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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0050

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2. Eryx. 29

irtinedov), selbst angedeutet, daß er nicht einen Punkt, sondern eine
ganze Fläche unter diesem Worte verstanden hat. Dazu kommt
aber, daß, wenn man Stadt und Tempel in diesem kleinen Bezirk unter-
bringen will, der Raum in keiner Weise ausreicht. Wir wissen, daß
Hamilkar die Stadt Eryx genommen hat und sie zum Lager für seine
Armee umschuf (unten S. 33), indem er die Einwohner nach Drepana
übersiedelte. Dafür brauchte er mindestens so viel Platz, wie die
ganze Stadt S. Giuliano einnimmt, so daß dann für den Tempel nichts
mehr übrig geblieben wäre. Nun müssen wir aber für das Heiligtum
auch einen verhältnismäßig bedeutenden Raum in Anspruch nehmen.
Denn er bestand nicht nur aus dem Tempelgebäude selber, sondern
aus einem ohne Zweifel recht ausgedehnten heiligen Bezirk, in welchem
zahlreiche Priester, Tempeldiener und weibliche Hierodulen ihre Woh-
nung hatten und noch in der Kaiserzeit eine Besatzung von 200 Mann lag.
Zur Zeit aber, von der hier die Rede ist, wird uns die Besatzung sogar auf
3000 Mann angegeben (S. 34 A. 1), zu denen später noch eine Schar
von etwa 1500 gallischen Überläufern hinzugekommen zu sein scheintij.

Eine Festung mit solcher Besatzung bedarf schon für sicli einen
beträchtlichen Raum und kann nicht neben Hamilkars eigener Armee
in dem engen Umfange der heutigen Stadt Platz gehabt haben. Wir
sind aus diesen Gründen genötigt anzunehmen, daß der Tempelbezirk
die ganze jetzige Stadt umfaßt hat und die noch erhaltene Stadtmauer
deren Befestigung gewesen ist. Daß in diesen Umkreis auch ein Teil
der Stadt selber mit eingeschlossen gewesen und alles zusammen eine
Art Oberstadt gebildet haben kann, soll damit natürlich nicht ge-
leugnet werden.

So erhalten wir einerseits den genügenden Platz für den Tempel
mit seinen Nebengebäuden, den Festplatz und die Kasernen und ver-
stehen anderseits, daß dieser ganze Bezirk eine Festung für sich bildete
und eine bedeutende militärische Wichtigkeit beanspruchen konnte2).

1) Nach Polybios II 7, 7 war die zu den Römern übergelaufene gallische Schar
im Anfange des Krieges, wo sie im Jahre 262 in Agrigent stand, über 3000 Mann
stark (vgl. Meitzer II 273), und nach 32jährigen Kriegen und Umherschweifen waren
im Jahre 230 noch immer 800 Mann von ihr übrig {Pol. II 5, 4). Man kann also
annehmen, daß sie 12—13 Jahre früher etwa 1500 Mann stark gewesen ist. — Tiber
die Besatzung in der Kaiserzeit und das damalige Aussehen s. Diodor IV 83, 7.
Strabo VI 4, 5 C. 272.

2) Man nimmt gewöhnlich an, daß der Tempel in der äußersten Ostecke des
Plateaus bei d oder gar bei a der Skizze 5 gelegen habe, da, wo jetzt das
 
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