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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

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Heft 2 (März/April 1917)
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Neeb, Ernst: Das römische Theater zu Mainz
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Aus Museen und Vereinen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0076
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aber ohne Verband, zwei Mauern zusammen: Die Umfassungsmauer

der Orchestra und eine der keilförmigen Stützmauern des Zü-
sch auerraums, die ohne Verband auf die Orchestramauer stieß. Der mit
Glück angelegte Versuchsgraben überschnitt gerade die Anschlußstelle beider
Mauern.

Nun wurde in einigen Metern Entfernung ein zweiter, etwa 23 Meter
langer Graben gezogen, er sollte genau in der Richtung einer der über-
nächsten Keilmauern laufen und ward der größeren Sicherheit halber 3V2 Meter
breit angelegt. Am oberen Ende erschien schon in 1 Meter Tiefe das Mauer-
werk, am unteren (d. h. nach der Orchestra hin) lag es, dem Neigungswinkel
des Zuschauerraums entsprechend, beträchtlich tiefer. Auch von den beiden
benachbarten Keilmauern konnte noch je ein Stück freigelegt werden. Unsere
Abbildung 4 zeigt das Ergebnis der Grabung an der Stelle, wo diese drei
Keilmauern an die Orchestrawand, und zwar alle ohne Verband, anstoßen.

Auch in der schmalen, im spitzen Winkel von der Straße 23 nach Osten hin
abzweigenden Seitenstraße, die dicht am Rande des Südbahnhofs herlaufend die
Orchestra quer durchschneidet, wurde nun noch eine kleine Untersuchung vorge-
nommen. Hier liegen die Fundmauern unmittelbar unter der Straßenstückung;
man hatte dieses felsenharte Mauerwerk bei der Anlegung der Straße eben
nur soweit als äußerst nötig war abgebrochen, teilweise sogar, wie es scheint,
gesprengt. Zu Tage trat hier das Ostende der halbkreisförmigen Umfassungs-
mauer der Orchestra mit dem anstoßenden Stück der einen Mauer der Parodos
und im Abstande von 50 cm die nächste Keilmauer. Diese Teile hatte schon
Peisker verzeichnet und, wie festgestellt werden konnte, peinlich genau 1

Mit diesen Ergebnissen der vorläufigen Untersuchung ist nunmehr Lage
undUmfangund im Wesentlichen auch die Grundrißgestaltung
des römischen Theaters zu Mainz sicher festgestellt. Der Jahres-
bericht des Mainzer Altertumsmuseums, der im nächsten Jahrgange (XII, 1917)
der Mainzer Zeitschrift erscheint, wird weitere Einzelheiten bringen. Unsere
Abbildung 5 veranschaulicht einigermaßen die bis jetzt erzielten Ergebnisse.

Von Seiten des Altertumsmuseums sind bereits Schritte getan worden,
daß das hier in Betracht kommende Gelände in Besitz der Stadt übergeht.
Ist dies erreicht, dann soll ein Teil des Zuschauerraums für dauernd frei-
gelegt und so für Mainz eine neue Sehenswürdigkeit geschaffen werden.
Bei dieser Gelegenheit ist es dann auch erst möglich eingehendere Unter-
suchungen vorzunehmen, insbesondere auch solche der eigentlichen Grund-
mauern — denn was bis jetzt freigelegt wurde, war alles schon zu Tage
gehendes Mauerwerk. Über diesen Arbeiten scheint hoffentlich die Sonne
des Friedens.

Mainz. Neeb.

AUS MUSEEN UND VEREINEN.

Jahresbericht des Römisch-Germa-
nischen Zentral-Museums zu Mainz.

(Schluß.)

II. Vermehrung der Sammlung.

B. Originale. Mit Genugtuung ist zu
bemerken, daß sich allmählich immer mehr
die Anschauung durchsetzt, daß Lokal-
museen sich am besten auf Sammlung
von Funden ihrer Gegend beschränken und
namentlich außerdeutsche Funde an das Zen-
tralmuseum abgeben, welches ihnen Nach-

bildungen fehlender Lokaltypen liefert, wo-
durch beiden genützt ist.

a) aus Deutschland:
Paläolithisches und Neo 1 ithisches:

1. Von Ehringsdorf bei Weimar, das
ähnliches, aber reicheres Material als Taubach
geliefert hat, mehrere Proben der verschie-
denen Schichten mit Kohle, Asche, Knochen,
Feuersteinsplittern usw. Zähne und Knochen
vom Pferd und Rhinozeros, Schneckenhäus-
chen, Spitzen, Schaber, Splitter von Feuer-
 
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