Der Kreis: Zeitschrift für künstlerische Kultur ; Organ der Hamburger Bühne (8.1931)

Schöneres

Imme:
wird nie sein als aller Not Ende.
Märt e n (flüsternd, jäh): Rühr es
nicht an! Sein Geist ist da — und blickt auf uns!
Imme (im Aufblick schluchzend):
Aller Not Ende!
Märt en; Wie wir vor ihm hinknien,
der unsre Armut im Tode erlitt —
unser Erbe uns hundertfältig mehrte-
Imme (beide Arme hebend):
Bruder, mein Herz hebt an über den Tränen
zu tanzen! (Steht auf.)
Märt e n (seine Hände ihr entgegenstreckend):
Freudig der Erde verbunden,
sind wir den Überirdischen gesellt!
Klindworth (berührt mit den Fingerspitzen der gebreiteten Arme beider
Hände, Die drei werden wie von einem Tanz leise und
träumerisch bewegt):
Hört mich! Tänzer des Glücks; Tänzer der Erde!
Märt e n (mit zurückgebogenem Kopf);
Des Toten Hymnus braust in meinem Blut!
Imme (geschlossenen Auges, verklärt);
Wie ich dich fühle und dich nicht erfasse!
Klindworth (hymnisch):
Die ihr emporsteigt auf des Lebens Hügel,
nur armer Erdennot von mir entwunden —
unendlich habt ihr mich von Fluch und Qual
des Niegewesenseins erlöst!! — nun wird mir
irdischer Tod zur ewigen Geburt!
(Sein Schatten weicht zurück und steht reglos wartend. Die Musik ist ver-
klungen.)
Märten:
Es schweigt Um uns —! (Streicht über das Gesicht):
0 jetzt! sieh hin! — wie prunkt es
und glitzert schon nach unsern Händen! Komm!
(Immer fröhlicher und geschäftiger):
Wir wollen unsers Ackers Goldfrucht ernten!
unser Erbteil nehmen zu neuer Saat!
am großen Gabentisch Gast sein und Wirt!
Imme (eiliger):
Mit den zwei kleinen Händen?
Märten; Ei genug,
alles zu greifen und alles zu schenken!
Da — Brötchen, Fleisch und Obst bleibt für des Gartens
frohes Getier, Jetzt wächst uns gute Speise
in Hand und Mund.
Imme; Ich breit mein Tüchlein aus!
ich trag das Bündelchen Glück eingeknotet!

96