Einen vollen Arbeitstag füllten die Vorträge über „Ausgrabun-
gen und Forschungen" außerhalb des Ostraumes. Hier sollte den
Teilnehmern die Möglichkeit geboten werden, sich über den derzeitigen
Stand der Wissenschaft aus erster Hand zu unterrichten. Fast alle vor-
geschichtlich bedeutsamen Gebiete des Reiches zeigten, daß aller Orten
nicht bloß weitergearbeitet wird, sondern daß auch überall Klarheit und
Licht in die früher für unentwirrbar gehaltenen Verflechtungen von
vorgeschichtlichen „Kulturen" und „Völkern" fällt. Für Nordwest-
deutschland sprachen M i ch a e l s e n - Oldenburg über „Moorstraßen-
forschung in Nordwestdeutschland" und S ch r o l l e r - Hannover über
die „Ausgrabung der Kaiserpfalz Werla". Die Ausführungen Schrol-
lers waren unbestreitbar der Höhepunkt dieses Tages und fesselten am
Abend einer anstrengenden Sitzung die Zuhörer sowohl durch die sach-
liche Schlichtheit des Vortrages wie durch die saubere und neuartige
Methodik der Grabung, deren glänzende Ergebnisse für sich selbst
sprachen und lauten Beifall fanden.
Ausgrabungen und Besichtigungen.
Es war klug und erfrischend, nach drei Sitzungstagen in die Land-
schaft hinauszuziehen, die in leuchtendem Herbstlaub prangte. Die
Umgebung Elbings hat in der Vorgeschichte einen guten Klang: die
einzige bisher aufgedeckte geschlossene Siedlung der Schnurkeramiker —
also der Rasse, der das heutige deutsche Volk vielleicht den besten Zu-
schuß seines Blutes verdankt — liegt zwei Meilen nördlich von Elbing,
das bekannte Steinzeitdorf Succase. Fernerhin ruht die gar
nicht sagenhafte, sondern vom Angelsachsen Wulfstan im 9. nachchrist-
lichen Jahrhundert sehr genau beschriebene Wikinger st adt
Truso wahrscheinlich unter dem Pflaster der heutigen Stadt. Ein
ausgedehnter Wikingerfriedhof ist schon bei dem Bau einer Schichau-
siedlung entdeckt worden. Vielleicht wird bald neben Haithabu und
Vineta ein ostdeutsches Truso erstehen. Altmeister Ehrlich zeigte uns
Succase — das vielleicht auf den Höhen des Haff-Ufers wieder in ur-
sprünglicher Größe und Schönheit erstehen wird — und ein eben frei-
gelegtes altpreußisches Gräberfeld am Rand der Elbinger
Höhe gelegen, in welchem bisher schon 16 Reitergräber ausgegraben
wurden. Unter der Brandbestattung des Reiters lag unverbrannt das
in die Grube gestürzte und dann getötete (?) Streitroß.
Auf den Elbing gegenüber liegenden Uferhöhen des Weichsel-
deltas liegt seine siegreiche Rivalin Danzig. La Baume führte
durch das ehemals westpreußische Landes-Museum für Vorgeschichte.
Nirgendwo steht man die Gesichtsurnen (der Bastarnen) schöner
und vielgestaltiger als hier. 600 Stück birgt die Sammlung. Eine
leider recht gehetzte Stadtbesichtigung unter der kundigen Führung von
P h l e p s - Danzig (für das nächste Mal: eine Stadtbestchtigung muß
organisiert werden oder ausfallen. Durch die Gassen Danzigs trabten
150 Mann hinter einem eiligen Führer her): die berühmten Namen
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gen und Forschungen" außerhalb des Ostraumes. Hier sollte den
Teilnehmern die Möglichkeit geboten werden, sich über den derzeitigen
Stand der Wissenschaft aus erster Hand zu unterrichten. Fast alle vor-
geschichtlich bedeutsamen Gebiete des Reiches zeigten, daß aller Orten
nicht bloß weitergearbeitet wird, sondern daß auch überall Klarheit und
Licht in die früher für unentwirrbar gehaltenen Verflechtungen von
vorgeschichtlichen „Kulturen" und „Völkern" fällt. Für Nordwest-
deutschland sprachen M i ch a e l s e n - Oldenburg über „Moorstraßen-
forschung in Nordwestdeutschland" und S ch r o l l e r - Hannover über
die „Ausgrabung der Kaiserpfalz Werla". Die Ausführungen Schrol-
lers waren unbestreitbar der Höhepunkt dieses Tages und fesselten am
Abend einer anstrengenden Sitzung die Zuhörer sowohl durch die sach-
liche Schlichtheit des Vortrages wie durch die saubere und neuartige
Methodik der Grabung, deren glänzende Ergebnisse für sich selbst
sprachen und lauten Beifall fanden.
Ausgrabungen und Besichtigungen.
Es war klug und erfrischend, nach drei Sitzungstagen in die Land-
schaft hinauszuziehen, die in leuchtendem Herbstlaub prangte. Die
Umgebung Elbings hat in der Vorgeschichte einen guten Klang: die
einzige bisher aufgedeckte geschlossene Siedlung der Schnurkeramiker —
also der Rasse, der das heutige deutsche Volk vielleicht den besten Zu-
schuß seines Blutes verdankt — liegt zwei Meilen nördlich von Elbing,
das bekannte Steinzeitdorf Succase. Fernerhin ruht die gar
nicht sagenhafte, sondern vom Angelsachsen Wulfstan im 9. nachchrist-
lichen Jahrhundert sehr genau beschriebene Wikinger st adt
Truso wahrscheinlich unter dem Pflaster der heutigen Stadt. Ein
ausgedehnter Wikingerfriedhof ist schon bei dem Bau einer Schichau-
siedlung entdeckt worden. Vielleicht wird bald neben Haithabu und
Vineta ein ostdeutsches Truso erstehen. Altmeister Ehrlich zeigte uns
Succase — das vielleicht auf den Höhen des Haff-Ufers wieder in ur-
sprünglicher Größe und Schönheit erstehen wird — und ein eben frei-
gelegtes altpreußisches Gräberfeld am Rand der Elbinger
Höhe gelegen, in welchem bisher schon 16 Reitergräber ausgegraben
wurden. Unter der Brandbestattung des Reiters lag unverbrannt das
in die Grube gestürzte und dann getötete (?) Streitroß.
Auf den Elbing gegenüber liegenden Uferhöhen des Weichsel-
deltas liegt seine siegreiche Rivalin Danzig. La Baume führte
durch das ehemals westpreußische Landes-Museum für Vorgeschichte.
Nirgendwo steht man die Gesichtsurnen (der Bastarnen) schöner
und vielgestaltiger als hier. 600 Stück birgt die Sammlung. Eine
leider recht gehetzte Stadtbesichtigung unter der kundigen Führung von
P h l e p s - Danzig (für das nächste Mal: eine Stadtbestchtigung muß
organisiert werden oder ausfallen. Durch die Gassen Danzigs trabten
150 Mann hinter einem eiligen Führer her): die berühmten Namen
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