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IV. Pliönicien und Israel.
mittelasiatischer Tempel; die Cherubgestalten sclieinen in den
phantastischen Thiexfiguren der assyrischen Kunst ihr Vor- oder
Gegenbild zu finden. — Zerstört wurde der Tempel im Jahr 586
durch Nebukadnezarein späterer, gegen Ende des sechsten
Jahrhunderts ausgeftihrter Neubau war wenig bedeutend.
Ein zweiter glänzender Bau, den Salomo ausführen liess,
war sein höniglicher Pallast. Nach mittelasiatischer Bauweise
scheint derselbe aus einer Anzahl von Gebäuden und Höfen be-
standen zu haben. Es werden darin mehrere Säulensäle erwähnt.
Besonders wundervoll war der aus Gold und Elfenbein gearbeitete
Löwenthron des Königs. — Auf anderweitig glänzende Ausstat-
tung deuten die, in den nächaten Jahrhunderten der jüdischen
Geschichte genannten „elfenbeinernen Häuser.“ —
Den späteren Zeiten der phönicischen Nationalität geliört die
Blüthe Ivarthago’s an, von dessen künstlerisch monumentaler
Bethätigung wir indess wiederum nur sehr wenig wissen. Unter
den Tempeln dieser Stadt war dgr sogenannte Apollotempel durch
den Goldschmüch, der auch hier das Innere behleidete, ausge-
zeichnet. Dcr Ivönigshafen der Stadt war mit einem Portikus
ionischer Säulen umgeben. Aus der vorrömischen Zeit Karthago’s
liaben sich keine Ixeste erhalten. An den Stätten einiger der
andern phönicisch-afrikanischen Ivüstenstädte finden sich Ueber-
bleibsel mächtigen Uferbaues.
Bildnerei.
Auch die bildende Kunst der Phönicier verräth ihre ent-
schieden primitive Grundlage darin, dass die Götterbilder zum
Theil aus rohen Steinen oder einfachen Steinkegeln bestanden.
Dann tritt eine ungeheuerliche Vermischung menschlicher und
thierischer Formen ein. Zuweilen wird der Anfertigung goldner
Götterbilder gedacht, wie solche namentlich auch bei den He-
bräern, in der Zeit vor David, vorkamen. Was erhalten und
mit einiger Sicherheit den Phöniciern als selbständiges Eigen-
thum zuzuschreiben ist, zeio-t p'änzliche Abwmsenheit kiinstlerischen
Sinnes; es ist nichts daraus ersiclitlich als ein sehr kümmerliches
Geniigen an noch völlig embryonischen Gebilden. Solcher Art
ist eine Menge verzerrter kleiner Idole, die in Sardinien gefun-
den sind und deren sich auch sonst Beispiele aus dem Alterthum
erhalten haben. 1 Einige auf Malt.a, in dem Ileiligthum von
Hadjar-Chem, entdeckte Figuren haben abscheuliclie schlauchartig
gedunsene Forrnen. 2 Eine Anzahl von Votivpfeilern, die sicli im
Gebiete des alten Numidiens, dem heutigen Algerien, gefunden
haben und die mit punischer Schrift und mit Bildwerk versehen
1 Gerhard, a. a. 0. t. 4, 5. — 2 Kunstblatt, 1841, Ko. 52.
IV. Pliönicien und Israel.
mittelasiatischer Tempel; die Cherubgestalten sclieinen in den
phantastischen Thiexfiguren der assyrischen Kunst ihr Vor- oder
Gegenbild zu finden. — Zerstört wurde der Tempel im Jahr 586
durch Nebukadnezarein späterer, gegen Ende des sechsten
Jahrhunderts ausgeftihrter Neubau war wenig bedeutend.
Ein zweiter glänzender Bau, den Salomo ausführen liess,
war sein höniglicher Pallast. Nach mittelasiatischer Bauweise
scheint derselbe aus einer Anzahl von Gebäuden und Höfen be-
standen zu haben. Es werden darin mehrere Säulensäle erwähnt.
Besonders wundervoll war der aus Gold und Elfenbein gearbeitete
Löwenthron des Königs. — Auf anderweitig glänzende Ausstat-
tung deuten die, in den nächaten Jahrhunderten der jüdischen
Geschichte genannten „elfenbeinernen Häuser.“ —
Den späteren Zeiten der phönicischen Nationalität geliört die
Blüthe Ivarthago’s an, von dessen künstlerisch monumentaler
Bethätigung wir indess wiederum nur sehr wenig wissen. Unter
den Tempeln dieser Stadt war dgr sogenannte Apollotempel durch
den Goldschmüch, der auch hier das Innere behleidete, ausge-
zeichnet. Dcr Ivönigshafen der Stadt war mit einem Portikus
ionischer Säulen umgeben. Aus der vorrömischen Zeit Karthago’s
liaben sich keine Ixeste erhalten. An den Stätten einiger der
andern phönicisch-afrikanischen Ivüstenstädte finden sich Ueber-
bleibsel mächtigen Uferbaues.
Bildnerei.
Auch die bildende Kunst der Phönicier verräth ihre ent-
schieden primitive Grundlage darin, dass die Götterbilder zum
Theil aus rohen Steinen oder einfachen Steinkegeln bestanden.
Dann tritt eine ungeheuerliche Vermischung menschlicher und
thierischer Formen ein. Zuweilen wird der Anfertigung goldner
Götterbilder gedacht, wie solche namentlich auch bei den He-
bräern, in der Zeit vor David, vorkamen. Was erhalten und
mit einiger Sicherheit den Phöniciern als selbständiges Eigen-
thum zuzuschreiben ist, zeio-t p'änzliche Abwmsenheit kiinstlerischen
Sinnes; es ist nichts daraus ersiclitlich als ein sehr kümmerliches
Geniigen an noch völlig embryonischen Gebilden. Solcher Art
ist eine Menge verzerrter kleiner Idole, die in Sardinien gefun-
den sind und deren sich auch sonst Beispiele aus dem Alterthum
erhalten haben. 1 Einige auf Malt.a, in dem Ileiligthum von
Hadjar-Chem, entdeckte Figuren haben abscheuliclie schlauchartig
gedunsene Forrnen. 2 Eine Anzahl von Votivpfeilern, die sicli im
Gebiete des alten Numidiens, dem heutigen Algerien, gefunden
haben und die mit punischer Schrift und mit Bildwerk versehen
1 Gerhard, a. a. 0. t. 4, 5. — 2 Kunstblatt, 1841, Ko. 52.