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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 71.1921

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Aus dem Leben des Vereins / Kleine Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8622#0062
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Prof. Dr. Ph. M., Generaldirektor Präsident; Düll Heinrich,
Professor, Bildhauer, Kees Ottmar, Kunstschlossermeister,
Matthes Oskar, Kunstschreinermeister, Mayrhofer Adolf von,
Silberschmied und Ziseleur, Pezold Georg, Professor, Bild-
hauer, Kiesgen Anton, Dekorationsmaler, Olofs Max, Gold-
schmied, Jäger Bernhard, Maler, Knappe Karl, Bildhauer,
Frohnsbeck Joseph, Kunstschlosser.

Nachdem noch Herr Schöttle den Dank des Vereins
dem Vorsitzenden aussprach, schloß der Präsident die ein-
drucksvolle Versammlung.

Deutsche Juwelenschau München 1922. Für diejenigen
Mitglieder des Vereins, welche sich an der Deutschen
Gewerbeschau 1922 mit Ausstellungsstücken beteiligen
wollen, haben wir eine eigene Sprechstunde eingerichtet.
Dieselbe findet jeden Mittwoch von 3 bis 5 Uhr nach-
mittags im Direktorium statt. An die Bildung von Fach-
gruppen innerhalb des Vereins wird in allernächster Zeit
herangegangen. Um in ständiger Fühlung mit der Leitung
der Gewerbeschau zu bleiben, werden sich die von unseren
Fachgruppen aufgestellten Obmänner mit den betreffenden

offiziellen Fachgruppen der Gewerbeschau in Verbindung
setzen.

Musterschau des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins.

Trotz der allgemeinen schlechten wirtschaftlichen Lage
können wir mit Genugtuung den Besuch verschiedener
Wiederverkäufer aus Süd- und Nordamerika, Schweden,
Holland, Mexiko verzeichnen, die z. T. ziemlich bedeutende
Bestellungen bei uns aufgeben. — In letzter Zeit gingen
an die Mitglieder der Musterschau 2 Fragebögen hinaus.
Der 1. betraf organisatorische Fragen, der 2. die Beteiligung
der Exportabteilung an der Leipziger Messe im Stieglitzen-
hof (nicht Limburgshaus). Wir bitten dringend diese
Fragebögen beantwortet wieder an uns zurückzusenden.

Einsendung von Ausstellungsgegenständen. Wir ersuchen
wiederholt bei Einsendung von Ausstellungsgegenständen
an uns, jedesmal Aufstellung beizulegen mit dem genauen
Vermerk: Für die Halle, für die Musterschau, Glaspalast,
Filialen, Leipziger Messe usw. Aufstellungen bei denen
der Vermerk fehlt, für welche Abteilung die eingesandten
Arbeiten bestimmt sind, bleiben unerledigt.

KLEINE NACHRICHTEN

Anonymität in Kunst und Kunstgewerbe. Zurzeit sind
Bestrebungen im Gange, in unserem Kunstgewerbe die abso-
lute oder durch Künstlerzeichen gedeckte Anonymität ein-
zuführen. Besonders sollen sich die bestimmten Gruppen
angeschlossenen Künstler gegenseitig verpflichten, ihre
Werke von nun an nicht mehr zu signieren, also der Öffent-
lichkeit gegenüber anonym zu bleiben. Die diesen Bestre-
bungen zugrunde liegenden, zweifellos idealen Motive be-
handelt jetzt Fritz Hellwag in den Mitteilungen des Deut-
schen Werkbundes, die unter dem Titel „Das Werk" er-
scheinen. Er kommt durchaus nicht zu einer Ablehnung
der Anonymität. Die Beschauer sollen nicht mehr durch
berühmte oder unbekannte Namen — so wird der Vor-
schlag begründet — günstig oder ungünstig beeinflußt, viel-
mehr zur selbständigen Kritik gezogen werden. Die Qualität
des Werkes soll also selbst für sich sprechen. Die in den hinter
uns liegenden Jahren der modernen kunstgewerblichen Ent-
wicklung übertriebene Hervorkehrung der Individualität
soll einer sachlichen Erkenntnis des gleichgerichteten Wol-
lens weichen und damit einer allgemeinen Stilbildung den
Weg freigeben. Aus Gründen des Urheberrechtes befür-
wortet Hellwag das Signieren durch Zeichen. — Eine ähn-
liche Sache ist in Paris bereits in die Tat umgesetzt worden,
wie folgende Notiz zeigt: „Der Salon der Anonymen. Eine
des Reizes der Neuheit nicht entbehrende Idee ist von
einigen Pariser Künstlern unter Führung von Charles
Vildrac ins Werk gesetzt worden. Sie werden eine Aus-
stellung eröffnen, deren Bilder nicht signiert sind. Auch
der Katalog wird natürlich die Namen der Urheber der
einzelnen Werke nicht verraten. Erst nach Schluß der
Ausstellung, wenn die Verkäufe abgeschlossen sind und
die Kritik ihre Arbeit getan hat, wird das Geheimnis ge-
lüftet werden."

Münchener Kunsthort. Dank des besonderen Zuspruchs
aus allen Schichten der Bevölkerung haben sich die
Ausstellungen im Münchener Kunsthort eines steten
Wechsels zu erfreuen. Die schönen Rokoko-, Empire-

und Biedermeiergarnituren haben in ganz Deutschland
ihre Liebhaber gefunden — sowie auch die vielen kleinen
kunstgewerblichen Arbeiten in Gold, Silber, Kupfer und Zinn.

Seit einigen Wochen ist die Ausstellung völlig umge-
wandelt. Erstklassige Gemälde, — hauptsächlich die
Münchener Schule ist stark vertreten — wie Willroider,
Wenglein, Paul Weber, Ph. Roth, Strützel, Aug. Seidel,
Canal, Wopfner, Defregger. Besonders hervorragend sind
zwei Spitzweg-Landschaften: der Institutsspaziergang und
die Prozession auf dem Lande; Gabriel v. Max ist mit
„Natigallen" vertreten, Roubaud und J. H. L. de Haas
und viele andere vervollständigen das Bild der Gemälde-
ausstellung. Dazwischen finden sich zerstreut reizende Em-
piregarnituren. In den Vitrinen kleine Schmuckgegenstände.

In den verschiedenen Nachlaßausstellungen (Rau,
Boyer, Leuteritz, Gussow) wäre besonders die von Prof.
Gussow hervorzuheben, der wohl eine der größten künst-
lerischen Individualitäten in den letzten 25 Jahren des
19. Jahrh. darstellt. Durch ernstes Studium und innigste
Liebe zur Natur gebildet, bricht Gussow mit seinem
kühnen Realismus und seiner Farbenfrische mit der Kunst
der süßen Romantik und des kraftlos gewordenen Klassi-
zismus. Wirkliches Leben zu malen, Menschen darzu-
stellen, gewaschen oder schmutzig, blühend oder gealtert
— das war sein Ziel. Seine Bilder auf der Ausstellung 1875
in Berlin wirkten gerade so revolutionär wie die Dante-
barke in Paris. Gussow zieht sich von der Lebenstätig-
keit in Berlin nach München zurück, und da entstehen
die prachtvollen Bilder, die leider zum großen Teil die
Galerien und Sammlungen des Auslandes schmücken.
Großes hat Gussow als Genre- und Landschaftsmaler
geschaffen — doch liegt sein Ruhm in der Porträtskunst.
Proben seines Könnens legen die zum Teil im Münchener
Kunsthort ausgestellten Gemälde ab, worunter sich außer
einigen Porträts (Berchtesgaden, Karneval, Dienstmagd,
der Husar) die Meisterwerke: „Die 3 Dorfparzen" und
„Der Spaziergang im Park" befinden.

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