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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 6
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Ueber Künstler-Ateliers
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Zimmern, Florenz: Neue Florentiner Keramik
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Nr. 6

Die Aun st-Halle -F-

83

bsauptraume einen durch Vorhänge oder Thüren ab-
schließbaren Anbau nut Fenstern giebt.
Für die Konstruktion des Ateliers ist die Frage
der Erwärmung in: Winter, der Rühle im Sommer
maßgebend. Doppelwände mit dazwischen gelegten
Luftschichten erscheinen bei völlig freistehenden Maler-
ateliers am empfehlenswertesten. Die Fußböden sind
aus Lsolz herzustellen; der Wandanstrich kann weiß,
hellbraun oder hellgrau sein. Da das tiesstehende
(unter (0 Grad) Sonnenlicht meist gefärbt ist, müssen
die Fensterbrüstungen so hoch wie möglich angelegt
werden oder es ist der Fensteruntertheil abzublenden.
Die Breite des Fensters hängt natürlich von den
örtlichen Verhältnissen und auch von der Größe der
Gemälde ab. Als lsöhenabmessung des Fensters ist
das zulässige Maximum zu wählen. Bei dicken
Mauern setze man das Fenster an die äußere Mauer-
flucht. Man schräge ferner, der bessern Beleuchtung
wegen, die innern Laibungen der Fenstereinfassung ab.
Aeußere Fenstereinrahmungen und vorspringende Simse
sind aus naheliegenden Gründen zu beseitigen. Die
Sprossen der Verglasung sind möglichst dünn zu nehmen,
sodaß kräftige schoflen sich nie empfehlen. Bei ge-
brochener Lichtfläche ist der Zwischenbalken zu öffnen,
um jede nachtheilige Beschattung zu vermeiden. Für
die Verglasung empfiehlt sich reines Doppelglas
(nicht geschliffenes Spiegelglas) im mäßigen Format,
da größere Scheiben oft starke Krümmungen haben,
die störend einwirken können.
wichtig ist sodann die Frage der Abblendung des
Atelierfensters. Geheimrath Schmitt unterscheidet 5
Arten: Mattirtes, geriffeltes oder gebuckeltes Glas
in Schiebefenstern; w Papierschirme; 0. Stoff-Vor-
hänge in Form von Rouleaux, Portieren oder ver-
schiebbaren Soffiten an der Atelierdecke; D. Leichte
Brettchen-Vorhänge oder dergl.; bl. Für Deckenlichter
ein Velum aus Gazestoff oder dergl.; V. Ladenver-
schlüsse zu gänzlicher Lichtbeseitigung.
Bezüglich der Erwärmung des Ateliers sind recht
verschiedenartige Gesichtspunkte gleichzeitig zu be-
achten: Maler, Modell, Beschaffenheit der Farben
verlangen Berücksichtigung. Trockene Luft schädigt
in jedem Falle das Verhalten der frisch aufgetragenen
Farben. Der Heizkörper (Sammelheizung) stehe des-
halb entfernt von der Leinwand, möglichst in der
Nähe des Modells, wo Sammelheizung nicht anzu-
wenden ist, werden ummantelte Füllöfen am Platze
sein, wird das nackte Modell im verglasten Ausbau
des Ateliers aufgestellt, so ist für besondere Er-
wärmung dieses Ausbaues zu sorgen. Ehenso ist für
ausreichende Lüftung Sorge zu tragen.
Noch entstehen einige Fragen bezüglich des Aus-
baues und der Einrichtung der Arbeitstätten, die theils
die Förderung der Thätigkeit, theils lediglich das Ver-
gnügen des Künstlers betreffen. Die Anordnung einer
Gallerte, einer Loggia, eines Balkons außen am
Bache würde den Maler in den Stand setzen, sich

über die athmosphärischen Verhältnisse der nächsten
Stunden zu unterrichten, indem er draußen freie Um-
schau nach den: chorizont halten kann. Auch inner-
halb des Ateliers wird, wenn möglich, eine Gallerte
zu schaffen sein, welche zum bfochstellen des Modells
dient, aber auch zu anderen Zwecken Verwendung
finden kann. Der Raum unter der Gallerie kann als
Nische, Ruhestätte, wasch- oder Umkleidezimmer ein-
gerichtet werden. Für sehr große Bilder find Leitern,
selbst Gerüste erforderlich. Für die Zwecke der Frei-
lichtmalerei endlich empfiehlt sich die Anlage einer
Plattform im obersten Geschoß oder auf dem Dache.
Die Beförderung größerer Gemälde, der Verkehr
für Familie, Gäste und Modelle verlangt Berück-
sichtigung in der Zahl und Ausdehnung der Treppen,
und wo für den Transport von Gegenständen die
vorhandene Treppenanlage nicht' genügt, müssen ge-
eignete Aufzugseinrichtungen vorgesehen werden. Be-
züglich der dekorativen Ausstattung giebt das „lsand-
buckp keine speziellen Ausführungen, beschränkt sich
vielmehr auf einige hübsche, bildliche Proben. Maß-
gebend für den Tharakter dieser Ausstattung sind ja
oft nicht lediglich die Lebensgewohnheiten und An-
sprüche der Künstler selbst, sondern bisweilen auch ge-
wisse Rücksichten auf das Publikum. Mit Recht
sagt daher der Verfasser, daß in manchen Ateliers
italienischer und französischer Modemaler gradezu ver-
schwenderische Dekorationskunst herrsche, wodurch diese
Räume zu Prunksälen werden. Einfacher sind im
Allgemeinen die Malerateliers bei uns, wo man sie
in der Regel nur als Arbeitsstätten, nicht etwa als
Boudoirs betrachtet. Trotzdem soll auch der Arbeits-
raum von den: künstlerischen Wesen des Besitzers
Aeugniß ablegen, und verständlich ist es daher wohl,
wenn dieser seinen Wohlstand hier nicht unterdrückt
und für die Ausstattung die dekorativen Elemente
aus den: Stoffgebiete wählt, das sich auf seinen
Gemälden aufthut.
Neue Florentiner Keramik.
Von Esel en Zimmern, Florenz.

n der heutigen Zeit, wo unter den: Einfluß
der Ueberproduktion und des Bestrebens
möglichster Wohlfeilheit die Industrie meist
nut der Kunst auf den Kriegsfuß gerathen ist, muß
jedes Anzeichen einer wirklichen Verschmelzung beider
auf das Freudigste begrüßt werden. In der Stadt
nun, der seit den Tagen des Giotto die Künste stets
huldvoll gelächelt, hat sich unlängst ein solch geseg-
netes Unternehmen entwickelt; eine Kunst-Industrie
im wahren Sinne des Wortes, nicht etwa ein tristes
Reproduziren der bekanntesten alten Meisterwerke in
Gips oder auch wohl Alabaster und Marmor, wie
es ehemals der Geschmack des wohlhabende:: Mittel-
standes begehrte. Kopien zwar sind sie auch, doch
dabei von Kunstwerth an und für sich, die neuen
 
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