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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 5
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Rücklin, R.: Die Emailkunst auf der Pariser Weltausstellung
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J., F.; Jessen, Jarno [Mitarb.]: Von den Berliner Ausstellungen
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Frankfurt a. M.: Kunstbrief
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0086
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4- Die Aunst-Halle

Nr. 5

druck machen, —in Norwegen bat Tostrup originelle
Gefäße in Fensteremail hergestellt, welche so etwas
wie eine modern aufgefrischte Volkskunst zu versprechen
scheinen. Mag sich vielleicht da und dort noch eine
ansprechende Leistung verstecken: der gegebenen
Darstellung werden wesentliche Auge wohl nicht mehr
hinzugefügt werden können.
X
frankkun a. M:
l^aystlmisk.
n den drei Gberlichträumen des Kunstvereins ist
auf die Dauer von vier Wochen die II. Iahresaus-
stellung Frankfurter Künstler arrangirt. Ls ist
allerdings nur ein Bruchtheil der hiesigen Künstler ver-
treten; eine ganze Reihe bekannter Namen wird unliebsam
vermißt, z. B. Karl v. Pidoll, Fritz Boehle, Roßmann,
Hyronimi u. a. m. Dafür haben die Herren der Jury
ihre eigenen Erzeugnisse hübsch bequem an die Rampe
plazirt. Charakteristisch ist ferner, daß ein außerordentlich
großer Bruchtheil der ausgestellten Arbeiten von Damen-
hand stammt. — Das porträtfach ist verhältnißmäßig am
zahlreichsten vertreten. Norbert Schrödl-Kronberg hat
das Konterfei des Frankfurter Oberbürgermeister Adikes
in ganzer Figur gemalt, ein gutes, allerdings etwas konven-
tionell gehaltenes Repräsentationsbild von frappanter Aehn-
lichkeit. Das Werk ist im Auftrag der Stadt Frankfurt
gemalt und für das im Entstehen begriffene neue Rath-
haus hier bestimmt. Zart und elegant sind zwei schöne
Damenbildniffe in Pastell von Max Schüler, auf altmeister-
lichen Ton gestimmt die Porträts von Bersny und Körner.
Ein „Selbstporträt" von Gttilie Röderstein und die Bild-
nißarbeiten von Lug. de Rege und Scholderer wären noch
weiterhin erwähnenswerth. In der Landschaft finden wir
Ant- Burgers „Kronberg", wilh. Parsings „Niddaland-
fchaft", Trübners „Kloster in Oberbayern" und Wucherers
„Blick auf den Altkönig". Auch auf den zahlreichen Land-
schaften der übrigen Maler herrscht die malerische Dar-
stellung des Taunus vor. Jin Figurenbild ist außer wohl-
gemuths nach den alten Italienern geschaffenes großes
Bild „Die drei Grazien" und Schwarzschilds „Schalen-
trägerin" wenig Hervorragendes.
Der Kunstsalon Hermes führt in seiner neuarrangirten
November-Ausstellung zwei umfangreiche Kollektionen vor.
Der Düsseldorfer Landschafter Heinrich Vermauns brillirt
mit einer Anzahl Waldinterieurs und Stimmungsbildern
aus dem niederrheinischen Flachland, die alle mit einem
feinen Sinn für das malerisch Intime und immer mit
schlagender Wirkung gemalt sind. Namentlich ein paar
lichtdurchblitzte, herbstlich gefärbte Lichwälder erinnern in
dem stupenden furioso der Pinselführung an den herrlichen
„plui ä'or" Franz Lourtens'. Köstliche Interieurs sind
ferner ein paar Innenansichten römischer Basiliken und
aus der alten Lorenzkirche in Nürnberg. — Ueber die
zweite Sammelausstellung bei Hermes kann ich mich kürzer
fassen, da sie durch die Ausstellung bei Gurlitt schon in
weiteren Kreisen bekannt geworden ist. Ich meine Karl
Max Rebels Kollektion, die etwa ein viertelhundert
Nummern umfaßt. Böcklinsche Farbenakkorde und eine
etwas theatralisch xosirte Gruppirung bilden die Grund-

charakteristik dieser Arbeiten, die jedoch eine hohe kolori-
stische Begabung und eine bedeutsame dichterische Phantasie
verrathen.
Bei Goldschmidt dominirt der Münchener Landschafter
Gilbert von Lanal mit einer Sammlung von achtund-
zwanzig Gemälden. Die Melancholie stiller, einsamer Ge-
wässer, die von hohen Baumgrupxen umschattet sind, gelingt
diesem Künstler am besten. Sehr bemerkenswerth ist die
freie und frische Art der Technik, die sich namentlich in
einer Reihe Stimmungsbilder aus Bayern (Eichstädt) und
den Niederlanden ausspricht. Line umfangreiche „Nieder-
ländische Landschaft" z. B. ist ein Galleriewerk von geradezu
altmeisterlichen (Qualitäten. Emmy Lischke und German
Grobe sind landschaftlich tüchtig vertreten. Zart und von
emailartiger Glätte der Ausführung ist Enrico Serra's
„Landschaft in den pontinischen Sümpfen".
Bei Schneider-Andreas ist der Burnitz-Ausstellung
wiederum eine Nachlaßkollektion eines Frankfurier Künstlers
gefolgt. Louis Lysen, der vor ein paar Jahren in Meran
^erstarb, schöpfte seine malerischen Motive aus dem Wunder-
land südlich der Etsch. Land und Leute schildert uns sein
pinsel mit Liebe und Hingebung für das malerisch Schöne
und selbst dein scheinbar Unbedeutenden weiß es interessante
Seiten abzugewinnen. Motive aus Rubein, Gbermais und
dem vintschgau finden wir neben stimmungsvollen Inte-
rieurs z. B. „Winkel meines Ateliers in Meran". Ligen-
thümlich berührt die Ueberlebensgröße der Studienköpfe,
zudem es sich hier fast ausschließlich um ländliche Typen
handelt. Line weitere Kollektion des Norwegers Smith-
Hald enthält winterliche Stimmungsbilder und Marinen
aus dem Heimatland des Malers, geschmackvoll und
routinirt gemachte Bilder von großer Delikatesse der
malerischen Ausführung. rr.
L
(Ion clen Serliner MMellungen.
Im Künstlerhause.
er Eröffnungsausstellung der gegenwärtigen Winter-
saison ist kürzlich das zweite Arrangement mit
nicht ganz gleich hoher Aufbietung künstlerischer Leistungen
gefolgt. Wieder muß man das in sämintlichen Räumen
bewiesene Geschick, mit dein Vorhandenen die relativ
besten Wirkungen zu erzielen, anerkennen. Dieses Mal
treten, außer einigen Einzelstücken, die schon der Urheber
wegen auffallen, mehrere Kollektionen und eine erhebliche
Zahl plastischer Werke in den Vordergrund. Unter den
letzteren fesselt am meisten das von R. Si eine ring
modellirte eherne Grabmal des in Rom verstorbenen
Friedrich Geselschap im Hauptsaale: Am oberen Rande
der wenig abfallenden schwungvoll ornamentirten Grab-
platte erhebt sich, von zwei bewegten Putten gehalten,
das Reliefbild des verstorbenen Meisters. Mehrere Büsten
und Studienköpfe von L. A. Lermann übertreiben etwas
den formalen Ausdruck: Geschwollenheit ist ja ebenso-
wenig ein Kennzeichen von Größe wie Maßhalten von
kleinlichem Geiste zeugt Das von der Schlange um-
schmeichelte Weib von F. Lepcke ist ein fein durchgeführter
Akt. Der leicht gelblich getönte Frauenkopf von G. Lber-
lein zeugt von freier, reifer Meisterschaft, auch eine
 
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