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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 10
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Die Pan-Amerikanische Ausstellung 1901
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Jubiläum-Ausstellung Karlsruhe 1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0177

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Nr. sO

4- Die Au n st-Halle -k-

löt

die Wände des Regierungsgebäudes zur Rechten eine mehr
gelbliche Tönung erhalten. Dann folgen die Gebäude in
minder strengen Tönen; am „pof der Fontainen" werden
Heller berechnete Farbenwirkungen auftreten, nämlich
Schattirungen von Gelb bis Grau mit den Hellrothen
Nuancen der Dächer. Die Gebäude für Maschinen und
einschlägige Erzeugnisse, sowie die Paläste für freie Künste
sollen hellgelbe und hellgraue, die Elektrizität^- und Land-
wirthschaftsgebäude gegenüber warmgelbe und graue Schat-
tirungen erhalten. Der elektrische Thurm von John Galen
poward am Eingang des Fontainenhofes bildet mit seiner
elfenbeinweißen Behandlung und seinen durchbrochenen
Feldern von zartem Grün, Blau und Gold den architekto-
nischen Glanzpunkt der Ausstellung. Die Gestalt der Licht-
göttin, die in einer pöhe von 375 Fuß auf dem Thurm
stehen wird, ist vergoldet und wird in den Strahlen der
Sonne in einer Entfernung vor: vielen Meilen sicht-
bar sein.
Turner hat von den einzelnen Ausstellungsgebäuden
Modelle angefertigt, die eine Miniaturanlage der ganzen
Ausstellung bilden. Durch dieses Verfahren sollten unhar-
monische Wirkungen vermieden werden Natürlich wird
man sich nicht sklavisch an diesen plan halten können,
denn unter freien: Pimmel werden die Farben andere
Wirkungen zeigen und der Künstler wird Einzelheiten
inodifiziren müssen
In Turners Atelier waren der blaue Pimmel sowohl
als Gebüsch und Bäume in Miniatur nachgeahmt, damit
keiner der Effekte und Kontraste der wirklichen Ausstellung
verloren gingen. Doch wird man diese versuche nicht
ganz ernst nehmen können. Denn jeder, der mit architek-
tonischen Modellen gearbeitet, weiß, wie sehr dieselben zu
Irrthümern Veranlassung geben.
Als hervorragendes Beispiel für das Farbensystem
sei eines der Portale zum Maschinengebäude angeführt.
Das Prinzip, den: inan bei der Ausstattung der Eingänge
in: Allgemeinen folgte, bestand darin, den Säulen und
Reliefs Helle Töne zu geben und Gegensätze und reiche
Effekte durch dunklere und wärmere Schattirungen des
pintergrundes zu erreichen. So sind die Pfeiler des er
wähnten portales elfenbeinweiß gehalten, während die
ornamentalen Sockel und Kapitäle der kannelierten Säulen
goldenen Untergrund und die Pauptwand dahinter ein
Helles weiches Roth zeigen. Die Thorbogen rufen dagegen
nut rothen, blauen, gelben und noch mannigfachen Misch-
tönen die Wirkung von Mosaik hervor. Die Kranz-
leiste der Kappe über den: Eingang zeigt bräunliche Bolz-
farben.
Experimente mit Farben sind aber immer zweiselhafter
Natur und verlangen besondere Vorsicht. Man fürchtete
auch hier anfangs, daß diese Neuerung keinen Erfolg
haben würde. Aber die Betrachtung des bis jetzt voll-
endeten Theils berechtigt zu der Annahine, daß die bevor-
stehende Ausstellung am Niagara dem kritischen Publikum
eine sehr angenehme Ueberraschung bereiten wird. Nach
den großen Erfolgen der Amerikaner in Ehikago ist es
auch kaum anzunehmen, daß sie sich in architektonischer
Pinsicht so grobe Mißgriffe werden zu Schulden kommen
lassen, wie manche Architekten der Pariser Weltausstellung.
pd.

Aubilllun) - AcisskelluyK
1YOZ.

ur Feier des fünfzigjährigen Regierungsjubiläums
^^oes Großherzogs (2-x. April tdop soll dem Förderer-
deutscher Kunst durch die Eröffnung einer Jubiläum-
Knnstausstellnn g in Karlsruhe eine puldignng
dargebracht werden. Die Ausstellung wird Werke der
Malerei und Plastik umfassen und sich im Wesentlichen
auf Schöpfungen lebender deutscher Meister beschränken.
Es wird besonderer Werth darauf gelegt werden, daß
der Charakter einer einheitlichen Eliteausstellung gewahrt
werde.
Die Ausstellung wird von der Großh. Regierung mit
Unterstützung der Stadt Karlsruhe auf Staatskosten ver-
anstaltet. Die Vorbereitung, Gestaltung und Leitung der-
selben wird einem Zentralkomitö übertragen, in welches
die Großh. Regierung als Vertreter des Kultusministeriums
perrn Ministerialrath Dr. Böhm und als Vertreter des
Finanzministeriums perrn Ministerialrath Dr. Friedrich
Nicolai delegirt. Zur Vertretung der städtischen Interessen
ist perr «Oberbürgermeister Schnetzler dem Zentralkomite
beigetreten. Das Präsidium in: Konnte ist perrn Pro-
fessor Ludwig Dill von der Großh. Akademie der bildenden
Künste übertragen. Zur Uebernahme des Vizepräsidiums
hat sich perr Galleriedirektor Professor Pans Thoma, zur
Uebernahme des Amts als erster Schrift- und Geschäfts-
führer perr Maler v. Bayer-Ehrenberg, zur Uebernahme
des Amts als zweiter Schriftführer perr Professor Karl
Widmer bereit erklärt. Die übrigen Mitglieder des
Zentralkomitss sind folgende perren: Dietsche, Bildhauer
und Professor an der Kunstgewerbeschule; Götz, Professor
und Direktor der Kunstgewerbeschule; Franz Pein, Maler
und Vorstand des Karlsruher Künstlerbundes; Ferdinand
Keller, Maler und Professor an der Akademie der bildenden
Künste; Läuger, Maler und Professor an der Technischen
Pochschule; Ratzel, Architekt und Professor an der Techni-
schen Pochschule; Ritter, Maler und Professor an der
Akademie der 'bildenden Künste; Schönleber, Maler und
Professor an der Akademie der bildenden Künste; v. Volk-
mann, Maler; Volz, Bildhauer und Professor, Direktor
der Akademie der bildenden Künste; weishaupt, Maler und
Professor an der Akademie der bildenden Künste; Lxcellenz
Dr. Bürklin, Generalintendant des Großh. Poftheaters;
Föhrenbach, Geh. Regierungsrath; Kölle, Bankier und
Kommerzienrath; Dr. Ed. Nicolai, Präsident der General-
intendanz der Großh. Zivilliste; Dr. von Gechelhaeuser,
Professor an der Technischen Pochschule.
Zu Zwecken des Ankaufs ausgestellter Kunstwerke
stellt die Großh. Regierung eine größere Summe zur Ver-
fügung. Als Ausstellungsranm wird auf demFestplatze vor der
Festhalle ein provisorisches Ansstellungsgebäude errichtet
werden, mit dessen Ausführung perr Prof. Ratzel betraut
worden ist. Die Eröffnung der Ausstellung ist auf den Tag des
fünfzigjährigen Regierungsjubiläums, den 2-x. April tstO2,
festgesetzt. Die Ausstellung soll etwa zwei Monate geöffnet
bleiben.
Dieser Entschluß wird in allen Kreisen unseres Volkes,
in denen Sinn und Interesse für das Gedeihen unseres
nationalen Kunstlebens herrscht, nut der lebhaftesten Freude
und Genugtuung begrüßt werden. Konnte doch in der
 
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