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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 2 (März/April 1917)
DOI Artikel:
Neeb, Ernst: Das römische Theater zu Mainz
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0075

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Nun versuchte man es von innen her, d. h. von der Gegend der
Orchestra aus, und zog an der hierfür geeignet scheinenden Stelle, dicht bei
der Straße 23, einen Versuchsgraben von etwa 1 Meter Breite und etwa 8 Meter
Länge. Zunächst stieß man in etwa 3 Meter Tiefe auf eine bis zu 3U Meter
starke, sehr lose Schicht mittelalterlichen Bauschutts. Sie rührte von den
Bauten des im Mittelalter im Gebiete des Theaters errichteten Wilhelmiter-
klosters oder auch von dem Wilhelmiter Turme her. Beide wurden im
17. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Erbauung der Zitadelle und
der Schönbornschen Befestigungsanlage niedergelegt. Endlich in 5 Meter
Tiefe die ersten Spuren römischen Mauerwerks! Der schmale Graben wurde
nun am Ostende auf 6 Meter, am Westende (wie sich zeigen wird nach dem
Innern der Orchestra hin) auf 7 Meter vertieft. Freigelegt wurden zwei
Mauerzüge, die den Graben in flachem Winkel schnitten. Der eine östliche
zeigte auf seinen beiden etwa parallel laufenden Außenseiten wohlgefügtes
Quadermauerwerk, genau von der Art, wie es im Jahre 1914 beim Kanalbau

Abb. 5. Grundrißskizze des römischen Theaters zu Mainz.

beobachtet worden war. Der andere, bedeutend breitere Mauerzug, oder
bessergesagt Mauerklotz, machte zunächst einen rätselhaften Eindruck. Die
eine (östliche) Außenseite entsprach in ihrer Aufmauerung der eben be-
schriebenen, die andere Seite aber war wild abgebrochen, auch liefen die
Außenseiten fast im rechten Winkel zueinander. Erst, bei eingehenderer
wiederholter Untersuchung, bei der vorsichtig noch schwach etwas in die
Grabenwand eingeschürft wurde — hier stärker anzubohren, war wegen der
Beschaffenheit des Erdreichs zu gefährlich — zeigte sich hart am Graben-
rand in dem erhaltenen Quadermauerwerk eine starke Fuge. Der nach dem
scheinbaren Mauerkerne hin anstoßende Stein ließ sich leicht ausbrechen,
auch der nächste und übernächste. Zuletzt zeigte sich deutlich eine quer
durch den ganzen Block laufende Fuge. Hier stießen im rechten Winkel,
 
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