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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0051
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30

Hamilkar Barkas in Sicilieu.

Lage der Stadt. Sind die bisherigen Ausführungen richtig, so ergibt sich die Frage:
wo lag denn nun aber die Stadt Eryx, die Hamilkar besetzt hatte?
Polybios antwortet „unmittelbar unter dem Gipfel", und Holm, der sich
in seiner Geschichte Siziliens (III 354) aus ähnlichen Gründen wie wir
auch schon gegen die Anlage der Stadt auf dem Gipfel selbst ausge-
sprochen hat, hat sie deshalb auf der Südseite des Berges an der Stelle
des jetzigen Kapuzinerklosters gesucht. Das ist indessen schlechter-
dings unmöglich.

Die Felswand im Süden der Stadt S. Giuliano fällt in ihrer ganzen
Länge so steil und lückenlos ab, daß hier vor dem Bau der Kunst-
straße, die in mehreren Serpentinen sehr geschickt die außerordent-
lichen Terrainschwierigkeiten überwindet, kaum eine praktikable Ver-
bindung denkbar ist. Jedenfalls wäre eine Belagerung des Tempel-
bezirkes, wie Hamilkar sie durchgeführt hat, von hier unten aus ein-
fach ein absurder Gedanke. Und wie sollte der Karthager hier auf
der Südseite des Berges die Verbindung mit dem Meere aufrecht er-
halten haben?

Die Stadt Eryx kann nur auf dem oben beschriebenen schrägen
Plateau des Berges, also nordwestlich vom Tempelbezirk gelegen
haben, und zwar nicht, wie man wohl geglaubt hat, auf halber Höhe
des Berges nach Drepana zu1), sondern weit näher dem Gipfel. Man
hat sich gegen diese Annahme besonders deshalb gesträubt, weil hier
nichts von Resten einer Stadt erhalten sei2j.

Indessen muß man nur ordentlich zusehen.

Schon ältere Beobachter sprechen von einer „Gegenmauer oder
vielmehr Graben", der sich eine Miglie (U/2 Kilometer) entfernt von

kleine Schloß des Grafen Pepoli bzw. das halb verfallene sogenannte Castello liegt.
Der letztere Punkt erscheint mir selbst für den Tempel allein zu klein; er hat nur
314 Schritt im Umkreis und dabei eine unregelmäßige Form. Auch das Schloß selber
ist nicht dafür geeignet, da es von dem Punkte 751 vollständig beherrscht wird.
Der Tempel hat vielmehr allem Anscheine nach auf diesem Punkt 751 selbst ge-
legen, an der Stelle der heutigen Kirche S. Giuliano, die auf seinen Fundamenten
ruhen dürfte. Das ist der höchste Punkt des Plateaus und von allen Seiten weithin
sichtbar. Aber selbst, wenn man nach Diodor IV 78, 4 das Castello als Punkt des
Tempels annehmen wollte, so würde das die Frage des Tempelbezirkes nicht verändern.

1) So Mommsen r. G. I7 530. Ihne II S9.

2) So heißt es z. B. „Aus dem klassischen Süden" S. 59: „Gegen die Annahme,
die Stadt habe auf halber Höhe gelegen (Mommsen r. G. P 530. Kerckhoff, Eeise-
erinnerungen aus Sicilieu, Programm 1894) spricht vor allem das Fehlen irgend-
welcher Baureste aus dem Altertum."
 
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