erste Begegnung des Königs mit Bathseba. Die Auslegung dieser in unserem Zu-
sammenhänge wichtigsten Bibelstelle lautet: „Ergo iste quidem David graviter
sceleratque peccavit; quod scelus eius etiam per prophetam Deus arguit increpando,
et ipse abluit poenitendo. Verum tarnen ille desiderabibs Omnibus gentibus, adamavit
Ecclesiam super tectum se lavantem, id est mundantem se a sordibus saeculi et
domum luteam spirituali contemplatione transcendentem atque calcantem, et
incohata cum illa primae conventionis notitia post ab ea penitus separatum diabolum
occidit, eamque sibi perpetuo conubio copulavit13.“
Die Gleichsetzung von Sponsus und Sponsa mit Christus und Ecclesia ist bereits
in frühchristlicher Zeit anzutreffen14. Sie hat ihre letzte Rechtfertigung in den
Worten des hl. Paulus, der im 5. Epheserbriefe (22—33) das Verhältnis von Mann
und Frau zueinander mit Christus und der Kirche vergleicht. Im Laufe der Zeit
wächst die Vorliebe für diesen Gedanken und ist im 12. Jahrhundert auf ihrem
Höhepunkt. So ist es im weiteren Rahmen des typologischen Systems wohl gerade
diese Vorstellung, an der sich im hohen Mittelalter das Interesse an der Bathseba-
geschichte entzündet hat.
Der Grundgedanke der augustinischen Interpretation erfährt bis zum 13. Jahr-
hundert einige wichtige Erweiterungen und Abwandlungen. Isidor von Sevilla hat
in seiner Auslegung der Bathsebageschichte den Sponsus-und-Sponsa-Gedanken
nur kurz berührt, dafür aber ausführlich die von Augustin abweichende Gleich-
setzung von Urias mit dem jüdischen Volke behandelt. Wie Urias ahnungslos den
Brief bei sich trug, der seinen Tod bestimmte, so besaß das Judenvolk das Gesetz,
durch das es bereits auf die Göttlichkeit Christi hingewiesen wurde. Es war blind
für seine verhüllt ausgesprochenen Wahrheiten und wollte trotz der Belehrungen
Christi einzig in der Erfüllung des Wortsinnes den Willen Gottes erkennen. So
wurde dieses Gesetz sein Gericht16.
Hier ist am Beispiel des Urias noch einmal ausgesprochen, was als übergeordneter
Gedanke die typologische Auslegung der Bathseba-Geschichte bestimmt: die
Entsprechung von Altem und Neuem Bund. Isidor weist auf die Worte Christi hin,
die er zu den Juden spricht: „Wenn ihr Moses glaubtet, so würdet ihr auch mir
glauben; von mir hat er ja geschrieben“ (Joh. 5, 46).
Der hl. Bruno (um 1032—1101) deutet das Bad der Bathseba als Taufe der
Ecclesia. Wie David die Frau des Urias begehrte, so verlangte Christus nach der
Kirche, als er sie in ihrer Schönheit und Reinheit erblickte16. Diese Interpretation
der ersten Begegnung Davids mit Bathseba klingt bereits bei Augustinus an, wird
aber noch nicht ganz klar ausgesprochen.
Ans Ende seiner Auslegung der Bathsebageschichte fügt der hl. Bruno eine
Bemerkung, welche über das Verhältnis von historischer Wirklichkeit und ihrer
wahren Bedeutung im Sinne des Mittelalters Aufschluß gibt: „Es ist zu bemerken,
daß es nicht schändlich ist, wenn durch die ehebrecherische Bersabee die Kirche,
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sammenhänge wichtigsten Bibelstelle lautet: „Ergo iste quidem David graviter
sceleratque peccavit; quod scelus eius etiam per prophetam Deus arguit increpando,
et ipse abluit poenitendo. Verum tarnen ille desiderabibs Omnibus gentibus, adamavit
Ecclesiam super tectum se lavantem, id est mundantem se a sordibus saeculi et
domum luteam spirituali contemplatione transcendentem atque calcantem, et
incohata cum illa primae conventionis notitia post ab ea penitus separatum diabolum
occidit, eamque sibi perpetuo conubio copulavit13.“
Die Gleichsetzung von Sponsus und Sponsa mit Christus und Ecclesia ist bereits
in frühchristlicher Zeit anzutreffen14. Sie hat ihre letzte Rechtfertigung in den
Worten des hl. Paulus, der im 5. Epheserbriefe (22—33) das Verhältnis von Mann
und Frau zueinander mit Christus und der Kirche vergleicht. Im Laufe der Zeit
wächst die Vorliebe für diesen Gedanken und ist im 12. Jahrhundert auf ihrem
Höhepunkt. So ist es im weiteren Rahmen des typologischen Systems wohl gerade
diese Vorstellung, an der sich im hohen Mittelalter das Interesse an der Bathseba-
geschichte entzündet hat.
Der Grundgedanke der augustinischen Interpretation erfährt bis zum 13. Jahr-
hundert einige wichtige Erweiterungen und Abwandlungen. Isidor von Sevilla hat
in seiner Auslegung der Bathsebageschichte den Sponsus-und-Sponsa-Gedanken
nur kurz berührt, dafür aber ausführlich die von Augustin abweichende Gleich-
setzung von Urias mit dem jüdischen Volke behandelt. Wie Urias ahnungslos den
Brief bei sich trug, der seinen Tod bestimmte, so besaß das Judenvolk das Gesetz,
durch das es bereits auf die Göttlichkeit Christi hingewiesen wurde. Es war blind
für seine verhüllt ausgesprochenen Wahrheiten und wollte trotz der Belehrungen
Christi einzig in der Erfüllung des Wortsinnes den Willen Gottes erkennen. So
wurde dieses Gesetz sein Gericht16.
Hier ist am Beispiel des Urias noch einmal ausgesprochen, was als übergeordneter
Gedanke die typologische Auslegung der Bathseba-Geschichte bestimmt: die
Entsprechung von Altem und Neuem Bund. Isidor weist auf die Worte Christi hin,
die er zu den Juden spricht: „Wenn ihr Moses glaubtet, so würdet ihr auch mir
glauben; von mir hat er ja geschrieben“ (Joh. 5, 46).
Der hl. Bruno (um 1032—1101) deutet das Bad der Bathseba als Taufe der
Ecclesia. Wie David die Frau des Urias begehrte, so verlangte Christus nach der
Kirche, als er sie in ihrer Schönheit und Reinheit erblickte16. Diese Interpretation
der ersten Begegnung Davids mit Bathseba klingt bereits bei Augustinus an, wird
aber noch nicht ganz klar ausgesprochen.
Ans Ende seiner Auslegung der Bathsebageschichte fügt der hl. Bruno eine
Bemerkung, welche über das Verhältnis von historischer Wirklichkeit und ihrer
wahren Bedeutung im Sinne des Mittelalters Aufschluß gibt: „Es ist zu bemerken,
daß es nicht schändlich ist, wenn durch die ehebrecherische Bersabee die Kirche,
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