Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
des Pangratz Preu, 1503 sitzt er zu Recht, 1507
war er Bürgermeister, 1509 Mitgeschäftsordner
des Achaz Zeller, 1511, 1513, 1522, 1523, 1525,
1527 mit 1529, 1531, 1533 und 1535 augsburgi-
scher Simonkastner1). Er war ein Enkel und
Erbe des reichen Straubinger Patriziers An-
dreas Lechner, der 1466 das Betbruderhaus
stiftete2). Die Preu waren eine begüterte
Straubinger Familie und hatten eine Kapelle
im rechten Seitenschiffe der Jakobskirche inne,
woselbst dem Vater dieses Wolfgang Preu,
ebenfalls Wolfgang geheißen, und seiner Ehe-
frau Walburga Zellerin3) ein vom Straubinger
Meister Erhart gefertigtes prächtiges Denkmal4)
errichtet ist. Für diese Kapelle hat offenbar
Wolfgang Preu den Holbeinschen Marientod
gestiftet. Die Tiefe der Kapelle gestattete die
Aufnahme des Bildes. Dasselbe ist auch deut-
lich für einen solchen Aufstellungsort gemalt5).
Von links muß es betrachtet werden, wenn die
Schrägstellung des Bettes der Maria richtig
verstanden werden will, und zu dieser Betrach-
tungsweise kam man, wenn man das Bild vor
der Kapelle stehend besah.

Es ist auch leicht erklärlich, daß dieses Werk
später in österreichischen Privatbesitz kam.
Straubing war 1704—1715 und 1743 und 1744
von den Österreichern besetzt. Der Altar, der
sich vor der Restaurierung der Kirche in der
Preuschen Kapelle befand, ebenfalls ein Marien-
altar, wurde seinem reichen Barockschnitzwerk
nach um 1710 geschaffen. Das Bild wird also
schon gelegentlich der ersteren Besetzung aus
Straubing nach Österreich gewandert sein.

Bemerkenswert ist, daß die beiden eben be-
handelten Holbeinschen Werke um die gleiche
Zeit wie die Afra- und Ulrichslegende entstan-
den sind. Man darf daraus wohl den Schluß
ziehen, daß sich Holbein längere Zeit in Strau-
bing aufgehalten hat.

») Urk.-B. Nr. 650, 658, 667, 668, 681, 687, 696, 728,
730, 735, 736, 741, 751, 752, 754, 756, 758, 770, 781,
791, 808.

2) Urk.-B. 477.

3) Urk.-B. 466.

4) Halm, a. a. O.

5) Glaser hat schon erkannt, daß seine Zugehörig-
keit zu einem größeren Altarwerke ausgeschlossen ist
und daß es sich um ein größeres Einzelbild handelt.
A. a. O. S. 26.

Wir wollen nun die Behandlung der Glas-
gemälde fortsetzen.

Unterhalb der Afralegende befindet sich in
Fenster b eine Anbetung der Könige, in zwei
Flügelreihen die vier Fensterteile füllend.
(Abb. S. 101b, 3. Reihe). Unter gotischen
Gewölben, die teilweise von Blattwerk durch-
zogen sind: Auf der ersten Tafel links ein
stehender König mit Pokal, dann ein kniender
König mit Kästchen, dann Maria mit dem
Kinde auf gotischem mit Heiligenfigürchen
und Engeln geschmücktemThrone sitzend, dann
der Mohrenkönig. Leider sind sämtliche Köpfe
mit Ausnahme des sehr einfach auf Grau ge-
zeichneten Kopfes des Mohrenkönigs neu, so
daß sich eine Sicherheit für die auftauchende
Vermutung, daß auch dieses Bild auf Holbein
zurückgeht, nicht erbringen läßt. Die Bezie-
hungen zur Holbeinschen Anbetung im Pfarr-
hofe zu St. Ulrich in Augsburg1) sind aber sehr
stark. Schon die ganze Anordnung des Bildes
erinnert daran. Der stehende hl. Joseph des
Augsburger Glasgemäldes ist hier durch einen
stehenden König in ganz gleicher Haltung er-
setzt. Der kniende König mit seinem ge-
schlitzten Gewände, hier im Gegensinn ge-
bracht, ähnelt dem knienden Könige des Basler
Entwurfes (auf dem Augsburger Bilde nicht
vorhanden), der Mohrenkönig, zierlich nach
vorwärts schreitend, hat auch in der herunter-
fließenden Schürze Anklänge an den Augs-
burger Mohrenkönig, er ähnelt auch dem auf
der Kaisheimer Anbetung2). Dazu kommt das
herrliche Blau des Unterkleides der Maria, der
wie in Augsburg gewölkte blaue Hintergrund,
der Ausblicke in die Landschaft gewährt,
die mit zwei Hirten und Schafen und einem
am Himmel schwebenden Engel versehen ist,
ähnlich der Anbetung des Kindes vom Kais-
heimer Altar3). Das Werk gehört noch dem
Ende des 15. Jahrhunderts an, es sind noch
lauter gotische Formen zu sehen, es wäre also
ein Vorläufer der Anbetung im Pfarrhause
St. Ulrich. Die unter dem Bilde befindliche
Architektur zeigt, daß der untere Abschluß,
der wahrscheinlich Stifterbilder enthielt, ver-
loren ist.

1) Dirr, a. a. O.

2) Glaser, a. a. O. Tafel XIV.

3) Glaser, a. a. O. Tafel XVI.

120
 
Annotationen