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Der Kreis: Zeitschrift für künstlerische Kultur ; Organ der Hamburger Bühne — 8.1931

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Nr. 9 (September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43624#0600
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Ph onogramme
Mus i ca sacra. Die Aufbauarbeit dieser Sammlung geistlicher Musikplatten
gedeiht erfreulich. Aus der letzten Zeit nur einige besonders gute Ergebnisse
herauszugreifen: A, 31 mit den Bach-Arien „Bist du bei mir“ und „Komm süßer
Tod“, deren stille Devotion der innerliche und getroste Sopran Gertrud Bau-
manns vollkommen erfüllt. Ebenso schon dient diese schlichte und beschwingte
Stimme auf B, 4526 Mozarts „Laudate Dominum" und einem „Ave Maria" von
P, Th, Grau, Duette aus Pergoleses „Stabat Mater“ auf A, 53, stille Marien-
lieder eines Heutigen, Joseph Haas, eigen und einfach in der Melodik, doppel-
stimmig auf A, 26,
Fritz Kreisler schenkt in breitem, leuchtendem, bei allem Esprit nie
flüchtigem Strich zwei seiner Couperin-Übersetzungen auf Electrola DA 1139:
das würdevoll-elegante „Chanson Louis XIII," und das geistreich-lebhafte „La
precieuse“.
Das Cab Calloway-Orchester vereint auf Brunswick A. 9036 im
„Rumba-Tanz“ wie in „Minnie the Moocher" das Aufreizende von Schlagholz,
kreischend zerfetzten Bläsern und lamentierendem Negertonfall zu unentrinn-
barer Wirkung,
Italienische Lieder wie das schwelgerische „Erinnerung an Sorrent“
und „Dite“ gewinnen durch Piccavers bei allem Strahlen vollkommen edle, un-
renommistische Stimme auf Grammophon 90 150 lichtesten und reinsten Glanz,
Der mit kaum geringeren Mitteln ausgestattete Tenor Joseph Schmidt wirkt auf
Ultraphon A, 939 in ähnlichen Liedern immerhin etwas robuster,
Brahms-Walzer in A-Dur op, 39 für Violine, ein resignativ sich wiegen-
des Stück, erscheint auf Odeon 8746 von Hubermann etwas breit und laut ge-
halten, unendlich knapper und behutsamer mit fein aufleuchtenden Creszendis
bei Tossi Spiwakowsky auf Parlophon B, 12 154, Während Hubermann Bachs
Air auf der G-Saite anfügt, auch hier einigermaßen pratschig und grob, gibt
Spiwakowsky den Chor der Derwische aus Beethovens „Ruinen von Athen"
hinzu, ein in seiner sonderbar gurgelnden und wirbelnden Monotonie geradezu
magisches Gebilde,
Auf zwei Klavieren arbeitet sowohl das Team Groß-Kauffmann (Ultra-
phon A, 803) wie die Kombination Mackeben-Haentzschel (Ultraphon A, 877)
so flott und unbeschwert, exakt und finessenreich zusammen, daß es ein Ge-
nuß ist.
Aus der „Schönen Helena“, wie sie jetzt in Korngolds musikalischer
Revision bei Reinhardt glanzvollst erscheint, läßt Electrola EG 2326 die von
wahrhaft hellenischer Heiterkeit erfüllte Schäfer-Arie des Paris und sein Duett
mit Helena („Es ist ein Traum“) hören. Während die bezaubernde Jarmila No-
votna hier nicht recht zur Geltung kommt, offenbart sich die ungezierte Leich-
tigkeit, die helle, junge Art des vortrefflichen Tenors Gerd Niemar desto ge-
winnender,
Klavierstücke von Debussy. Vladimir Horowitz gibt auf Electrola
DA 1160 die Puppen-Serenade aus „Childrens Corner-Suite“. Gläserner Stil,
spröde Zierlichkeit, doch verblasene Musikgestalt, (Der außerordentliche Pianist
steuert noch die Konzertstücke Liszt-Busonis nach Paganini in Es-Dur bei und
blitzt ihr rasantes Laufwerk in ausgeschliffenstem Präzisionsspiel nur so hin.)
Auf Grammophon 90 174 ein ganz anderer Debussy in der wundervoll rapiden
schlüssigen, zwingenden Cis-Moll-Toccata, die A. Brailowsky äußerst bestimmt
und energievoll ausführt, (Um ferner aus der gleichen Lebhaftigkeit des Vor-
dringens den E-Moll-Walzer Chopins zu entwickeln.)
„Der Hirt auf dem Felsen", Schuberts überaus lieblich den Frühling
bewillkommnendes, frohsinnig mit dem Widerhall spielendes Lied, dessen Melo-
die allenthalben ein Klarinetten-Echo sekundiert, singt auf Electrola EJ 55S
Lotte Schöne, etwas beschwert durch die Orchester-Begleitung, die das Original
keineswegs vorsieht. Und wo ist der wehmutvolle Mittelteil geblieben, von dessen
elegischem Klang sich der auf jubelnde Schluß desto entzückender abheben würde?
Don Kosaken-Chor, Leitung S, Jaroff, auf Columbia DWX 5011 mit
einer Folge von Kosakenliedern, unter denen der flinke Reigen „Schön wie die
Himbeere“ vor allem erfreut. Die Überspitzung des dreinfahrenden Forte wie
der überzart verzitternden Pianissimi, der Imponierbässe und des neckischen
Stimmengehusches läßt den Vortrag bei aller Wirksamkeit etwas maniriert
erscheinen, W o 1 f r a d t

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