noch nicht aufgespalten, es gab keine Unterschiede zwischen Zweck und
Schönheit, wie wir an allen Erzeugnissen sehen können, die dem täg-
lichen Leben dienten; denken wir nur an die Keramiken, die wir in
den Eroßstein- und Hügelgräbern finden! Es gab eben keine brotlosen
Künste; alles war unmittelbar auf das Leben gerichtet.
So begreifen wir auch, warum die Denkmale jener Zeit, die vom
Ewigen künden, noch heute eine Stellung in der Landschaft einnehmen,
die unsere Bewunderung erregt. Wir können heute mit Sicherheit
sagen, sie seien nicht willkürlich und zufällig an ihre Stätten geraten
— wie so oft die entsprechenden Zeichen unserer Tage —, sondern aus
einem ganz sicheren Lebensgefühl an der ihnen allein zukommenden
landschaftswichtigen Stelle errichtet worden — aus eben der Natur-
verbundenheit ihrer Erbauer, die die Landschaft stets plastisch sehen
ließ. Es ist das gleich sichere Gefühl, das die ungemein treffende Wahl
und Anlage der alten Volks- und Wallburgen an wichtigen und be-
herrschenden Stellen der Landschaft bestimmte. Die schöne Aufnahme
von der Struvenburg bei Benzingerode (Abb. 7) diene als Beispiel.
Wenn nun auch bei der Wahl der Denkmale und Grabstätten die
strategische Zweckbestimmung der Burgen entfiel, so sollten sie doch gleich
den Burgen Mittelpunkte des Gemeinschaftslebens sein, und so erklärt
sich die hervorragende Lage fast ausnahmslos aller urgeschichtlichen
Grabmale, sei es an besonders bemerkenswerten oder sogar meist an
beherrschenden Stellen. Es ist das Verdienst von Prof. Wiepking-Iür-
gensmann, durch die Untersuchungen seines Institutes für Gartenge-
staltung der Berliner Universität an zahlreichen urgeschichtlichen Denk-
malen Mecklenburgs diesen Gedanken vorgetragen und seine Richtig-
keit nachgewiesen zu haben. Die Untersuchungen haben die landschaft-
lich bedeutende Lage ausnahmslos aller Gräber ergeben. Prof. Wiep-
king folgert aus den Untersuchungen, daß die Gräber auf ganz be-
stimmte Blickrichtungen aufgebaut sind und der Blick von ihnen über
bewohnte und bewirtschaftete Flur — auch nachgewiesenermaßen in
früher Zeit Kulturlandschaft — geht. Da der Blick auch in allen Fällen
auf See und Teich, Fluß und Vach, Hain und Feld gelenkt wird, spre-
chen auch ganz bestimmte naturmythische Vorstellungen mit, die zur
Weltanschauung der Menschen jener Tage gehören.
Prüfen wir nun, ob die Folgerungen, die sich aus den mecklen-
burgischen Untersuchungen ergeben haben, auch für unsere niedersächsi-
sche Landschaft zutreffen und unsere Behauptungen damit allgemeine
Gültigkeit haben. Die Forschung wird bei uns durch die zahlreichen
Veränderungen unserer Kulturlandschaft im Lauf der Jahrtausende
erschwert; von solchen Störungen ist die in Betracht kommende meck-
lenburgische Landschaft kaum berührt worden; wo sie eintraten, werden
sie auch als Störungen des einheitlichen Bildes empfunden. Wir da-
gegen werden uns häufig der späteren grundlegenden Veränderungen
unserer Landschaft garnicht mehr bewußt und halten sie, die doch Men-
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Schönheit, wie wir an allen Erzeugnissen sehen können, die dem täg-
lichen Leben dienten; denken wir nur an die Keramiken, die wir in
den Eroßstein- und Hügelgräbern finden! Es gab eben keine brotlosen
Künste; alles war unmittelbar auf das Leben gerichtet.
So begreifen wir auch, warum die Denkmale jener Zeit, die vom
Ewigen künden, noch heute eine Stellung in der Landschaft einnehmen,
die unsere Bewunderung erregt. Wir können heute mit Sicherheit
sagen, sie seien nicht willkürlich und zufällig an ihre Stätten geraten
— wie so oft die entsprechenden Zeichen unserer Tage —, sondern aus
einem ganz sicheren Lebensgefühl an der ihnen allein zukommenden
landschaftswichtigen Stelle errichtet worden — aus eben der Natur-
verbundenheit ihrer Erbauer, die die Landschaft stets plastisch sehen
ließ. Es ist das gleich sichere Gefühl, das die ungemein treffende Wahl
und Anlage der alten Volks- und Wallburgen an wichtigen und be-
herrschenden Stellen der Landschaft bestimmte. Die schöne Aufnahme
von der Struvenburg bei Benzingerode (Abb. 7) diene als Beispiel.
Wenn nun auch bei der Wahl der Denkmale und Grabstätten die
strategische Zweckbestimmung der Burgen entfiel, so sollten sie doch gleich
den Burgen Mittelpunkte des Gemeinschaftslebens sein, und so erklärt
sich die hervorragende Lage fast ausnahmslos aller urgeschichtlichen
Grabmale, sei es an besonders bemerkenswerten oder sogar meist an
beherrschenden Stellen. Es ist das Verdienst von Prof. Wiepking-Iür-
gensmann, durch die Untersuchungen seines Institutes für Gartenge-
staltung der Berliner Universität an zahlreichen urgeschichtlichen Denk-
malen Mecklenburgs diesen Gedanken vorgetragen und seine Richtig-
keit nachgewiesen zu haben. Die Untersuchungen haben die landschaft-
lich bedeutende Lage ausnahmslos aller Gräber ergeben. Prof. Wiep-
king folgert aus den Untersuchungen, daß die Gräber auf ganz be-
stimmte Blickrichtungen aufgebaut sind und der Blick von ihnen über
bewohnte und bewirtschaftete Flur — auch nachgewiesenermaßen in
früher Zeit Kulturlandschaft — geht. Da der Blick auch in allen Fällen
auf See und Teich, Fluß und Vach, Hain und Feld gelenkt wird, spre-
chen auch ganz bestimmte naturmythische Vorstellungen mit, die zur
Weltanschauung der Menschen jener Tage gehören.
Prüfen wir nun, ob die Folgerungen, die sich aus den mecklen-
burgischen Untersuchungen ergeben haben, auch für unsere niedersächsi-
sche Landschaft zutreffen und unsere Behauptungen damit allgemeine
Gültigkeit haben. Die Forschung wird bei uns durch die zahlreichen
Veränderungen unserer Kulturlandschaft im Lauf der Jahrtausende
erschwert; von solchen Störungen ist die in Betracht kommende meck-
lenburgische Landschaft kaum berührt worden; wo sie eintraten, werden
sie auch als Störungen des einheitlichen Bildes empfunden. Wir da-
gegen werden uns häufig der späteren grundlegenden Veränderungen
unserer Landschaft garnicht mehr bewußt und halten sie, die doch Men-
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