Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kohn, Pinchas Jacob
Rabbinischer Humor aus alter und neuer Zeit: eine Sammlung von Anekdoten und "Guten Wörtchen" — Berlin: Lamm, 1915

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42085#0024
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
— 20 —

Lobgesängen aller Kreaturen, welche vielen Gebetbüchern
beigedruckt ist). Dort wird erzählt: „Die Frösche sin-
gen: boruch schem kewaud usw.“ Wenn dieses Lob
wirklich so erhaben ist, dass es den Neid der Engel her-
auszufordern imstande wäre, wie kommen die dummen
Frösche dazu? Die Sache ist jedoch sehr einfach, ant-
wortete unser Gelehrter. Nach dem Bericht der Bibel
war die zweite Plage, die Gott über die Egypter brachte,
dass unzählige Mengen von Fröschen kamen, die nicht
nur in den Strassen und Häusern anzutreffen waren,
sondern in die Menschen selbst hineinkrochen. Wenn
z. B. so ein armer Egypter seinen Durst mit Wasser
löschen wollte, trank er eine ganze Anzahl von Frösch-
lein mit. Dass dies ein angenehmes Gefühl sei, wird
man wohl kaum behaupten können. Als nun die Egypter
zum erstenmale diese Frösche in sich hüpfen spürten, da
erschraken sie natürlich sehr darüber. Wie das aber
mal so üblich ist, pflegt man im plötzlichen Schrecken
Angstrufe auszustossen. Bei den Juden ist es gewöhn-
lich der Ruf: „Schema Jissroel!“ Da aber die Egypter
solange schon mit den Juden verkehrten, darf man an-
nehmen, dass sie diesen Ausruf von ihnen gelernt und
angenommen und beim Einschlüpfen der Frösche ange-
wandt haben. Auf Schema Jissroel! kommt aber stets
der Satz boruch schem kewaud, den die Frösche zurück-
riefen. Und so ist ihnen für alle Zeiten dieses herrliche
Lob geblieben.
♦ * *

Ein Hauptbestandteil der Sabbatmahlzeit soll nach
Vorschrift der Weisen ein Fischgericht sein. Von den
Chassidim wird dieses Gebot ganz besonders eingehal-
ten und dabei der Gebrauch geübt, vor und nach dem
Fische jedesmal einen (oder auch mehrere) Schluck Brannt-
wein zu geniessen. Ein lustiger Chassid versuchte diesen
Gebrauch in folgender Weise zu begründen: Als der
Fisch den Propheten Jona verschlungen hatte, da betete
dieser im Bauche des Fisches zu Gott, und der Fisch
musste ihn wieder ans Land speien. Wie leicht könnte
nun der Fisch, den wir verschlingen, es dem Jona nach-
 
Annotationen