zum Dauerthema zwischen den Goldschmieden, die sich darum bemühten, ihre kleinteiligen
Produkte durch geringen Feingehalt möglichst billig herzustellen und zu verkaufen, und
dem Rat der Stadt Gmünd, der sich um das Renommee der Stadt sorgte (vgl. Kapitel
B. 2.1.7. Das „Mittel“ und das „Schauamt“ als Kontrollorgane? Der Streit um die Lotigkeit
der Silberwaren). Diese Differenzen führten dazu, daß der vorgeschriebene Feingehalt im-
mer wieder verändert wurde. Das am 22. Februar 1680 erlassene Dekret, in welchem Ge-
halt, oder wie vihl Löthig die allhiesige Goldtschmidt das Silber Verarbaithen sollen,
schrieb vor, daß das Silber in nit geringerem Gehalt, als respective 12 und 13löthig fein
sein müsse, egal ob das Stück under Anderthalb, oder ad zwey Loth und darüber wiege.278
Und in der am gleichen Tag verabschiedeten Ordnung: Der Goldt: und Silber Arbaith hieß
es, daß die Silber Arbaith, sie seye vergult, oder nit, wan das Stückh auf ändert halb Loth,
oder darüber, auf dreyzehen: das darunder aber auf zwölf Loth fein gearbaithet werden
müsse.279 In derselben Ordnung wurde der Feingehalt für Goldarbeiten auf 18 Karat festge-
legt.
Fünfzehn Jahre später reduzierte der Rat den vorgeschriebenen Feingehalt erneut: Kleinteili-
ge Stücke sollten jetzt zwischen 11. und 12.löthig sein und die größeren Arbeiten, die mit
der Stadtbeschaumarke versehen werden mußten, zwischen 12, und 13.löthig. Als Strafe bei
Zuwiderhandlungen drohte der Rat Verlust des Bürgerrechtes und Verweis aus der Stadt
nicht allein dem Goldschmied, sondern auch seiner ganzen Familie, an.280 Nachdem die
Goldschmiede immer wieder beim Rat vorstellig wurden, die Lotigkeit zu senken,281 be-
schloß der Rat 1709, daß die großen Silberwaren mit der Stadtbeschaumarke einen 131öti-
gen Feingehalt haben mußten, während sie die kleinen Teile zwischen 10 und 11 löthig, je-
doch auf Ihre gefahr, arbaithen durften.282 Doch bereits 1713 bestand der Rat auf 121ötige
Kleinwaren, auf denen keine Stadtbeschaumarke aufgeschlagen wurde.283
Der kaiserliche Hauptrezeß von 1723 regelte schließlich den Feingehalt einheitlich: Weil ei-
ne geraume Zeit hero zum öffteren gar zu geringhaltig Silber allhier verarbeitet worden,
wordurch nicht allein hiesige Löbl. Stadt, insonderheit bey ausländischen in üblen Ruff
(...), auch Sie die Goldtschmidt selbst in nicht geringen Schaden gesetzt werden (. . .), ist
von Commissions wegen befohlen (. . .) worden, daß künjftig hin kein geringers, als 13löt-
higes Silben (sic!), es seye zu gross, oder kleiner Waar allhier in Schwäbisch Gemündt ver-
arbeithet, und verkauffet werden dürfe.284 Und der Nebenrezeß von 1724 schloß denselben
Feingehalt für Filigranwaren mit ein.285 Doch scheinen diese Verordnungen in der Realität
wenig Beachtung gefunden zu haben, denn in einem Ratsdekret, die Silberschau betreffend,
vom 14. Juni 1736 hieß es, daß in zukunfft kein anderes Silber in gross und kleiner Ahrt,
Gattung und Formb verarbeythet werden solle, es seye dann allerwenigst dergestalt fein
auf dem feur achtlöthig.™ Daß dieser, von den außergmündischen Vorschriften stark ab-
278 (Sta Gd) JEGER: Periphrasia 1707, S. 1117 bis 1118.
279 (Sta Gd) JEGER: Periphrasia 1707, S. 1122.
280 (Sta Gd) JEGER: Periphrasia 1707, S. 1134 bis 1137. Dekret vom 10. März 1695. Dasselbe Dekret auch in:
(Sta GD) RP 1689 bis 95, 10. März 1695, S. 110a bis lila und (Sta LB) Bestand 178 Bü 123 S. 825,
10. März 1695.
281 (Sta Gd) RP 1689 bis 95, 12. März 1695, S. 113 a. RP 1707 bisl 1, 22. August 1709, S. 146.
282 (Sta Gd) RP 1707 bis 11, 22. August 1709, S. 146.
283 (Sta Gd) RP 1711 bis 142, 8. August 1713, S. 39 a. Die 13Lötigkeit der Großwaren blieb unangetastet.
284 (Sta Gd) GBO G: Hauptrezeß vom 9. April 1723, Punkt 21.
285 (Sta Gd) GBO G: Nebenrezeß vom 12. April 1724, Punkt 39.
286 (Sta LB) Bestand 178 Bü 118, Eidbuch nach 1700, S. 116 bis 119. Ratsdekret vom 14. Juni 1736, S. 117.
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Produkte durch geringen Feingehalt möglichst billig herzustellen und zu verkaufen, und
dem Rat der Stadt Gmünd, der sich um das Renommee der Stadt sorgte (vgl. Kapitel
B. 2.1.7. Das „Mittel“ und das „Schauamt“ als Kontrollorgane? Der Streit um die Lotigkeit
der Silberwaren). Diese Differenzen führten dazu, daß der vorgeschriebene Feingehalt im-
mer wieder verändert wurde. Das am 22. Februar 1680 erlassene Dekret, in welchem Ge-
halt, oder wie vihl Löthig die allhiesige Goldtschmidt das Silber Verarbaithen sollen,
schrieb vor, daß das Silber in nit geringerem Gehalt, als respective 12 und 13löthig fein
sein müsse, egal ob das Stück under Anderthalb, oder ad zwey Loth und darüber wiege.278
Und in der am gleichen Tag verabschiedeten Ordnung: Der Goldt: und Silber Arbaith hieß
es, daß die Silber Arbaith, sie seye vergult, oder nit, wan das Stückh auf ändert halb Loth,
oder darüber, auf dreyzehen: das darunder aber auf zwölf Loth fein gearbaithet werden
müsse.279 In derselben Ordnung wurde der Feingehalt für Goldarbeiten auf 18 Karat festge-
legt.
Fünfzehn Jahre später reduzierte der Rat den vorgeschriebenen Feingehalt erneut: Kleinteili-
ge Stücke sollten jetzt zwischen 11. und 12.löthig sein und die größeren Arbeiten, die mit
der Stadtbeschaumarke versehen werden mußten, zwischen 12, und 13.löthig. Als Strafe bei
Zuwiderhandlungen drohte der Rat Verlust des Bürgerrechtes und Verweis aus der Stadt
nicht allein dem Goldschmied, sondern auch seiner ganzen Familie, an.280 Nachdem die
Goldschmiede immer wieder beim Rat vorstellig wurden, die Lotigkeit zu senken,281 be-
schloß der Rat 1709, daß die großen Silberwaren mit der Stadtbeschaumarke einen 131öti-
gen Feingehalt haben mußten, während sie die kleinen Teile zwischen 10 und 11 löthig, je-
doch auf Ihre gefahr, arbaithen durften.282 Doch bereits 1713 bestand der Rat auf 121ötige
Kleinwaren, auf denen keine Stadtbeschaumarke aufgeschlagen wurde.283
Der kaiserliche Hauptrezeß von 1723 regelte schließlich den Feingehalt einheitlich: Weil ei-
ne geraume Zeit hero zum öffteren gar zu geringhaltig Silber allhier verarbeitet worden,
wordurch nicht allein hiesige Löbl. Stadt, insonderheit bey ausländischen in üblen Ruff
(...), auch Sie die Goldtschmidt selbst in nicht geringen Schaden gesetzt werden (. . .), ist
von Commissions wegen befohlen (. . .) worden, daß künjftig hin kein geringers, als 13löt-
higes Silben (sic!), es seye zu gross, oder kleiner Waar allhier in Schwäbisch Gemündt ver-
arbeithet, und verkauffet werden dürfe.284 Und der Nebenrezeß von 1724 schloß denselben
Feingehalt für Filigranwaren mit ein.285 Doch scheinen diese Verordnungen in der Realität
wenig Beachtung gefunden zu haben, denn in einem Ratsdekret, die Silberschau betreffend,
vom 14. Juni 1736 hieß es, daß in zukunfft kein anderes Silber in gross und kleiner Ahrt,
Gattung und Formb verarbeythet werden solle, es seye dann allerwenigst dergestalt fein
auf dem feur achtlöthig.™ Daß dieser, von den außergmündischen Vorschriften stark ab-
278 (Sta Gd) JEGER: Periphrasia 1707, S. 1117 bis 1118.
279 (Sta Gd) JEGER: Periphrasia 1707, S. 1122.
280 (Sta Gd) JEGER: Periphrasia 1707, S. 1134 bis 1137. Dekret vom 10. März 1695. Dasselbe Dekret auch in:
(Sta GD) RP 1689 bis 95, 10. März 1695, S. 110a bis lila und (Sta LB) Bestand 178 Bü 123 S. 825,
10. März 1695.
281 (Sta Gd) RP 1689 bis 95, 12. März 1695, S. 113 a. RP 1707 bisl 1, 22. August 1709, S. 146.
282 (Sta Gd) RP 1707 bis 11, 22. August 1709, S. 146.
283 (Sta Gd) RP 1711 bis 142, 8. August 1713, S. 39 a. Die 13Lötigkeit der Großwaren blieb unangetastet.
284 (Sta Gd) GBO G: Hauptrezeß vom 9. April 1723, Punkt 21.
285 (Sta Gd) GBO G: Nebenrezeß vom 12. April 1724, Punkt 39.
286 (Sta LB) Bestand 178 Bü 118, Eidbuch nach 1700, S. 116 bis 119. Ratsdekret vom 14. Juni 1736, S. 117.
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