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Die jetzt unter dem Bilde befindliche ein-
feldige Reihe von Stiftern und Wappen gehört
nicht zu dieser Anbetung. (Acb. S. 101b,
4. Reihe, 110, 111). Sie ist ganz vortreff-
lich. Die unten durchlaufende Minuskelin-
schrift: „Das glas hat lasse machn die erber
pruederscha(ft) der schuester", bezeichnet uns
die Stifter. Die beiden äußersten Scheiben links
und rechts enthalten gleichförmig das Schuh-
macherwappen mit Helm und Flug. Auf den
beiden mittleren Scheiben sind die Stifter selbst
kniend dargestellt, links die Meister, rechts die
Gesellen. Kräftig und leuchtend sind die Far-
ben der Gewänder, prächtig die Köpfe. Hier
wollten offenbar Charakterporträts geschaffen
werden, leicht karikiert, und es ist das treff-
lich gelungen. Man sieht auch, wie der Künstler
bestrebt war, in die Einförmigkeit der knienden
Beter Abwechslung zu bringen, sowohl bezüg-
lich Stellung der Köpfe und Hände, als auch
der ganzen Figuren. Es ist das ganz die Art
Hans Holbein des Älteren1), wie wir sie auf
seiner Eichstätter Schutzmantelmadonna und
insbesondere auf dem Walterepitaph von 1502
sehen2). Wir werden daher keinen Fehlschluß
tun, wenn wir auch diese prächtigen Scheiben
Hans Holbein dem Älteren zuschreiben, ohne
dabei der Warnung Schmitz' jede Scheibe mit
einem Malernamen in Beziehung zu setzen, un-
eingedenk zu sein3). Die Scheiben werden zwi-
schen 1490 und 1500 entstanden sein.

Auch unter der Ulrichslegende (in Fenster a)
kniet eine Stifterschar. (Abb. S. 101a, 3. Reihe,
102, 103). In zwei Flügelhöhen unter üppigem,
weißem, gotischem Rankenwerk knien hier
zwei Geistliche und viele Männer und Frauen
vor reichdamasziertem blauem Hintergrunde.
In der linken Ecke sieht man einen Wappen-
schild mit einem kupfernen Kessel. Die Unter-
schrift in gotischen Minuskeln lautet: „Dies
glas hat lasse machen die brude'schaft der
kupferschmidt". Die Tafel mit den letzten
zwei Worten und einer Wiederholung des
Kesselwappens ist neu. Richtigerwäre ergänzt
worden „der kaltschmid", da die Bruderschaft
diesen Namen führte4). Dieses in überaus

*) Vgl. Glaser, a. a. O. S. 60 und 68.
'-) Glaser, a. a. O. S. 65 ff., Tafel XXII.
3) Schmitz, a. a. O. S. I, VIII.
J) So 1496 und 1503. Urk.-B. 625, 655.

lichten Tönen gehaltene Stifterbild gehört sicher
nicht zur Ulrichslegende. Die Köpfe, auf Weiß
gezeichnet, erinnern zwar an die Holbeinsche
Art, es mangelt dem Meister aber die Aus-
drucksmöglichkeit, die Gesichter haben alle
die gleichen Züge. Wir haben es hier mit
einem um 1500 unter Einfluß der Augsburger
Bilder entstandenen Werke zu tun. Gefertigt
ist das Bild vielleicht von dem obenerwähnten
unter den Vieren der Kaltschmiedbruderschaft
erscheinenden Heinrich Schaider.

Man sieht aus dem Vorausgeführten, wie
Augsburg nach und nach Nürnberg und den
altbayerischen Meistern auf dem Gebiete der
Glasmalerei Konkurrenz machte5).

Es bleibt nun an alten Hochfensterteilen nur
mehr zu erwähnen die Figur des hl. Bartholo-
mäus in Fenster a, nur-im oberen Teile alt.
(Abb. S. 101a, 1. Reihe). Die Gestalt steht
unter einem Renaissancebogen. Es ist dies
das einzige Vorkommen von Renaissanceformen
in den alten Hochfenstern. Am Bilde ist
soviel restauriert, daß eine zutreffende Wür-
digung nicht mehr möglich ist.

Wir kehren nun zu den Kapellenfenstern
zurück, um die in der Dürnitzelkapelle und in
der Sakramentskapelle eingefügten Wappen-
scheiben zu würdigen.

Die beiden Scheiben in der erstgenannten
Kapelle sind Stiftungen des Straubinger Bür-
germeisters Thoman Dürnitzl8) vom Jahre
1593. Die erste Scheibe (links, Abb. S. 117)
zeigt in einem Mittelviereck auf weiß damas-
ziertem Grunde das Dürnitzlische Wappen;
auf Sockeln mit Renaissanceverzierung stehen
links davon Maria mit dem Kinde, rechts
der hl. Thomas. Über den Figuren sind
Engelchen angebracht. Die Mitte über dem
Wappen nimmt eine fein gezeichnete Dar-
stellung aus der Legende des hl. Thomas
(Überfall am Altare) ein, darunter die Jahres-
zahl 1593.

Unter dem Wappen die Inschrift: „Thoman
Dürnitzel // des Innern Raths vnd // Burger-
meister zu Straubing." Die zweite Scheibe
(rechts, Abb. S. 118) enthält unter einem Renais-

6) Vgl. Schmitz, a. a. O. I, 128.

6) Über ihn und seine Frau s. Wimmer, Sammeibl.
S. 375, 378, 379; über die Scheiben daselbst S. 379,
Anm. 2.

Kunst und Handwerk. Jahrg. 1920. 4. Vierteljahrsheft

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