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Y. Das Pelaöiarerthuin.
von schmückender Zuthat im Einzelnen) kaum Etwas von klinst-
lerischer Gestaltung auch in ihrern Gefolge; aber es kündigt sicli
darin eine bestimmte Sinnesriclitung, in der ganzen Art der Aus-
führung eine Yerbindung von Yerstand und machtvoller Energie
an, die in solcher Weise dem pelasgischen Griechenthum eigen-
thümlicli zu sein scheint. Die Mauern sind aus möglichst kolos-
salen Felsblöcken, vieleckig und vielkantig, wie sie in dem spröden
Kalkgestein der Berge gebrochen wurden, errichtet; in den ältesten
Beispielen in einer rohen Technik, grosse Lasten und kleines
Gestein dazwisclien zur Ausfüllung der Liicken; später in sorg-
lich berechneter Weise, Ecken und Winkel überall scharf inein-
ander greifend, und hiedurch ein so fester Yerhand wie sichere
Lagerung bewirkt. Derartig polygonisches Mauerwerk wird mit
altern Namen als kyklopisch bezeichnet; erst allmählig ent-
wickelt sich daraus ein rnehr und mehr geregelter Quaderhau. —
Fiir architektonische Einzelform kommen hiebei nur die Thore
in Betracht. Sie pflegen, bei schrägstehenden Seitenpfosten, mit
einern mächtigen Steinbalken als Oberschwelle versehen zu sein
und haben iiber diesern, zu seiner Entlastung, wohl ein hohles,
etwa mit einer leichteren Platte ausgesetztes Dreieck, dessen
Einschluss sich durch seitwärts übereinander vorkragende, schräg
ahgeschnittene Steine bildet. Auch hat in einzelnen Eällen das
ganze Thor eine ähnliche, spitz dreieckige Form.
Die merkwürdigsten und zahlreichsten Reste kyklopisciier
Burgmauern finden sich in Argolis. Die Akropolis von Tirynth
hat kolossale Anlagen von alterthümlichst roher BeschafFenheit.
Sehr merkwürdig sind diese auch dadurch, dass die dicken Mauern
zum Theil von gedoppelten Gallerien, oberwärts durch iiberein-
ander vorkragende Steine spitz iiberdeckt, durckzogen sind und
dass sicli die eine der Gallerieen in einer massigen Pfeilerstellung,
mit sjntzgedeckten Zwischenräumen, nacli der Aussenseite öffnet.
Die Äkropolis von Mykenä ist durch verschiedene Yreise des
kyklopischen Mauerwerkes, bis zum regelmässigen Quaderbau,
und durch das sogenannte Löwenthor (s. folg. S.) ausgezeichnet.
Dann ist der sogenannten T h e s a u r e n oder S c h a t z h ä u s e r
zu gedenken, von denen sicli Eeste an den Stätten alter Kieder-
lassungen vorfinden und von denen die Schriftsteller des Alter-
thums sprechen. Der Zweck dieser Bauanlagen, — ob aus-
schliesslich Schatzliäuser, Gräber, Quellgebäude oder ob, je nach
den Umständen, zwischen derartiger Bestimmung wechselnd, —
ist nicht klar herausgestellt; die durcligebildete Technik, in der
sie erbaut, scheint mit Bestimmtheit auf die Schlusszeit der pe-
lasgischen Epoche zu deuten. Sie waren unterirdisch, kreisrund
im Grundrisse und dem Innenbau der sardinisclien Nuraghen
(oben, S. 80) insofern ähnlich, als regelmässige Steinlagen, iiber-
einancler vorkragend und in einer Bogenlinie abgeglättet, einen
hohen kuppelförmigen Raum umschlossen. Eine Thiir, wiederum
Y. Das Pelaöiarerthuin.
von schmückender Zuthat im Einzelnen) kaum Etwas von klinst-
lerischer Gestaltung auch in ihrern Gefolge; aber es kündigt sicli
darin eine bestimmte Sinnesriclitung, in der ganzen Art der Aus-
führung eine Yerbindung von Yerstand und machtvoller Energie
an, die in solcher Weise dem pelasgischen Griechenthum eigen-
thümlicli zu sein scheint. Die Mauern sind aus möglichst kolos-
salen Felsblöcken, vieleckig und vielkantig, wie sie in dem spröden
Kalkgestein der Berge gebrochen wurden, errichtet; in den ältesten
Beispielen in einer rohen Technik, grosse Lasten und kleines
Gestein dazwisclien zur Ausfüllung der Liicken; später in sorg-
lich berechneter Weise, Ecken und Winkel überall scharf inein-
ander greifend, und hiedurch ein so fester Yerhand wie sichere
Lagerung bewirkt. Derartig polygonisches Mauerwerk wird mit
altern Namen als kyklopisch bezeichnet; erst allmählig ent-
wickelt sich daraus ein rnehr und mehr geregelter Quaderhau. —
Fiir architektonische Einzelform kommen hiebei nur die Thore
in Betracht. Sie pflegen, bei schrägstehenden Seitenpfosten, mit
einern mächtigen Steinbalken als Oberschwelle versehen zu sein
und haben iiber diesern, zu seiner Entlastung, wohl ein hohles,
etwa mit einer leichteren Platte ausgesetztes Dreieck, dessen
Einschluss sich durch seitwärts übereinander vorkragende, schräg
ahgeschnittene Steine bildet. Auch hat in einzelnen Eällen das
ganze Thor eine ähnliche, spitz dreieckige Form.
Die merkwürdigsten und zahlreichsten Reste kyklopisciier
Burgmauern finden sich in Argolis. Die Akropolis von Tirynth
hat kolossale Anlagen von alterthümlichst roher BeschafFenheit.
Sehr merkwürdig sind diese auch dadurch, dass die dicken Mauern
zum Theil von gedoppelten Gallerien, oberwärts durch iiberein-
ander vorkragende Steine spitz iiberdeckt, durckzogen sind und
dass sicli die eine der Gallerieen in einer massigen Pfeilerstellung,
mit sjntzgedeckten Zwischenräumen, nacli der Aussenseite öffnet.
Die Äkropolis von Mykenä ist durch verschiedene Yreise des
kyklopischen Mauerwerkes, bis zum regelmässigen Quaderbau,
und durch das sogenannte Löwenthor (s. folg. S.) ausgezeichnet.
Dann ist der sogenannten T h e s a u r e n oder S c h a t z h ä u s e r
zu gedenken, von denen sicli Eeste an den Stätten alter Kieder-
lassungen vorfinden und von denen die Schriftsteller des Alter-
thums sprechen. Der Zweck dieser Bauanlagen, — ob aus-
schliesslich Schatzliäuser, Gräber, Quellgebäude oder ob, je nach
den Umständen, zwischen derartiger Bestimmung wechselnd, —
ist nicht klar herausgestellt; die durcligebildete Technik, in der
sie erbaut, scheint mit Bestimmtheit auf die Schlusszeit der pe-
lasgischen Epoche zu deuten. Sie waren unterirdisch, kreisrund
im Grundrisse und dem Innenbau der sardinisclien Nuraghen
(oben, S. 80) insofern ähnlich, als regelmässige Steinlagen, iiber-
einancler vorkragend und in einer Bogenlinie abgeglättet, einen
hohen kuppelförmigen Raum umschlossen. Eine Thiir, wiederum