Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6. Die Malereien in der Margaretenkapelle des Konstanzer Münsters.

17

namhaft zu machen; vielleicht darf man auf eine Florentiner Miniatur aus dem
14. Jahrhundert hinweisen, wo über dem Bett einer sterbenden Frau Christus
und Maria stehen, um sich der armen Seele, die eben aus dem Körper ent-
weicht, anzunehmen, während von der Seite der Teufel erscheint, um sein
Anrecht geltend zu machen. Über Christus und Maria ist Gott Vater in der
Mandorla abgebildet1.

Ich schlage darum vor, das ikonographisch eigenartige Wandgemälde in
der Konstanzer Bischofskapelle eschatologisch zu deuten: Otto III. wollte sich
bei seinem bevorstehenden Tode der Hilfe Christi und Maria gegen die An-
griffe des bösen Feindes versichern, nachdem er schon über seinem Grabe
durch Anbringung der Kreuzigungsgruppe und der Mutter Gottes mit dem
Jesuskinde seinem Glauben an den Beistand des Erlösers und seiner heiligen
Mutter Ausdruck gegeben hatte 2.

1 Vgl. Zeitschrift für Bücherfreunde 1898/99,
377.

2 Wingenroth, Zeitschrift f. Geschichte
des Oberrheins N. F. XX 447 hat richtig
vermutet, daß sich „Theologen" für das Bild

interessieren. Warum sollten sie das auch
nicht tun ? Handelt es sich doch um ein
schönes theologisches Motiv. Nur hat er ver-
gessen, zu bemerken, daß „ein Theologe" das
Bild entdeckt hat.

Künstle, Drei Lobende und drei Tote.

2
 
Annotationen