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Der Kreis: Zeitschrift für künstlerische Kultur ; Organ der Hamburger Bühne — 8.1931

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Nr. 10 (Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43624#0672
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Phonogramme
Furtwänglers „Tristan” war, unter Funk-Anschluß der ganzen Welt,
Kern der letzten Bayreuther Festspiele. Grammophon 95 438 bewahrt seine
beschwörerisch auseinanderfaltende, in großartiger Mählichkeit die schweren,
breiten Flächen dieser Tonsprache emporfügende Mitteilung des Vorspiels,
95 439 der leidenschaftsvollen Liebestod-Musik.
Aus R e s p i g h i s Orchestersuite „Alte Tänze und Arien” zeigt das Covent
Garden Orchester auf Electrola EH 641—642 den gewichtig sich drehenden,
ländlich-barocken Bauerntanz, dann ein weihrauchiges, an Gounod gemahnendes
Stück „Die Glocken von Paris” und schließlich den in musikantischer Lebhaftig-
keit und geschickter Stilcharakteristik reizvollsten Bergamasker,
Plantagenlieder hört man auf Parlophon B, 48 019 vom Edith-Lorand-
Orchester, schluchzige, flotte und eine Art Dudelsackgalopp zum Schluß, Andere
Seite; das lullweiche altirische „Londonderry Air“, von Kreisler zurechtgelegt.
Rossini entwickelt in der Ouvertüre zur „Diebischen Elster“ den ganzen
listgespannten Impetus seines Stils. Auf Grammophon 95 427 stachelt Furt-
wängler diese schlanke Musik zu alarmierendster Wirkung an. Das Duett
Figaros und des Grafen aus dem 1. Akt des „Barbier“ setzen auf Electrola
DB 1433 B. Franci und B, Laudi in glänzender Beweglichkeit und zündender
Verve des Vortrags hin. Auf Homocord 9098—9099 eine farbige Wiedergabe
der „Wilhelm-Tell“-Ouvertüre durch das ausgezeichnete Mailänder Sinfonie-
Orchester unter Guarnieri,
„The Alpine Milk m a n”, einen faszinierenden Jodelkünstler, der sich
mit Juhu durch die Welt bringt, beulkt das Ben-Bernie-Orchester flottermaßen
in Wort und Ton auf Brunswick A. 6107, Rückwärts der hymnische Fest-
klamauk „Fiesta”.
Lotte Lehmann, selbst in den lyrischen Koketterien der Lieder d’Al-
berts und Bergers auf Odeon 0. 4823 bestrickend anmutvoll, vermag ihrer
Stimme schönste Eigenschaften, die strömende Wärme, die feine Angefachtheit
und Stille des Herzens, an Schumanns „Widmung” und „Du bist wie eine
Blume” (Odeon O. 4824) besonders zu offenbaren,
Mozarts C-dur-Symphonie Nr, 34, der Salzburger Zeit zugehörig,
umschließt mit vibrierend raschen, freudigen Allegrosätzen eines der schwe-
bendsten, bei aller metrischen Klärung unendlich vergleitenden Andantes des
ganzen Musikreiches. Blech spielt sie in etwas verknappter Fassung auf Elec-
trola EJ 607—608 froh beherzt und zart beflügelt,
Chansons von Kiabund und Mühsam, mit feiner, zwingender
Musik umzeichnet von B, Reinitz, auf Homocord 3762. Harald Paulsen findet
für Kiabunds mitleidigen Straßenmädchen-Nachruf „Fünf Mark" sehr zarte,
bittere Töne und kommt mit Mühsams Spottlied vom „Revoluzzer” in beste
scharfe Laune,
Donizetti-Querschnitte in italienischen Aufführungen bei Columbia,
Einmal (GQX 10 064—10 068) die „Favoritin”; aber das ist richtige akademische
Operei, staubige Großspurigkeit der Schreie und Gebärden, und hat nichts mit
dem Donizetti zu tun, der heute wieder neben Offenbach in den vordersten
Vordergrund rückt —, mit dem Donizetti etwa des „Liebestrank" (GQX 10 093
bis 10 098), dessen Komödientemperament und gelächterhelle Frische, dessen
Delikatesse unerschöpflich entzückt. Glanzstücke vor allem die reizenden
Duett-Dispute, rassig gesungene Ensembleszenen,
Die Boswell-Sisters,zu dritt unter Führung einer Art Tucker, brauen
aus geheimnisvoll schleppenden Klagetönen und rhapsodischem Gewieher
magisches Song-Gemisch auf Brunswick A. 9066 und A. 9081. Dunkelschillernde
Feierlichkeit, oft bewußt hölzern intoniert, schlägt in flotten Zuruf um, erregte
Rhythmik zückt unvermittelt aus hintergründigem Lasten der Tonbewegung auf.
Bach-Arien singt auf Parlophon B. 48 017 durchdacht und ausdrucksvoll
Lotte Leonard; zum Cembalo das fast Mozartische „Willst du dein Herz mir
schenken” —, zu Orgel und Violine das edle Lamento „Ich hatte viel Beküm-
mernis” aus der Kantate „Seufzer, Tränen”,
„R ömischer Karneva 1”, die buntglühende, trubulös sich Überschla-
gende Ouvertüre von Berlioz, brennt der Dirigent Joseph Rosenstock auf Par-
lophon P, 9561 brilliant ab,
Wolfradt

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