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Der Kreis: Zeitschrift für künstlerische Kultur ; Organ der Hamburger Bühne — 8.1931

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Nr. 2 (Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43624#0154
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Ph onogramme
Mozarts Bläser-Serenade in B-Dur — mit den Hauptstücken des
frohsinnig unternehmenden Allegretto, zweier Menuette, von denen das letzte
ein entzückend quirliges und rhythmisch verwegenes Trio einschließt, sowie
des straff loslegenden Abschlußrondos — wird von dreizehn ausgezeichneten
Musikanten auf Parlophon P. 9538—9539 lebendig und bestimmt exekutiert.
Und weiter
Mozart: G-Dur-Trio Nr. 5, ein langsamer Variationssatz daraus,
wie heiter die tagklare Ebene ermessender Blick, und ein Allegretto von be-
strickend kluger Leichtigkeit und Munterkeit der Rede. Die Faßbänder-Rohr-
Vereinigung verdient sich damit auf Homocord 8995 abermals unsere
Schätzung, Als 9053 hat Homocord zwei Sätze der F-Dur-Sonate Mozarts für
Cembalo und Violine herausgebracht, deren Zierlichkeiten und reizende Duett-
gesellungen Alice Ehlers und Grete Eweler feinfühlig nachzeichnen.
Der Tanz der Salome (Richard Strauß), schwül aufschauerndes, zün-
gelndes Gebrodel, durchperlt und durchgirrt von der lauernden Lust der
Harfen, erhitzt Bruno Walter auf Columbia DWX 1342 zu turbulenter Raserei.
Victor Light Opera Company kredenzt auf Electrola EH 603 Pot-
pourris aus der englischen Operette „Jim und Jill“ und dem Whiteman-Ton-
film „King of Jazz“, delikate und in geschmeidiger Harmonie prangende
Chöre, sopranistisches Süßwerk, kurzum lauter feinstes Konditorei-Erzeugnis.
Smetana erscheint auf Ultraphon E. 465—466 als Symphoniker mit dem
bilderreichen Wandelpanorama der „Moldau“, in einer brillanten Aufführung
unter A. v. Zemlinsky, die dem Schäumen, Tosen, strombreiten Hinfluten der
Wassermassen suggestiven Ausdruck verschafft, Und außerdem auf Ultraphon
F. 626 mit dem Duett „Weiß ich doch eine . . .“ aus der „Verkauften Braut“,
diesem köstlich aus Mitteilsamkeit, Adlerweltsphilosophie, Erinnern und plum-
per Krämergeschäftigkeit zusammengeflossenen Gespräch, für das neben Jo-
seph Schmidt ein Bohnen gesanglich glänzend aufkommt, ohne allerdings die
Figur des Heiratsvermittlers in ihren Humoren zu erschöpfen.
Die Variationen über ein P aganini - Thema von Brahms, deren
technische Vertracktheiten, deren überströmende Formentladungen in der Tat
einen Paganini des Klaviers erfordern, meistert auf Elektrola DB 1388—1389
Wilhelm Backhaus in bewundernswürdig klar und hart zufassendem, bei aller
Präzision erregend angefachtem Spiel, dem kein Atom der reich aufgefüllten
Musikgestalt verlorengeht,
Richard Tauber, der Vergötterte, wirkt bei aller stimmlichen Faszi-
nation oft fatal durch ein seimiges Schwelgen und die billigen Künsteleien, zu
denen er sich durch die schal-süße Getragenheit der meist bevorzugten
Schmachtschlager verführen läßt. Reiner erstrahlen seine eminenten Gaben
in den immerhin wertvolleren Liedern von Kaun und Liszt auf Odeon O. 4978.
Zeitgenössische Violinmusik auf Homocord 9070. Von Karol
Rathaus ein Capriccio, dessen Grundgedanke von allerlei Fäden wie von Er-
innerung und Versuchung eigentümlich umgarnt erscheint, — von Heinz Tiessen
die „Totentanz-Melodie“, ein Gebilde freibewegter, geheimnisvoll langender
Linien, ausgeprägt und zwingend. Der Geiger Stefan Frenkel und ein Begleit-
orchester wissen beide Stücke durchzusetzen,
Schuberts B-Dur-Symphonie Nr. 5, vier Sätze wolkenloser Freu-
digkeit, die sich hier ländlernd robust, dort mozartisch befriedet verströmt, be-
schert Grammophon 95402—95404. Jascha Horenstein und die Berliner Philhar-
moniker werden an dem viel zu selten gehörten Werk recht warm.
Beethovens Cello-Sonate in A-Dur op. 69, unsagbar schöne
Wiedergabe auf Electrola DB 1417—1419. Drei Allegros, das mittlere
scherzando mit einem dämmerigen Trio, das letzte, nach still gesungener Ein-
leitung beschleunigt, in einer vom Klavier ausgehenden und dann der dunklen
Cellostimme sich mitbemächtigenden Heiterkeit, deren zarter Ernst wunderbar
von Lächeln überflogen erscheint. Hier wie im angefügten Beethoven-Menuett
in G findet der weich und wesenhaft sich einsenkende Ton von Casals Rück-
halt an der Unaufdringlichkeit des Begleiters Schulhoff. Wolfradt

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