Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 71.1921

DOI Artikel:
Aus dem Leben des Vereins / Kleine Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8622#0082
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zeit die Schaffung einer Organisation in die Wege geleitet,
welche mit weitgehender Unterstützung der Regierung und
anderer Faktoren, aber in ihrer Geschäftsführung autonom,
die Repräsentation Österreichs auf der Münchener Gewerbe-
schau zu sichern hat. An die Spitze des Exekutivkomitees
wurde der Direktor des Österreichischen Museums für Kunst
und Industrie, Hofrat Dr. Eduard Leisching, berufen.

Die Luxussteuer bei Künstlernachlässen. Die Rheinisch-
Westfälische Zeitung meldet: Der Reichswirtschaftsver-
band bildender Künstler Deutschlands verfolgt die An-
regung, die 5jährige Frist für die Befreiung der Werke ver-
storbener Künstler von der Luxussteuer aufzuheben. Sollte
es nicht gelingen, die Luxussteuer möglichst ganz für Kunst-
werke zu beseitigen, so will der Künstlerverband fordern,
daß die Frist für die Werke verstorbener Künstler bedeutend
verlängert wird. In 5 Jahren kann eine Witwe nicht den
ganzen Nachlaß ihres Mannes veräußert haben, außer
seinen Werken wird sie aber in der Regel nicht viel Ver-
mögenswerte zur Verfügung haben. In besonderen Fällen
kann auf Grund des sogenannten Härteparagraphen der
Reichsrat schon jetzt Befreiung von der Luxussteuer be-
willigen.

Schloßmuseen: In der letzten Zeit sind in einzelnen
Residenzstädten ,,Schloßmuseen" eröffnet worden. Die
ersten Proben der nach der Revolution gierig erhaschten
Schlösser, die nunmehr nur dem „Volk" zu dienen hätten,
und zwar als Museen, liegen nun vor. In Berlin ist das
Schloß der Hohenzollern, „das Herz des deutschen
Großstaats" sagen die einen, die „Zwingburg eines wahn-
sinnigen Cäsaren" beschimpfen es die anderen, seinem neuen
Gebrauch übergeben worden. Trotz der zielbewußten
Gestaltung durch Geheimrat v. Falke hat der in Praxis
umgesetzte Gedanke des „Schloßmuseums" zum Teil
sehr ungünstige Aufnahme gefunden. Die ästhetische und
museale Betrachtung äußerte Bedenken, noch stärker aber
hat sich die „politische" Einstellung, ohne die im neuen
Deutschland nichts geschehen kann, mit der Frage „be-
schäftigt". Als typischen Beleg dafür geben wir eine Probe
aus den Auslassungen des unabhängigen Zentralorgans.
Unter der Bezeichnung: „Republikanischer Anschauungs-
unterricht — Museum oder Warenhaus?", ist zu lesen:
„Der prunkliebende Friedrich, der seine Soldaten an alle
möglichen Herren verschacherte und dafür endlich die
ersehnte Königskrone erhielt, ließ es durch Schlüter voll-
ständig umbauen, und unter seinem Sohne Friedrich
Wilhem I. wurde im Jahre 1713 der Umbau vollendet.
Von da an ist es kaum verändert worden, bis am 9. November
über der ehemaglien Zwingburg die rote Fahne flatterte.

Seit wenigen Tagen befindet sich in den verflossenen
Prunkräumen ebenso wie in dem früheren Kronprinzen-
palais ein Museum. Im Gegensatz zu den anderen Berliner
Sammlungen erfreut es sich eines sehr regen Besuches. Ge-
stern wanderten dort durch die weiten Räume eine große
Zahl von Menschen, darunter erfreulicherweise viele Prole-
tarier. Natürlich lockt die Leute nicht nur die Betrachtung
der ausgestellten Kunstgegenstände. Es ist die natürlichste
Regung von der Welt, daß die republikanische Freiheit
benutzt wird, um nun einmal zu sehen, wie denn eigentlich
die Hohenzollern gewohnt haben.

Es ist ein sehr lehrreicher republikanischer Anschau-
ungsunterricht, der hier geboten wird. Nur mit Gefühlen
des Ärgers und der Abneigung kann man die vielen reichen

Kunstschätze sehen, die solange dem Volke vorenthalten
wurden, von dessen Schweiße sie angeschafft wurden. Wert-
volle Sachen, die bisher kaum von jemand beachtet wurden,
sind nun endlich der Öffentlichkeit zugänglich geworden
und können der Bildung und Erbauung dienen. Da ist zum
Beispiel — um nur eines zu erwähnen — ein pommerscher
Silberschrank, auf dem das ganze Kunstgewerbe eines
Jahrhunderts zu einem Geschenk für einen Monarchen
verwendet wurde. Er enthält eine wundervolle Sammlung
von kleinen Geräten, Spielbrettern und anderen Gegen-
ständen, alles bis ins kleinste aufs kunstvollste ausgearbeitet;
jede Schachfigur, jede Spielkarte ein erlesenes Werk. Tausende
können sich jetzt daran erfreuen, nachdem er in vielen
Jahrzehnten vielleicht einmal von einem gelangweilten
Höfling betrachtet wurde.

Aber ich will nicht auf Einzelheiten dieses Museums
eingehen, das ich nur oberflächlich durcheilen konnte.
Insgesamt ist es einfach scheußlich. Ich habe zwar niemals
das Vergnügen gehabt, bei den Hohenzollern zu Gaste zu
sein, aber ich traue sogar Wilhelm dem Letzten zu, daß er
in einer Wohnung und nicht in einem Warenhaus gelebt hat.

Hier war einmal die Möglichkeit gegeben, von dem her-
kömmlich überladenen Museumsstil abzugehen und in den
einzelnen Sälen abgerundete Kulturbilder zu schaffen.
Ich bin einmal in dem Schlößchen Belvedere bei Weimar
gewesen, dessen Barock gefüllt ist von dem schönen Sammel-
eifer der Goetheschen Epoche. Man hat nichts dazu getan
und nichts umgestellt. Es ist immer noch wohnlich, und
dem Besucher ersteht das Bild vergangenen Lebens. Auch
ein Museum, aber ein lebendiges, interessantes, frei von
aller aufdringlichen Schulmeisterei. In Berlin steht man
anscheinend immer noch auf dem Standpunkt, daß die
Masse auch das Gute sei, obgleich diese Auffassung doch
eigentlich mit der wilhelminischen Ära verschwunden
sein sollte. Man schleppte eine Masse Sachen aus dem
Kunstgewerbemuseum heran und baute eine überladene
Ausstellung, in der es keinen Ruhepunkt gibt, deren unge-
heure Menge den Besucher nervös machen und wie ein
gehetztes Wild durch die Säle jagen muß.

In großen Vitrinen stehen alle möglichen Gegenstände,
die Sessel mit den schönen Gobelins sind wie Soldaten an
den Wänden aufgereiht, Kirchengeräte, Reliquien, Uhren,
Schmucksachen, Gewebe, Porzellan — alles ist da, sehr
geordnet, sehr gut sortiert und sehr langweilig. Mit einem
Wort, es ist ein Berliner Museum.

Nun dürfen die Bürger der deutschen Republik also durch
das Schloß ihrer verflossenen Herrscher wandeln. Vorbei
an den Emblemen der gestürzten Macht, an den Baldachinen
zerbrochener Größe, an den Bildern und Statuen ihrer
erfreulicherweise ausgerissenen Bedrücker. Durch die
hohen Fenster flutet dieselbe Sonne, die auf Kurfürsten,
Könige und Kaiser geschienen hat, flutet auch auf den
breiten Platz, auf dem vor einer Woche eine halbe Million
Menschen für die Unerschütterlichkeit der Republik de-
monstrierte."

Der Verein der Plakatfreunde, E. V., Charlottenburg 2,
Kantstraße 158, setzt 70000 M. an Preisen aus, um im Wege
des Wettbewerbs Wahrzeichen für die Deutsche Ostmesse
in Königsberg, für die Berliner Likörfabrik Hermann
Meyer & Co., A.-G., für den Verein deutscher Spiegelglas-
fabriken in Köln, sowie für die Zigarettenfabrik „Jyldis''
in Saarbrücken zu erlangen. Die Bedingungen sind durch

66
 
Annotationen