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FRANZ STEIGE RWA L D S NEFFE

Gläser

Weise sich dem Kunstgewerbe gewidmet
hat, ein ihren besonderen Fähigkeiten ganz
entsprechendes Gebiet gefunden, das sie
teilweise in erfreulichster Weise pflegt. An
erster Stelle muß nach wie vor für Süddeutsch-
land Else Jaskolla-Nürnberg genannt wer-
den, die sozusagen alle Zweige und Tech-
niken des weitausgedehnten Gebietes zu
beherrschen scheint. Bei verständnisvollem
Eingehen auf die Eigenart jeder Technik
verbindet doch ein einheitlicher persönlicher
Stil alles, was sie schafft. Ein feiner, aus-
drucksvoller Sinn für Konturen, eine Vorliebe
für starke Farbgegensätze, der an ihre sla-
wische Herkunft erinnert, eine reiche Phan-
tasie mit einem Einschlag für das Mystische
charakterisiert ihre Grundtendenz. Wie duf-
tig, aufgelöst, ein zarter Spinnenhauch, ganz
Technik ist die Spitze, die doch auch in-
haltlich etwas bedeutet, mit der stehenden
Maria und der ausgezeichneten Borte der
adorierenden Engelchen. Noch bedeutender

ist dieser symbolisch-religiöse Einschlag in
einem Wandteppich mit Allerheiligen, dem
Opfertod Christi und kämpfenden Männern.
Hier erhebt sich ihre Kunst auf der Höhe
mittelalterlicher Stickerei, die nicht ein Spiel
für dilettantische Hände, sondern eine Aus-
druckskunst war, die der Malerei gleich-
wertig war. Eben weil Jaskolla hiebei nicht
in Nadelmalerei verfällt, sondern ihre Kompo-
sition rein aus der Linientechnik schöpft und
auf alle nebensächlichen Details verzichtet,
gerät ihr die stilistische Größe. Auch der
neuen Modekunst: der Batik, die wohl mehr
als nur eine Mode bedeutet, hat sich Jaskolla
bemächtigt. Einige mehr ornamentale Sachen
gehen in der Schönheit der Muster an in-
dische Sachen heran. Noch bedeutender
scheinen mir die technisch noch schwierigeren
Figurenstücke: eine Geburt Christi und eine
Maria mit Kind, ganz Ausdruck und Farb-
spiel, die mir für die religiöse und liturgische
Kunst neue Möglichkeiten zu weisen scheinen.
 
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