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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 5
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Fischbach, Friedrich: Eierstab-Ornamente
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Rücklin, R.: Die Emailkunst auf der Pariser Weltausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0085

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Nr. 5

Die Kunst-Halle

69

Zur Erläuterung der Abbildungen diene:
N. l ist primitivste Andeutung des Feuergestells.
Das punktirte Dreieck ist das Lustloch.
Auf einer Oedenburger Urne sind die
3 Hellen Dreiecke mit reich verzierten
Holzscheiten gefüllt.
N. 2 zeigt Feuergestells mit je 3 Luftlöchern
und das heilige Triquetrum als Zwischen-
Ornament.
N. 3 veranschaulicht einfache Scheiterhaufen
mit Heilszeichen.
N. deutet die Gestelle nur an und symbolisirt
das strahlende Feuer.
N. 2—H kommen auf Urnen aus dem
8.— sO. Zahrh. vor Thr. vor, die in
Sakrau in Schlesien gefunden wurden.
N. 5—s2 zeigen Scherben-Ornamente aus Mykene,
Grchomenos und Zalysos. Das Motiv
der Feuer-Drehschnur waltet vor. Zn 6
und 9 ist der Drachenkopf, der oft den
Feuerbock zierte, angedeutet. Zn N. 8
ist das Feuer-Motiv allgemeines Flächen-
Grnament. N. s2 bekundet, daß das
Grundschema durchaus nicht der Aufgabe
des Tragens entspricht.
N. s3—s6 sind etruskische Ornamente. Geschichtetes
Holz, welches Flammen krönen, ist von
Schnüren umgeben.
N. s7 u. s8 nähern sich als altrömische Verzierungen
dem klassischen Eierstab und der lesbischen
Welle.
Aus einer sehr großen Fülle sind diese Beispiele
ausgewählt. Sie beweisen schlagend, daß nirgends
umbogene Blattspitzen zu Grunde liegen. Damit soll
aber nicht in Abrede gestellt sein, daß in der römischen
Zeit, als Vitruv die sonderbarsten Erläuterungen der
Säulenordnungen geschrieben, Eier und Blätter und
sogar Schlangenzungen als Motive galten. Man
hatte die Entwickelung nicht vor Augen. Die heutige
Rebersicht zeigt, wie der vom Nordwesten von Thrakien
kommende Kultus eine speziell arische Ornamentik
geschaffen hat, die dort verklingt, wo ein anderer
Kultus vorherrschte, z. B. in Aegypten.
V>e Umsilhaysk aak <ler
Piirisei- WelkgasskellayA.
von N. Nücklin.
iSchlnß.)
Meine Aufzählung erschöpft die in der Aus-
stellung vertretenen Namen keineswegs; es ist noch
eine stattliche Anzahl bedeutungsvoller — und gering-
fügiger Arbeiten vorhanden, deren namentliche An-
sührung aber kein wesentliches Znteresse mehr bietet.
— Mit dem Gesagten wird immerhin gezeigt sein,
daß in Frankreich, und besonders in Haris, eine nicht
geringe Zahl von Kräften der Lmailkunst sich widmet,
daß künstlerische, moderne Bestrebungen in derselben
Wurzel gefaßt haben und jedenfalls auch Anerkennung
und materielle Unterstützung finden. — Znnerhalb des
Rahmens der pariser Weltausstellung steht Frank-
reich in dieser Beziehung allerdings fast allein da.
Und auch bei ihm muß gesagt werden, daß Kräfte
ersten Ranges, wie Frankreich sie gegenwärtig in

Lalique für Schmuck, in Galle für Glas und Holz
besitzt, in der Emailkunst bis jetzt nicht zu verzeichnen
sind; aber was geschaffen wird, steht hoch genug, um
als Vorbild hingestellt werden zu dürfen.
Deutschland hatnur wenige Emailarbeiten von
Bedeutung ausgestellt, — und wir können nicht ein-
mal sagen, daß wir ungenügend vertreten sind. Auch
wenn wir doppelt und dreimal so viel ausgestellt
hätten, als es in der That der Fall ist, so wäre die
(Qualität des Ausgestellter: schwerlich dadurch wesent-
lich gesteigert worden. Ls ist eine merkwürdige und
nicht so recht begreifliche Erscheinung, daß bei uns
in Deutschland, wo so viele Gewerbe durch Eingreifen
von Malern und Bildhauern, — durch Liebhaber-
künstler der betreffenden Gewerbe, wenn ich mich so
ausdrücken darf —, nachhaltige, hochbedeutsame An-
regungen erhalten haben, eine der edelsten von allen,
die Emailkunst, bisher so leer ausgegangen ist. Mit
Ausnahme der Eingangs erwähnten Einführung des
Emails in die Znnendekoration, die uns hier nicht
beschäftigen soll, liegt diese Kunst in ganz Deutschland
im Allgemeinen noch so sehr in den Banden hand-
werklicher Routine, wie kaum ein anderer Zweig
unseres Kunstgewerbes, wer will's, wer kann's
ändern?
Eine hocherfreuliche Leistung hat Deutschland
aber doch in Lmailmalerei aufzuweisen: Zch meine die
Gemälde des Berliners Bastanier nach Aquarellen
von Thoma. Es ist eine Reihe von mäßig großen,
quadratischen Platten, in die Füllung eines Wand-
brettes eingelassen. Aeußerlich sind sie so ja der Znnen-
dekoration eingefügt; ihr Maaßstab weist sie aber
doch ganz der Kleinkunst zu. Und sie erinnern m
der Art ihrer Nebeneinanderstellung unwillkürlich an
die erwähnten Allegorien der Edelsteine des Franzosen
Hirtz, neben die sie auch als künstlerische Leistungen
getrost gestellt werden dürfen. Daß ihnen deren
Raffinement, deren technische Brillanz abgeht, kommt
der Harmonie des Dargestellten mit der Darstellung
zu gut: Hirtz hätte Thoma jedenfalls so überzeugungs-
treu nicht wiedergegeben, als dies Bastanier thut.
Die Behandlung ist gut und weich, die theilweise in
Schwarz, theilweise in Gold ausgeführten Kontonren
wirken durchaus glücklich, wie auch die schlichte und
ernste Farbenstimmung — was Deutschland sonst
noch an Arbeiten in Email ausgestellt hat, Porträts,
dekorative Darstellungen auf Kleingeräthen u. A. m.,
ist durchweg technisch gediegen und sorgfältig durch-
gearbeitet. Aber theils entbehrt es des dekorativen
Zuges, der einer Emailarbeit nun eben einmal erst
das spezielle Znteresse verleiht, theils sind es an-
erkennenswerthe Versuche, Neues in moderner Richtung
hervorzubringen, — aber eben doch nur Versuche,
die vorläufig noch nicht den Eindruck machen, nah
am Ziele zu sein.
Rnd so ist auch das, was sonst noch sich in den
Ausstellungen der übrigen Länder vorsindet. Zch
könnte Zapan nennen, das eine Fülle prächtiger
Leistungen in Tloisonnse ausstellt, Gefäße und Platten
und dergleichen. Aber ich wüßte nichts Neues davon
zu berichten, was nicht schon bei Gelegenheit früherer
Schaustellungen japanischer Kunst gesagt worden
wäre; ich könnte höchstens mein Bedauern aussprechen,
daß diese gediegene Technik, wie die Ostasiaten sie
von grauer Zeit her ausüben, bei uns sich nicht ein-
zubürgern vermag. Bei Rußland sieht man email-
gemalte Heiligenbilder in Rahmen aus Gold, Filigran
und Steinen, die mit ihren schweren, braunen Tönen
wohl einen mystischen, aber keinen künstlerischen Ein-
 
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