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Der Kreis: Zeitschrift für künstlerische Kultur ; Organ der Hamburger Bühne — 8.1931

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Nr. 4 (April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43624#0235
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Sammttiefen der Rätsel unseres Woher werden und daß die Lich-
ter auf einem Tierleib den Sinn von Sonne aufscheinen machen oder
das Wetterleuchten von Blitzen,
Nur bei diesem einen Menschen, bei Otto Pankok, wage ich den
Namen aller Namen der Kunst zu brauchen, den Namen Rembrandt.
Pankoks Schauen ist rembrandtartig. Nicht, daß er jenen nach-
ahmte, sondern die Wirklichkeit, die alltägliche Wirklichkeit geht
durch seine Magie von Licht und Dunkel in das Wunder ihrer
Wesenheit ein. Dasselbe, was einen Rembrandt von einem Franz
Hals trennt, trennt einen Pankok von einem Liebermann,
Über dieser Kraft werden alle Mittel, Mittelchen, alle Tendenzen
und Richtungen zu einem albernen Spiel Erwachsener, denen leider
zum Spiel die Kindlichkeit fehlt. Davor zerplatzen die stirnrunzelnd
ertifteilen Pseudophilosopheme der „abstrakten“ Kunst wie Seifen-
blasen, und die Hersteller der Zeugnisse dieser Theorien auf Lein-
wand mit Farbe werden bedauernswerte, von falschem Intellekt zer-
franste Kümmerlinge,
Man sagt, der Expressionismus eines van Gogh, Nolde, Munch ist
vorbei. Ob das stimmt, weiß ich nicht, und es scheint mir ein Streit
um Worte, Aber die Kunst, in der sich unser Wesen offenbart, sie
bleibt unbekümmert um Ismen, und sie hat wie ihre Vergangenheit
so die Zukunft bis in alle Zeiten, Deutschland und der Norden
bringen ihr Erneuerung, In keinem so stark, so unabirrbar, so
gnadenvoll sicher und so menschlich ergreifend wie in Otto Pankok,
Worringer erzählt über Pankok: Als der mächtige, hochgewach-
sene, breitschultrige, bärtige Malersmann Pankok zu ihm kam, seine
Bildrollen um eine dicke, lange Stange gewickelt, die er wie einen
Stab führte, schien ihm der Christophorus, der Barbar, der den Hei-
landsknaben durch das Wasser trägt, einzutreten, Worringer fährt
fort: „aber als ich seine Bilder sah, da sah ich auch das Kind auf
seiner Schulter“, Eins der schönsten und treffendsten Dinge, die ich
über Kunst gelesen habe. Das Kind auf seiner Schulter, dieses
unsichtbare Lichtwesen aus Güte, Liebe und Freude über dem star-
ken, dunklen, fast barbarischen Menschen, Das ist Deutschland, das
ist die deutsche Kunst, das ist Otto Pankok,
Im Verlag freihochschulbund, Düsseldorf, ist Otto
Pankoks Buch Stern und Blume erschienen. Die Worte dieses
Buches sind wie der Mensch und Maler Pankok, Eine Probe brin-
gen die nächsten Seiten. Es sei nicht vergessen zu sagen, daß das
Buch 150 Abbildungen der Werke Pankoks enthält. Unsere Bilder
sind diesem Buch entnommen. Es gehört zu den wenigen Büchern
von und über Maler, die ich nicht missen möchte. Aber die Werke
muß man im Original sehen. Eine Ausstellung Pankok hier muß
erfolgen, warum gerade in Hamburg, das habe ich früher zur Ge-
nüge gesagt.

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