Hellas.
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ilire Grundlage der urthümlich. monumentalen Richtung des
europäischen Nordweffitens in rnehr als einer Beziehung ent-
sprechend; andrerseits macht sich, wie das Streben nach reicherer
Austattung ersichtlich wird, die Aneignung des in der orientali-
schen Kunst Ueblichen und der eigenthümlichen reicheren Bil-
dungen desselben mit Bestimmtheit ersichtlicli.
Die Grabmonumente dieser Epoche haben, den erhalte-
nen Resten wie den schriftlichen Berichten des Alterthums zu-
folge, eine durchaus urthümliche BeschatFenheit. Es sind einfach
mächtige Erdhügel, zuweilen auf einer Unterlage von Steinen,
zuweilen auf dem Gipfel mit einern aufgerichteten Steinmal ge-
krönt. Die trojanische Ebene hat eine erhebliche Aiizahl solcher
Hiigel. Auch in Hellas kommen Beispiele derselben vor.
Fiir den Tempelbau fehlt es fast ganz an Nachrichten und
Resten. Ein kleines rohes Gebäude am Berge Ocha auf der
Insel Euböa, 1 ein längliches Yiereck mit dicken senkrechten
Wänden, niedrig, dachartig mit übereinander vorkragenden Stein-
platten bedeckt, wird (obgleich nicht ohne Widerspruch) für einen
Heratempel der pelasgisclien Vorzeit gehalten.
Der hienach vorauszusetzende Mangel eines irgendwie aus-
gebildeten Tempelbaues findet seine Begründung in der Unbild-
lichkeit der Götter. Die Götter, welche das griechische Volk
ursprünglich verelirte, standen der Pliantasie nocli nicht in leben-
dig ausgeprägter Gestalt gegeniiber; rohe Symbole, wie iiberall
auf den primitivsten Stufen, vertraten ihre Stelle. Noch in der
Spätzeit des griechischen Alterthums hatten sich solche Sjunbole
erhalten. Pausanias sah deren an mehreren Orten: zu Orcho-
menos in Böotien einige einfache Steine, welche als Bilder der
Chariten verehrt wurden; zu Pharä in Achaja etwa dreissig vier-
eckige Steine, welche die Nanren verschiedener Götter trugen;
zu Sikyon einen Zeus Meilichios von roher pyramidalischer Form
und eine Artemis Patroa, die einer Säule ähnlich (etwa wie ein
keltischer Menhir?) gebiklet war. 2 Anderweit werden andre
Götterbilder der Art erwähnt. Die Hermenbilder, viereckige
Steinpfeiler mit einern menschlichen Idaupte, scheinen eine eben-
falls noch primitive Eortbildung dieser urthümlichsten Gestaltung
zu bezeichnen, etwa in ähnlichem Sinne, wie jene rohen Herrnen-
pfeiler, welche neuerlich auf der Oster-Insel (oben, S. 9, f.) auf-
gefunden wurden. Die Hermenbildung soll in Attika ihren Ur-
sprung genommen haben. 3 Die spätere griechische Kunst liat
das alterthümliclie Motiv vielfach wiederholt.
WichtigereDenkmäler sind die Reste der gewaltigen VI a u er n,
mit denen die alten Akropolen, die Königsburgen der hellenischen
Ländchen, umgeben und geschützt waren. Es ist zwar (abgesehen
1 Monumenti inecl. dell’inst. di corrispondenza arclreol. III, t. 37. — 2 Pausan.
IX, 38, 1; VII, 22, 3; II, 9, 6. — 3 Pansan. IV, 33, 4.
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ilire Grundlage der urthümlich. monumentalen Richtung des
europäischen Nordweffitens in rnehr als einer Beziehung ent-
sprechend; andrerseits macht sich, wie das Streben nach reicherer
Austattung ersichtlich wird, die Aneignung des in der orientali-
schen Kunst Ueblichen und der eigenthümlichen reicheren Bil-
dungen desselben mit Bestimmtheit ersichtlicli.
Die Grabmonumente dieser Epoche haben, den erhalte-
nen Resten wie den schriftlichen Berichten des Alterthums zu-
folge, eine durchaus urthümliche BeschatFenheit. Es sind einfach
mächtige Erdhügel, zuweilen auf einer Unterlage von Steinen,
zuweilen auf dem Gipfel mit einern aufgerichteten Steinmal ge-
krönt. Die trojanische Ebene hat eine erhebliche Aiizahl solcher
Hiigel. Auch in Hellas kommen Beispiele derselben vor.
Fiir den Tempelbau fehlt es fast ganz an Nachrichten und
Resten. Ein kleines rohes Gebäude am Berge Ocha auf der
Insel Euböa, 1 ein längliches Yiereck mit dicken senkrechten
Wänden, niedrig, dachartig mit übereinander vorkragenden Stein-
platten bedeckt, wird (obgleich nicht ohne Widerspruch) für einen
Heratempel der pelasgisclien Vorzeit gehalten.
Der hienach vorauszusetzende Mangel eines irgendwie aus-
gebildeten Tempelbaues findet seine Begründung in der Unbild-
lichkeit der Götter. Die Götter, welche das griechische Volk
ursprünglich verelirte, standen der Pliantasie nocli nicht in leben-
dig ausgeprägter Gestalt gegeniiber; rohe Symbole, wie iiberall
auf den primitivsten Stufen, vertraten ihre Stelle. Noch in der
Spätzeit des griechischen Alterthums hatten sich solche Sjunbole
erhalten. Pausanias sah deren an mehreren Orten: zu Orcho-
menos in Böotien einige einfache Steine, welche als Bilder der
Chariten verehrt wurden; zu Pharä in Achaja etwa dreissig vier-
eckige Steine, welche die Nanren verschiedener Götter trugen;
zu Sikyon einen Zeus Meilichios von roher pyramidalischer Form
und eine Artemis Patroa, die einer Säule ähnlich (etwa wie ein
keltischer Menhir?) gebiklet war. 2 Anderweit werden andre
Götterbilder der Art erwähnt. Die Hermenbilder, viereckige
Steinpfeiler mit einern menschlichen Idaupte, scheinen eine eben-
falls noch primitive Eortbildung dieser urthümlichsten Gestaltung
zu bezeichnen, etwa in ähnlichem Sinne, wie jene rohen Herrnen-
pfeiler, welche neuerlich auf der Oster-Insel (oben, S. 9, f.) auf-
gefunden wurden. Die Hermenbildung soll in Attika ihren Ur-
sprung genommen haben. 3 Die spätere griechische Kunst liat
das alterthümliclie Motiv vielfach wiederholt.
WichtigereDenkmäler sind die Reste der gewaltigen VI a u er n,
mit denen die alten Akropolen, die Königsburgen der hellenischen
Ländchen, umgeben und geschützt waren. Es ist zwar (abgesehen
1 Monumenti inecl. dell’inst. di corrispondenza arclreol. III, t. 37. — 2 Pausan.
IX, 38, 1; VII, 22, 3; II, 9, 6. — 3 Pansan. IV, 33, 4.