libertatis
etwas zu tun hat, sondern von der etruskischea Priestertracht her-
stammt.
Um dies positiv zu erhärten ist eine erneute Untersuchung des römischen
Quellenmaterials geboten. Schon bei der Betrachtung der etruskischen Darstel-
lungen von Priestern hatten wir Veranlassung einzelne Angaben der Gramma-
tiker über die römische Priestertracht heranzuziehen. Nunmehr sind sie in ihrer
Gesamtheit zu besprechen und dann mit dem monumentalen Material zu ver-
gleichen.
Die uns in späten Auszügen vorliegenden literarischen Nachrichten geben
kein klares und einheitliches Bild; wie auch wenigstens die späten Exzerptoren
nicht aus eigener Anschauung geschöpft haben.
Die meisten Nachrichten beziehen sich auf die Flamines, bezw. den vor-
nehmsten derselben, den Flamen Dialis. Die zweifellos falsche Etymologie
flamm aus filamen geht anscheinend auf Varro zurückl). Der Zusammenhang
wird klar aus Servius ad Aen. VIII, 664: „Flamines in capite habebant pileum,
in quo erat brevis virga desuper habens lanae aliquid2). Quod
cum per aestus ferre non possent, filo tantum capita religare ceperunt. Nam
nudis penitus eos capitibus incedere nefas fuerat. Unde a filo, quo utebantur,
flamines sunt dicti, quasi filamines. Verum festis diebus filo deposito pilea
necesse erat recipere, quae secundum alios ad ostendendam sacerdoti eminentiam
sunt reperta" . . .
In dieser Stelle sind zwei Nachrichten vereinigt: 1) an dem pileus war eine
Übrigens war der ursprünglich nationale Kult des Saturn seit dem Jahre 217 v. Chr. ganz helle-
nisiert und die Saturnalia wurden Oraeco ritu gefeiert. Vgl. Wissowa Bei. u. Kultus cl. Börner
S. 109 f.
1) 1. 1. V, 84 Flamines, quod in Latio capite velato crant Semper, ac caput cinctum habebant
filo, flamines dicti.
Neuere Etymologieen bei Samter Pauly-Wissowa s. v.
2) Dazu derselbe ad Aen. II, 083: apex proprio dicitur in summo Flaminis pileo virga la-
nata, hoc est in cuius extremitate modica lana est und X, 270 virga — lana cireumdata et filo
colligata erat. :