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Der zweite Punisehe Krieg iu Afrika.

uns nichts übrig, als zwei Orte dieses Namens im Gebiete des Djebel
Massouge anzunehmen.

Die Erklärung für diese Tatsache läßt sich auch finden, wenn wil-
den Typus der Ruinen betrachten, die uns an den beiden Stätten er-
halten sind1).

seba Biar. Bei Seba Biar fanden wir die Spuren einer Stadt, deren sichtbare
Reste fast ausschließlich in die vorrömische Zeit weisen. Im Gegen-
satze dazu tragen die Reste von Jama ausgesprochen das Gepräge der
römischen Kaiserzeit; unzweifelhaft war in dieser Epoche der letztere
Ort weit bedeutender wie der erstere, der damals kaum mehr städtischen
Charakter gehabt haben kann.

Nun wissen wir aus Cassius Dio XLVIII 23, daß Zama in den
Wirren des Bürgerkrieges im Jahre 41 v. Chr., also erst 5 Jahre nach
der Einverleibung des Landes in das römische Reich, vom T. Sextius
erobert wurde, und aus Strabo XVII 3, 829 überdies, daß es dann
lange Zeit wüst gelegen hat. Ist es nicht denkbar, daß man, als es später
galt, die zerstörte Königsstadt wieder aufzubauen, sich entschloß, den von
Natur aus nicht besonders günstigen Platz zu verlassen und die neue
Niederlassung auf den Nordausläufer des nahen Berges zu verlegen, wo
sie durch Terrain wie durch Kunst gleich stark, in wahrhaft königlicher
Lage meilenweit die Umgebung beherrschte?2). Auf der alten Stelle
mag sich ja infolge der guten Wasserverhältnisse3), und weil noch aus
der früheren Zeit die Hauptkommunikationen der Gegend dort zusam-
menliefen, eine neue Ansiedelung entwickelt haben; allein zur Bedeutung
einer Stadt gelangte sie nicht mehr; ohne Mauern und Monumental-
bauten fristete sie ein kärgliches Dasein, bis die Stürme der arabischen
Invasion die letzten Reste der alten Königstadt vom Erdboden vertilgten.

Vielleicht ist gerade damals — es klingt wie eine Ironie und doch
ist es gut möglich — der Name „Zama Regia" geprägt worden: es
galt der Stätte, auf der zur Zeit des freien Numidiens die Königsresi-
denz gestanden hatte. Und kann nicht der Name „Zama major" (Zäfia
tisXwv Ptol. IV 3, 33), den man bisher stets als Gegensatz zu dem
bei Sidi Abd el Djedidi gelegenen andern Zama aufgefaßt hat, auch
die Unterscheidung vom alten, königlichen Zama bedeuten, das durch

1) Winckler (No. 33) p. 97.

2) Dies hat schon Winckler betont; (No. 33) p. 97.

3) Der Platz hat reichliches Grundwasser und daher zahlreiche Brunnen (Bir,
plur. Biar).
 
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