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Kugler, Franz
Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte: mit Illustrationen und andern artistischen Beilagen (Band 2) — Stuttgart, 1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.2221#0422
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Würzburg.

419

Bischöfliches Epitaphium, 1540. Barock-Nische. Der Bischof in ganzer
Figur, knieend vor einem Cruciflxe; hinter ihm ein Ritter mit dem Für-
stenschwert und der Weihbischof. Sehr treffliche schlichte Arbeit im
Style der Zeit.

Desgl. 1544. „Conradus a Bibra." Nur die Hautrelieffigur des Bi-
schofes vor dem Cruciflxe. Schwerer und conventioneller, doch fein. Sehr
verwittert.

Desgl. 1558. „Melchior ex antiqua Zobelorum gente." (Der Bischof
wurde nebst zwei Edeln meuchlings erschossen.) Barock-Architektur.
Landschaft in flachem Relief, Würzburger Gegend. Davor in Hautrelief
ein Crucifix, vor welchem der, in freier Statue dargestellte Bischof kniet;
hinter ihm, wieder in Relief, zwei knieende Ritter. Massiges Lebensgefühl
und nicht viel Stylgefühl.

Desgl. 1573. „Friedrich von Wirsberg." Ziemlich plumpe Barock-
Architektur. Darin oberwärts Gott-Vater, Crucifixus und Engel; unter-
wärts der knieende Bischof, "Würdenträger und der h. Bartholomäus um
ihn. Die Darstellung theils in flachem, theils in Haut-Relief. Auch hier
ein massiges, nicht sonderlich stylistisches Lebensgefühl, zugleich bei
mangelhaften Verhältnissen.

Reiches ritterliches Denkmal, 1575. „Sebastian Echter von Mespel-
brunn". Manches Emblematische an Statuen u. dergl., leidlich gut im
Style der Zeit. Oberwärts, aufgestützt liegend, die lebensgrosse Statue des
frisch männlichen Ritters, im eleganten Turnierharnisch; unterwärts die
Gestalt des Ritters als Leiche.

Bischöfl. Denkmal, 1622. „Memoria Joannis Godefridi, origine equi-
tis Franci, Familia ab Aschausen.u Barocke Architektur. Die bischöfl.
Figur massig lebendig, steif in der Haltung und ohne sonderlichen Styl.
Desgl. 1669. „Adolph Friedrich." Reiches Epitaphium; der Bischof
'" ganzer Figur knieend. Wenig Styl; Andeutung des für jene Zeit cha-
rakteristischen Natursiunes. Engel, die an Fiamingo erinnern.

Neumünsterkirche, nördlich neben dem Dome. —
Romanisch, doch das Innere ganz in der barocken Weise
eines Borromini erneut; so auch die Hauptfacade. Sonst
im Aeusseren noch Bedeutendes von der ursprünglichen
Anlage und zwar in eleganten spätromanischen Formen.
Zierliche rundbogige Friese, auf Säulchen statt der Lisse-
nen; anderweitig Elegantes in den dekorirenden Details.
Im südlichen Kreuzgiebel Rosenfenster und oben spitzbogig
romanische Nischen. An der Nordwestseite noch ein alter
Thurm, dessen achteckiger Obertheil mit überladener aber
sehr zierlicher spätromanischer Dekoration.

Im Chore zwei Tafeln von Wohlgemuth. Anbetung
der Hirten und Anbetung der Weisen. Ganz tüchtig in
v«n>nordwMii.Thnra!. seiner Art.

Liebfrauenkapelle. — Im J. 1377 der Grundstein gelegt; der
'hurm von 1441 bis 1479 '). Zierlich spätgothische Kapelle; das Schiff
Mwas kurz. Mittel- und Seitenschiffe gleich hoch. Achteckige Pfeiler mit
fh-eiviertelsäulen an der Schiffseite. Nichts von Kapitälbildung; die kehlen-
'»rmigen Gewölbgurte treten unmittelbar aus der Masse hervor. Das Aeus-

') Scharold. a. a. 0. S. 246.
 
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