CARL POELLATH, Schrobenhausen
Medaillen
Kunstgewerbe-Vereins Herr J. Leipfinger das Wort, wo-
zu derselbe ausführte:
„Nachdem nun die Frage über die Existenzberechtigung
bzw. Lebensfähigkeit der deutschen Kunstgewerbe-Vereine
angeschnitten wurde, ist es notwendig, daß wir uns mit
dieser Frage eingehender befassen. Über die Lebensfähig-
keit der Kunstgewerbe-Vereine entscheiden diese selbst.
Von ihrer Tätigkeit, von ihren Zielen, von ihrer Arbeit
hängt alles ab. Zwei Hauptgesichtspunkte sind es, die
die Kunstgewerbe-Vereine leiten müssen, diese sind vom
kulturellen und vom wirtschaftlichen Standpunkt aus ins
Auge zu fassen. Redner schildert zunächst die Vereins-
tätigkeit des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins, welchen
er als Muster für die übrigen in Deutschland bestehenden
Vereine hinstellt, indem dort bereits Einrichtungen ge-
troffen worden sind, die geschaffen werden müssen, wenn
solche Verbände eine Bedeutung besitzen sollen. Wenn
dort auch noch nicht alles erreicht sei, was unbedingt
notwendig ist, so kann wohl gesagt werden, daß auf diesem
begangenen Wege den Kunstgewerbe-Vereinen nicht bloß
die Lebensfähigkeit, sondern deren absolute Notwendigkeit
nachgewiesen werden kann. Notwendig ist es, daß zunächst
bei der Berufsberatung eingesetzt wird, denn wir wissen
aus Erfahrung, daß gerade dadurch, daß so viele Menschen
auf dem falschen Platze stehen, das große Elend, das in
den Massen herrscht, hierauf zurückzuführen ist. Besonders
zum Kunstgewerbe fühlen sich so viele berufen, und wir
finden so wenig Auserwählte. Darum muß die Berufs-
beratung dort einsetzen, um die Suchenden aufzuklären,
ob sie im Kunstgewerbe das finden, was sie suchen, und ob
auch die Voraussetzungen vorhanden sind, die nun einmal
für diesen künstlerischen Beruf notwendig sind.
Unsere besondere Aufgabe müssen wir den Fach-
schulen, Gewerbe- und Kunstgewerbeschulen, ebenso den
Akademien widmen, das um so mehr, als gegenwärtig aller-
orts eine Reorganisation der staatlichen Kunsterziehung
angebahnt wird.
Es ist nicht angängig, daß diese wichtigen Fragen hinter
verschlossenen Türen verhandelt werden und das gesamte
Kunstgewerbe eines Tages vor eine feststehende Tatsache
gestellt wird, ohne die reichen Erfahrungen der Haupt-
beteiligten, das sir.d die Kunstgewerbetreibenden, über-
haupt gehört zu haben.
Volksvorträge und Filmvorführungen, die geeignet sind,
das Wesen des Kunstgewerbes in die weitesten Kreise zu
tragen, müssen ins Auge gefaßt werden, denn wenn wir
unter uns bleiben, treiben wir lediglich Inzucht.
Die Fachpresse des deutschen Kunstgewerbes bedarf
besonderer Aufmerksamkeit, und es muß angestrebt werden,
die gesamte Fachpresse des deutschen Kunstgewerbes
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Medaillen
Kunstgewerbe-Vereins Herr J. Leipfinger das Wort, wo-
zu derselbe ausführte:
„Nachdem nun die Frage über die Existenzberechtigung
bzw. Lebensfähigkeit der deutschen Kunstgewerbe-Vereine
angeschnitten wurde, ist es notwendig, daß wir uns mit
dieser Frage eingehender befassen. Über die Lebensfähig-
keit der Kunstgewerbe-Vereine entscheiden diese selbst.
Von ihrer Tätigkeit, von ihren Zielen, von ihrer Arbeit
hängt alles ab. Zwei Hauptgesichtspunkte sind es, die
die Kunstgewerbe-Vereine leiten müssen, diese sind vom
kulturellen und vom wirtschaftlichen Standpunkt aus ins
Auge zu fassen. Redner schildert zunächst die Vereins-
tätigkeit des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins, welchen
er als Muster für die übrigen in Deutschland bestehenden
Vereine hinstellt, indem dort bereits Einrichtungen ge-
troffen worden sind, die geschaffen werden müssen, wenn
solche Verbände eine Bedeutung besitzen sollen. Wenn
dort auch noch nicht alles erreicht sei, was unbedingt
notwendig ist, so kann wohl gesagt werden, daß auf diesem
begangenen Wege den Kunstgewerbe-Vereinen nicht bloß
die Lebensfähigkeit, sondern deren absolute Notwendigkeit
nachgewiesen werden kann. Notwendig ist es, daß zunächst
bei der Berufsberatung eingesetzt wird, denn wir wissen
aus Erfahrung, daß gerade dadurch, daß so viele Menschen
auf dem falschen Platze stehen, das große Elend, das in
den Massen herrscht, hierauf zurückzuführen ist. Besonders
zum Kunstgewerbe fühlen sich so viele berufen, und wir
finden so wenig Auserwählte. Darum muß die Berufs-
beratung dort einsetzen, um die Suchenden aufzuklären,
ob sie im Kunstgewerbe das finden, was sie suchen, und ob
auch die Voraussetzungen vorhanden sind, die nun einmal
für diesen künstlerischen Beruf notwendig sind.
Unsere besondere Aufgabe müssen wir den Fach-
schulen, Gewerbe- und Kunstgewerbeschulen, ebenso den
Akademien widmen, das um so mehr, als gegenwärtig aller-
orts eine Reorganisation der staatlichen Kunsterziehung
angebahnt wird.
Es ist nicht angängig, daß diese wichtigen Fragen hinter
verschlossenen Türen verhandelt werden und das gesamte
Kunstgewerbe eines Tages vor eine feststehende Tatsache
gestellt wird, ohne die reichen Erfahrungen der Haupt-
beteiligten, das sir.d die Kunstgewerbetreibenden, über-
haupt gehört zu haben.
Volksvorträge und Filmvorführungen, die geeignet sind,
das Wesen des Kunstgewerbes in die weitesten Kreise zu
tragen, müssen ins Auge gefaßt werden, denn wenn wir
unter uns bleiben, treiben wir lediglich Inzucht.
Die Fachpresse des deutschen Kunstgewerbes bedarf
besonderer Aufmerksamkeit, und es muß angestrebt werden,
die gesamte Fachpresse des deutschen Kunstgewerbes
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