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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 2 (März/April 1917)
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Neeb, Ernst: Das römische Theater zu Mainz
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0074

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mehr vorhanden. Nur die Bahnachse mit den Kilometerzahlen hätte einen
Anhaltspunkt bieten können, aber diese Kilometrierung war inzwischen ver-
ändert worden. Zum Glücke aber ergaben sich aus dem von der Eisenbahn-
direktion zur Verfügung gestellten Planmaterial doch noch einige Anhalts-
punkte ; auf Grund deren wurden dann die Ergebnisse der Untersuchungen
von 1884 und 1914 in das heutige Gelände eingetragen. Bei dieser Gelegen-
heit tauchte auch schon die Vermutung auf, daß man es bei dem durch die
Peiskerschen Aufnahme festgelegten Bauteile mit dem Bühnengebäude eines
Theaters zu tun haben könnte. Vor allem aber galt es nun, die bis jetzt
gemachten Funde der wissenschaftlichen Forschung zugänglich zu machen.
Dies geschah im Jahresberichte des Altertumsmuseum für 1915 in der Mainzer
Zeitschrift X S. 75 ff. Am Schlüsse des Berichtes heißt es vorsichtiger Weise :
,,Über die Entstehungszeit und den Zweck des Baues jetzt schon weit-
gehende Vermutungen auszusprechen dürfte verfrüht sein; es gilt zunächst
die Ergebnisse weiterer Grabungen, soweit diese in dem noch freien Gelände
angestellt werden können, abzuwarten. Hoffentlich können diese recht bald
und in friedlicheren Zeiten vorgenommen werden“.

Aber die Veröffentlichung trug wenigstens ihre Früchte: in der schon
hier gelegentlich ausgesprochenen Vermutung, daß wir es bei unserem Baue
mit dem römischen Theater zu tun hätten, bestärkte uns alsbald Dr. Drexels
ohne Kenntnis jener Vermutung gewonnene Überzeugung.

Doch die friedlicheren Zeiten wollten nicht kommen. Das für Grabungen
noch freiliegende Gelände befindet sich im Besitze der Reichskommission.

Es war zunächst für die
Bebauung vorgesehen und
schon in Baublöcke auf-
geteilt. Bis zu einem ge-
wissen Grade lag hier also
Gefahr im Vorzug. Sollte
man nicht wenigstens durch
eine vorläufige Un-
tersuchung feststellen,
ob die über das römische
Theater geäußerten Ver-
mutungen richtig seien ?
Der im Haushalts-Voran-
schlag für Ausgrabungen
des Altertumsmuseums vor-
gesehene jährliche Betrag
war zwar durch die Zeit-
verhältnisse, wie selbstver-
ständlich, stark beschnitten worden, immerhin war er in den letzten drei
Jahren durch Sparsamkeit soweit angewachsen, daß man im Juli 1916 zur
Vornahme dieser vorläufigen Untersuchungen schreiten konnte. Zunächst
wollte man dem Baue von außen her, d. h. von der äußeren Umfassung
des Zuschauerraums aus, beikommen, aber ohne Ergebnis. Man hatte bei
den 2 bis 3 Meter tiefen Einschnitten mit zu geringen Tiefen gerechnet1). * 3

*) Das ganze Gelände hat sich nämlich durch die Wallanschüttungen der ehemaligen
Bastione, dann durch die Abtragungen bei der Erbauung des Südbahnhofs und weiterhin
durch die Anlegung der neuen Straße 23 in seiner Oberflächengestalt vollständig ver-
ändert : liegt doch stellenweise schon die Oberfläche der mittelalterlichen Bodenschicht

3 bis 4 Meter unter der heutigen.
 
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