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Kugler, Franz
Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte: mit Illustrationen und andern artistischen Beilagen (Band 2) — Stuttgart, 1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.2221#0017
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Alterthümor und Kunstdenkmale des Erlauchten Hauses Hohenzollern. 17

Mal auf nähere, historisch gültige Beweise zurückgeführt wird. Die fol-
genden Blätter sind der Münsterkirehe des Klosters Heilsbronn in Fran-
ken, zwischen Anspach und Nürnberg, gewidmet, welche längere Zeit hin-
durch förmlich als Begräbnisskirche des Hauses Hohenzollern gedient hat,
und noch gegenwärtig viele Denkmale von nürnbergischen Burggrafen, bran-
denburgischen Markgrafen und Kurfürsten aus dem ebengenannten Hause,
sowie von Mitgliedern ihrer Familie in sich einsehliesst. Es werden von
dieser Kirche der Grundriss, eine innere und eine äussere Ansicht, ein
grosses Fenster mit Glasmalereien und einige architektonische Details mit-
getheilt.

Die Kirche erscheint in ihrer ursprünglichen Anlage als eine Basilika
im byzantinischen Style, mit einem Querschiff, das Hauptschiff durch Säu-
lenstellungen mit Würfelkapitälen und Halbkreisbögen gebildet, und mit
flacher Decke versehen. (Die Säulenstellungen sind nicht, wie es in den
Basiliken andrer Gegenden häufig vorkommt, mit Pfeilern vermischt.) Doch
ist diese Anlage durch spätere Erweiterungen und Einbauten mannigfach
verändert. Der Chor ist zur Zeit des gothischen Styles beträchtlich ver-
grössert worden, das südliche Seitenschiff ist in derselben Periode verdop-
pelt, und auf der Westseite der Kirche eine grosse Kapelle, durch eine
Treppe von dem Hauptraume der Kirche gesondert, vorgebaut worden.
Später hat man zwei Querwände quer durch die Kirche gezogen, so dass
dieselbe gegenwärtig in drei Haupträume zerfällt. Der Grundriss unterschei-
det die verschiedenen Perioden dieser Bauanlagen.

Die byzantinischen Theile der Kirche erscheinen nach den vorliegen-
den Abbildungen sehr einfach; namentlich die Würfelkapitäle der Säulen
des Hauptschiffes entbehren alles plastischen Schmuckes. So dürfte kein
Grund vorhanden sein, um es zu bezweifeln, dass dies Theile jener Kirche
seien, welche Bischof Otto von Bamberg, der das Kloster gründete, erbauen
und im J. 1136 einweihen Hess. Zugleich aber dürfte die Einfachheit einer
so bedeutenden Kirche — einer Kirche, die von einem so lebhaften Freunde
der Architektur, wie Bischof Otto bekanntlich war, erbaut wurde — in ge-
wissem Maasse als charakteristisch für den Kunstgeschmack ihrer Ent-
stehuugszeit betrachtet werden, und als eine Warnung gegen die noch im-
mer beliebten, willkürlich frühen Altersbestimmungen unserer mittelalter-
lichen Architektur gelten können. Etwas reicheres byzantinisches Detail
gewahrt man an der, dem südlichen Kreuzflügel angefügten Heidecker
Kapelle, nämlich an der Bekrönung ihrer Altarnische, welche letztere —
höchst eigentümlich — wie ein Erker über das Fundament der Kapelle
hinaustritt und durch einen kolossalen Kragstein getragen wird. Eine in
den Text eingedruckte Radirung giebt ein näheres Bild dieses interessan-
ten Architekturstückes Vielleicht ist schon diese Kapelle ein in der spä-
teren Zeit des zwölften Jahrhunderts hinzugefügter Anbau. Die gothischen
Theile der Kirche erscheinen, wenigstens im Aeusseren, ebenfalls einfach,
und nur das zierlich durchbrochene Thürmchen über dem Chore giebt ein
Beispiel von der reicheren Entfaltung dieses Styles. (Aus früher Reise-Erin-
nerung ist dem Unterzeichneten auch von dem, im gothischen Style erweiterten
südlichen Seitenschiff der Eindruck reicherer Architekturformen geblieben.)
Das Glasgemälde, welches auf dem letzten Blatt des vorliegenden Hef-
tes, sauber colorirt und sehr charakteristisch im Style der Zeichnung, vor-
geführt wird, enthält in drei Abtheihingen eine Darstellung des gekreuzig-

KugUr, Kleine Schriflen. II. 2
 
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