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Kunoth-Leifels, Elisabeth
Über die Darstellungen der "Bathseba im Bade": Studien zur Geschichte des Bildthemas ; 4. bis 17. Jahrhundert — Essen, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.17214#0017
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Lampe“, so heißt es bei Johannes Chrysostomus, „und erwarte, daß es sich nicht
entzünde.“ In unserem Zusammenhänge ist von besonderer Wichtigkeit eine Stelle
bei Chrysologus8, die uns über die Rolle aufklärt, die man Bathseba zuwies: „David
wurde verletzt, und ich sollte deiner sicheren Kraft vertrauen! Der durch die Gnade
des Geistes gestärkt war, empfing ein Geschoß, und du behauptest, unverwundet
zu bleiben. Jener sah nicht eine Dirne, sondern eine ernste und keusche Frau, und
nicht im Theater, sondern zu Hause. Du aber hältst im Theater Umschau, wo schon
der Ort die Seele verdirbt.“

An solche Bemerkungen über Davids Fall schließt sich dann im allgemeinen die
Mahnung, sich wie er nach schwerer Sünde durch wahre Buße mit Gott zu ver-
söhnen.

In einer zweiten Homilie zum 50. Psalm knüpft Chrysologus an das Eingangswort
„Miserere“ Betrachtungen über die Barmherzigkeit Gottes, welche unermeßlich ist
und keine Bedingungen kennt9.

Der erste, der die Bathsebageschichte in typologischem Sinne deutet, ist Augu-
stinus10. Er geht von der Auslegung der Namen aus. David heißt „Desiderabilis“,
also der Geliebte, oder „Manu fortis“, also der Starkhändige. „Und wer ist stärker“,
so fährt Augustinus fort, „als jener Löwe vom Stamme Juda, der die Welt besiegt
hat? Und wer wird mehr geliebt als der, von dem der Prophet sagt, es komme, nach
dem alle Völker verlangen?“ So wird David zum Vorbilde Christi.

Die Frau des Urias wird nicht Bathseba oder Bethsabe, sondern Bersabee genannt,
wie auch schon in der Septuaginta. Bathseba heißt „Tochter des Schwurs“, Bersabee
in der Übersetzung „Brunnen des Schwurs“ oder „Siebenbrunnen“11. Augustinus
führt von diesen beiden Namensbedeutungen nur die zweite an, „Siebenbrunnen“,
und fügt noch eine dritte hinzu: „Puteus satietatis“, also „Brunnen der Sättigung“.
Vielleicht bezieht er sich bei dieser Auslegung des Namens auf Hieronymus, der
Bersabee als äußersten Ort des salomonischen Reiches unter den Wassern nennt, die
ein Vorbild der Taufe sind12. Da aber die Braut des Hohenliedes, die ebenfalls
„Brunnen des lebendigen Wassers“ genannt wird, die Kirche ist, so wird auch
Bersabee zum Typus der Ecclesia. Und dieser kommt auch der Name des „Sieben-
brunnens“ zu; denn durch die siebenfache Gabe des Hl. Geistes ist die Kirche
„Quelle des lebendigen Wassers“, die nach Joh. 4, 13—14 „den, der von ihr trinkt,
in Ewigkeit nicht dürsten läßt“.

Urias schließlich ist zu übersetzen „Mein Licht ist von Gott“ (Lux mea Dei), und
an diese Namensdeutung knüpft Augustinus die Gleichsetzung von Urias und Satan;
denn, so sagt er, der Teufel, der durch seinen Hochmut des ihm von Gott ver-
liehenen Lichts verlustig ging, rühmt sich dennoch, ein Engel des Lichts zu sein.
Die Kirche ist die Gemeinschaft all derer, die durch die göttliche Gnade aus den
Banden des Satans befreit sind. So bekommt auch der Ehebruch Davids durch die
typologische Deutung heilsgeschichtlichen Sinn und ebenso die verhängnisvolle

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