Hermann Bek-Gran.
tzermanischen Grundcharakter für fremde Idiome
öoch auch vorzüglich geeignet und in farbiger Aus-
führung besonders intim (Abb. 50—52). Man hat
ftc richtig charakterisiert als die „Schrift eines
Malers, daher weniger konstruiert als ungezwungen
nach dein persönlichen Gefühl init dem Pinsel
hingeworfen". Freilich, das Wort „hingeworfen" ist
sicher nicht am Platze; was „hingeworfen" wurde,
das wirkt niemals so ruhig, um nicht zu sagen be-
schaulich; Beks Vorliebe für alles, was rund und
weich, tritt auch hier wieder zutage.
Seiner Schrift gibt dieser Tharakterzug ihres
Urhebers ihre eigentümliche, besondere Stellung
innerhalb der deutschen Schriftenerneuerungsversuche
(Behrens-Aursive, Nordische Antiqua, Frankfurter
Fraktur, Schelter-Antiqua usw.). Die neuen Schriften
mögen nämlich in der Tat zumeist als Versuche
29. Illustration aus einer
Iugendschrift („Schutzengel"),
Verlag von £. Auer, Donau-
wörth.
zu betrachten sein, „die
weichen, runden, vollen,
klaren Formen der Antiqua
mit der knorrigen, kraft-
vollen Eigenart der deut-
schen Frakturschrift zu har-
monischem Ebenmaß zu verbinden"; die Bek-Gran-
Schrift aber nicht; denn wenn man sieht, wie
steif und unbeholfen die römischen Lettern Bek-
Grans dastehen (vgl. „Ostermond" auf Abb. ^),
dann erkennt man erst, daß hier der umgekehrte
Entwicklungsgang vorliegt, daß ein weich und warm
empfindendes deutsches Aünstlergemüt sich die hagere,
kalte Antiqua zu germanisch-gemütlicher Rundung
umschmolz. Die Bek-Gran-Schrift gibt fremdsprach-
lichen Texten ein deutsches Gepräge: damit scheint
unr einer ihrer wesentlichsten Züge festgelegtck) Zum
sog. „klassischen Altertum" hat Bek-Gran eben gerade
so wenig ein inneres Verhältnis gewonnen wie etwa
Zu der anderen großen Aulturepoche der Renaissance:
es kommt äußerst selten vor, daß er überhaupt
‘) Die großen Initialen unserer Zeitschrift sind gleich-
talls von Bek-Gran gezeichnet (>8g?); ebenso stammt die Um-
ichlagszeichnung mo-t ff. von ihm.
28. Illustration zu einer Iugend-
schrift („Schutzengel"), Verlag von
L. Auer, Donauwörth.
irgendwelche Formen ihnen
entlehnt, und wenn, dann er-
füllt er sie gaitz mit seinem
eigensten „biderben" deutschen
Sinn und Wesen, so daß jede
„archäologische" Wirkung von
vornherein ausgeschaltet ist
(Abb. u. 53). Die ursprüng-
liche, offenbar ganz unbewußte
Araft seines deutschen Gemüte,
deren Wurzeln hinabreichen in
jene Tiefen, aus denen das
Beste, Edelste, Reinste ans Tageslicht quoll, was
germanischem Wesen überhaupt entsprang (Schillers
„Glocke", Goethes „Hermann und Dorothea", Mörikes
Gedichte usw.), bewahrt unseren Aünstler vor der
Gefahr archäologischer Anleihen und erhebt ihn da-
30. Illustration ans den „Iugendblättern".
tzermanischen Grundcharakter für fremde Idiome
öoch auch vorzüglich geeignet und in farbiger Aus-
führung besonders intim (Abb. 50—52). Man hat
ftc richtig charakterisiert als die „Schrift eines
Malers, daher weniger konstruiert als ungezwungen
nach dein persönlichen Gefühl init dem Pinsel
hingeworfen". Freilich, das Wort „hingeworfen" ist
sicher nicht am Platze; was „hingeworfen" wurde,
das wirkt niemals so ruhig, um nicht zu sagen be-
schaulich; Beks Vorliebe für alles, was rund und
weich, tritt auch hier wieder zutage.
Seiner Schrift gibt dieser Tharakterzug ihres
Urhebers ihre eigentümliche, besondere Stellung
innerhalb der deutschen Schriftenerneuerungsversuche
(Behrens-Aursive, Nordische Antiqua, Frankfurter
Fraktur, Schelter-Antiqua usw.). Die neuen Schriften
mögen nämlich in der Tat zumeist als Versuche
29. Illustration aus einer
Iugendschrift („Schutzengel"),
Verlag von £. Auer, Donau-
wörth.
zu betrachten sein, „die
weichen, runden, vollen,
klaren Formen der Antiqua
mit der knorrigen, kraft-
vollen Eigenart der deut-
schen Frakturschrift zu har-
monischem Ebenmaß zu verbinden"; die Bek-Gran-
Schrift aber nicht; denn wenn man sieht, wie
steif und unbeholfen die römischen Lettern Bek-
Grans dastehen (vgl. „Ostermond" auf Abb. ^),
dann erkennt man erst, daß hier der umgekehrte
Entwicklungsgang vorliegt, daß ein weich und warm
empfindendes deutsches Aünstlergemüt sich die hagere,
kalte Antiqua zu germanisch-gemütlicher Rundung
umschmolz. Die Bek-Gran-Schrift gibt fremdsprach-
lichen Texten ein deutsches Gepräge: damit scheint
unr einer ihrer wesentlichsten Züge festgelegtck) Zum
sog. „klassischen Altertum" hat Bek-Gran eben gerade
so wenig ein inneres Verhältnis gewonnen wie etwa
Zu der anderen großen Aulturepoche der Renaissance:
es kommt äußerst selten vor, daß er überhaupt
‘) Die großen Initialen unserer Zeitschrift sind gleich-
talls von Bek-Gran gezeichnet (>8g?); ebenso stammt die Um-
ichlagszeichnung mo-t ff. von ihm.
28. Illustration zu einer Iugend-
schrift („Schutzengel"), Verlag von
L. Auer, Donauwörth.
irgendwelche Formen ihnen
entlehnt, und wenn, dann er-
füllt er sie gaitz mit seinem
eigensten „biderben" deutschen
Sinn und Wesen, so daß jede
„archäologische" Wirkung von
vornherein ausgeschaltet ist
(Abb. u. 53). Die ursprüng-
liche, offenbar ganz unbewußte
Araft seines deutschen Gemüte,
deren Wurzeln hinabreichen in
jene Tiefen, aus denen das
Beste, Edelste, Reinste ans Tageslicht quoll, was
germanischem Wesen überhaupt entsprang (Schillers
„Glocke", Goethes „Hermann und Dorothea", Mörikes
Gedichte usw.), bewahrt unseren Aünstler vor der
Gefahr archäologischer Anleihen und erhebt ihn da-
30. Illustration ans den „Iugendblättern".