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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 71.1921

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Wolf, Georg Jacob: Tagung des deutschen Werkbundes in München: (11.-13. Mai 1921)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8622#0031
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Recht habe. Friedrich Naumann aber, der wieder
.ne seiner fesselnden Predigten über Kulturdinge
hielt, breitete weit die Arme aus und sprach davon,
wie die Werkbundarbeit der Träger des deutschen
Gedankens und der deutschen Art werden müsse
111 die ganze Welt hinaus. Vier Wochen später
hatten wir den Weltkrieg. Er gebot auch der Arbeit
des Werkbundes zunächst Einhalt. Man fand sich
1916 wieder zusammen in Bamberg; es war alles
stiller geworden, eine Wolke der Resignation senkte
sich herab, aber trotzdem: in jenen Besprechungen
und Versammlungen in der oberfränkischen Stadt
mit ihren zauberhaften architektonischen Herrlich-
keiten schwang doch ein anderer frischerer Geist als
■n der Münchener Tagung.

Es will _ mit dieser aus
der Rückschau auf frühere
Kongresse des Deutschen
Werkbundes gewonnenen
Beurteilung der lassen und
uninteressanten Münchner
Tagung nicht der Meinung
Ausdruck gegeben werden,
als habe die Werkbund-
arbeit selbst an Intensi-
tät abgenommen. Mit die-
ser Vermutung träfe man
daneben. Der Geschäfts-
bericht, den Otto Bauer
erstattete, ließ Einblick
nehmen in eine rege, viel-
seitig auswirkende Tätig-
et- Vorstandschaft, Aus-
schüsse und Fachgruppen,
besonders aber die Ge-
schäftsleitung, die gegen-
wärtig in den Händen von
Jäckh, Bauer, Heul.» und
Hellwag liegt, waren un-
ermüdlich tätig. Was in-
dessen zu beanstanden ist,
das ist die auch ander-
wärts beobachtete Tat-
sche, daß alle Arbeit von
der Vorstandschaft und
der Geschäftsleitung geleistet wird, so daß der
cUlT dem Kongreß vertretenen Gesamtmitglied-
^haft mir vollzogene Maßnahmen mitgeteilt

forder"' nachträg,Jche Gutheißung man

■ Die ragung wird damit zur Bestätigungs-
tu!S ~~ man soll Ja und Amen sagen, und
es auch, denn was soll das Kritisieren und
ge n an bereits in die Erscheinung getretenen

Dingen viel Sinn haben? Es begab sich also auch
hier, daß alle Mitteilungen widerspruchslos und
einstimmig aufgenommen und angenommen wur-
den. Dies aber bedeutet den Tod jeder erfrischen-
den Debatte und fruchtbaren Diskussion.

Über der Münchner Tagung lag freilich auch
hemmend der schwere Druck und Ernst der
politischen Lage, die u. a. durch den Rücktritt
des Reichskabinetts geschaffen waren. In dieser
Hinsicht kann als besonders merkwürdig die
Tatsache gebucht werden, daß der Reichs-
kunstwart Dr. Redslob die Tagung nur im
Namen des gerade in jenen Tagen zurückge-
tretenen Reichsministers Koch begrüßen konnte,

FRANZ MAYER, München

24 cm

Kupfermodel

(Aus unserer Halle)

von seinem neuen Herrn konnte er noch nichts
bestellen; ich glaube, mau wußte damals noch
gar nicht, wem das Amt zugefallen war. Die
Begrüßungsreden boten im großen und ganzen
etwas mehr als sonst in solchen Fällen üblich
ist. Redslobs Rede gipfelte in der Aufforderung
an den Werkbund, sich für die Erhaltung des
Erbes an technischem und handwerklichem Können

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