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Der Kreis: Zeitschrift für künstlerische Kultur ; Organ der Hamburger Bühne — 8.1931

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Nr. 4 (April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43624#0296
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Plötzlich beugte sie sich zu ihm herab und legte ihre Wange an seine ein wenig
rauhe, die heute noch nicht unter dem Rasiermesser gewesen war,
„Du bist gut —“ flüsterte sie, „Ja, ich will, Wir werden glücklich sein,“
Lovis R, Lorenz

Andre Gide: Uns nährt die Erde
(Les Nourritures Terrestres)
Deutsche Übertragung von Hans Prinzhorn. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart.
Das Buch ist ein glühender Hymnus des Lebens mit dem herrlichen Thema:
„Nathanael, ich lehre dich inbrünstig leben," Einzelne Kapitel sind nur zu
vergleichen mit den Gesängen Hölderlins im Hyperion und mit den Verkündi-
gungen Nietzsches im Zarathustra. Dieses Jugendwerk Andre Gides ist ge-
fährlich, wie alle Ursprünge des Lebendigen gefährlich sind; aber ohne diese
Gefahr des in der Tiefe Lebendigen bleibt alle Form und geistige Zucht ober-
flächlich und sinnlos. Daß Gide die Gefahr bestand, begründete die Reife
seiner späteren Werke, Die Tatsache, daß dieses bereits 1895 geschriebene
Werk in Frankreich einen vollkommenen Mißerfolg erlebte (in 10 Jahren
wurden 500 Exemplare verkauft), ist mehr als ein interessanter Fall; er ist
typisch für die geographische Kräftelagerung Europas. Das Buch ist mehr für
den Deutschen geschrieben als für den Franzosen; aber, daß es in Frankreich
von einem Franzosen geschrieben wurde, ist eine der großen Hoffnungen für
Europa, für jenes Europa, um dessenwillen Deutschland leben muß. Die Über-
tragung durch Hans P r i n z h o r n ist eine meisterhafte Leistung (für den
Kenner wird die dahinterstehende Weltschau von Ludwig Klages offenbar);
ja, die deutsche Fassung befriedigt selbst den Dichter mehr als der Urtext, so
daß er sie deir nachfolgenden Übersetzern als Vorlage empfiehlt. Wiederum
ein schöner Beweis, daß die Bereiche des Geistes nicht mit den staatlichen
Grenzen verwechselt werden dürfen; aber auch ein Beweis, daß in jedem
Volke eine Form des Geistes ihre besondere Heimat und Ausdrucksmög-
lichkeit erfährt, Rudolf Ibel

Hamburger Ausstellungen
im April: Kunsthalle (Kupferstich-
kabinett) Zeichnungen spani-
scher Meister — (Neubau) Ernst
Barlach, Zeichnungen und Drucke /
Muesum für Kunst und Gewerbe Prof,
Hugo Meier, Landeskunstschule,
eigene Arbeiten — Fritz Schlei-
fer, Sechs Architektur-Wettbewerbe
/ Museum für Hamburgische Geschichte,
Hamburgische Bildnisse /
Kunstverein (Neue Rabenstr, 25—26)
10, Ausstellung der Hambur-
gischen Sezession verbun-
den mit einer Sonderaus-
ausstellung des Architek-
ten Prof, Carl Schneider —
Lehre und Leistung, Ausstel-
lung der Staat!, Landeskunstschule /
Stadtbundklub (Hamburger Hof)
Klara Rilke-Westhoff, Ge-
mälde und Studien / Galerie Com-
meter, Gemälde alter und mo-

derner Meister und Anti-
quitäten aus den Sammlun-
gen Gen, - Konsul Fr. v, Wz. A.
Kaumann, Kostbare alte und
moderne Graphik eines Ber-
liner Sammlers / Kunstsalon
Maria Kunde, Julie Horzetzky,
Aquarelle, Oskar Laske, Wien, Ra-
dierungen / Kunsthandlung Look, Ge-
mälde hamburgischer Künst-
ler/ Altonaer Museum Alf Bach-
mann, München — Hans Kolitz,
Altona, Gemälde und Porträts — Jo-
hann Holtz, Flensburg, Graphik,
Buch- und Schriftkunst / Staats- und
Universitätsbibliothek Zunftord-
nungen und Hand w e rker 1 i-
teratur aus älterer und neu-
erer Zeit / Zoolog, Staatsinstitut,
Zoolog, Museum Bausteine zur
System, Entomologie, von der
Rohausbeute zur fertigen Sammlung.

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