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FRANZ STEIGERWALDS NEFFE

Gläser

ist ein Musterbeispiel für unsern Leitsatz.
Eine ähnliche Schale hat Fried. Schmid
geschaffen, nur daß hier der Fuß ornamentiert
ist. In kleineren Schmucksachen macht es sich
erfreulich bemerkbar, daß man von einem der
übelsten Parvenugewohnheiten des 19. Jahr-
hunderts immer mehr abrückt, nämlich nur
durch eine Häufung von glitzernden Steinen
zu wirken, sondern daß der menschliche
Geist und Geschmack und die formende
Hand wieder ihr Recht bei der Fassung
und Verteilung verlangt. Die Anhänger in
blattartig aufgelöstem Linienspiel von Karl
Rothmüller oder der Schmuck von Schmid-
Riegel (Nürnberg), der mehr an Bestre-
bungen des beginnenden Jahrhunderts an-
knüpft oder anderer von Franz Mayer,
gewölbte Fläche mit Blumenornament, kenn-
zeichnen diese Richtung. Barocker und
reicher in der Gestaltung sind die Silber-
figürchen mit Email und Halbedelsteinen
von Ernst Lohrmann. In ernsten, hieratisch

strengen Linien baut Th. Hüttl sein Altar-
kreuz mit grünem Email auf, zu dem der
Fuß fast zu zierlich ist.

Den Reihen kleinerer Bronzen eröffnet
das Ehrengeschenk der Stadt München an
den scheidenden Oberbürgermeister Dr. v.
Borscht, eine Schöpfung der beiden Bild-
hauer Düll und Pesold, eine Form der
künstlerischen Ehrung übrigens, deren Art
und Verwendung unter den neuen Verhält-
nissen kaum mehr weiter existieren wird,
mindestens nicht in dem Umfang wie in der
vergangenen Zeit. In jener liebenswürdigen
Formung, die Münchens Spezialität war,
grüßen hier die Figuren einer Altmünchnerin
mit Kind und eines Biedermeierherrn, rechts
und links von der Schrifttafel. Ein Bronze-
figürchen graziösester Anmut stellt Max Olofs
Fortuna dar. Mehr in die moderne Richtung
gehen die knapp stilisierten, ausdrucksvoll
bewegten Statuetten: Adam und Eva von
Rud. Reiner. Ausgezeichnete Schmiedear-
 
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