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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 5
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Kunst- und Künstlervereine
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Juristisches
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Technischer Briefwechsel
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Vom Kunstmarkt
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Nr. 5

77

4- Die Aun st-Halle

3300 Mk. wärmsten Dank ab. Sodann sprach die Ber-
liner Schriftstellerin Fräulein Marie Lauste Becker über
„Deutsches Handwerk aus der pariser Weltausstellung."
* Riel. Runstgewerbeverein. In der letzten
Versammlung wurde der Vorsitz des Vereins aus den
Direktor des Thaulow-Museums, Dr. Haupt, übertragen.
Bei der weiteren Verhandlung über die zu veranstaltende
Weihnachts-Ausstellung konnte festgestellt werden, daß
sich eine große Zahl von Mitgliedern zur Beschickung
der Ausstellung bereit erklärt hat. Die Ausstellung
soll am 5. Dezember eröffnet werden.
KMMcdes.
* verbotene Nachbildung, vor der Strafkammer
in München kam, nach dortigen Blättern, folgender Streit
zweier Verleger in einer Reproduktions-Angelegenheit un-
längst zur Entscheidung. Im Jahre (884 hatte die Kunst-
malerin Freiin von Vehr ein Bild, darstellend die Madonna
vom Berge Karmel, in Vel gemalt, wobei ihr ein uraltes
Gemälde vom Berge Karmel als Vorbild diente; das
Werk der Künstlerin war eine vollständig freie, von der
Vorlage, unabhängige, selbständige künstlerische Schöpfung.
Das Reproduktionsrecht in Farben hatte die Künstlerin
der Firma Kühlens ertheilt und das Recht der Vervielfälti-
gung in Kupferstich hatte der Verein zur Verbreitung
religiöser Bilder und Kunstwerke in Düsseldorf erworben.
Im vorigen Jahre erfuhr nun die Firma Kühlens, daß
vom Verleger Jos. Müller in Landeck (Tyrol) sogenannte
Buchzeichen mit dem eben erwähnten Bilde in großen
Massen in den Handel gebracht wurden. Die Firma
schrieb nun unterm (. August v. Is. an Müller, machte
denselben darauf aufmerksam, daß ihr ausschließlich das
Vervielfältigungsrecht fraglichen Bildes in Farben zustehe.
Müller kehrte sich aber nicht daran und verkaufte ruhig
weiter, ja er versandte sogar Zirkulare und Prospekte an
Wiederverkäufer, dieselben zu Bestellungen bezw. zur Ab-
nahme fraglicher Buchzeichen einladend. Nunmehr er-
stattete die Firma gegen Müller Strafanzeige. Es wurde
daraufhin gegen ihn Untersuchung eingeleitet, im Februar
l. Is. das Verfahren gegen Müller jedoch eingestellt, weil
das Gericht seiner Angabe, er habe nicht gewußt, daß
das Vervielfältigungsrecht Seitens der Künstlerin nicht
freigegeben sei, ja gerade das Gegentheil anuehmen
müssen, nachdem fragliches Bild in Photographie, Photo
typie und Kupferstich unbeanstandet vervielfältigt wurde,
Glauben geschenkt hatte. Müller verkaufte alsdann nach
wie vor seine Buchzeichen weiter, bis die Firma
neuerdings Strafanzeige erstattete. Müller gab zu seiner
vertheidigung an, er habe die fraglichen Buchzeichen von
der Firma Bertarelli in Mailand bezogen. Diese habe
ihm mitgetheilt, die Buchzeichen mit der Madonna dürften
unbeanstandet verkauft werden. Im guten Glauben darauf
und weil er photographische Nachbildungen von Hanfstängl
(der aber das Vervielfältigungsrecht erworben hatte) auch
im Handel gesehen habe, habe er ruhig weiter verkauft
und weder jenen Brief beantwortet, noch bei der Künstlerin
sich erkundigt. Freiin von Gehr giebt an, ihr Werk sei
ihre eigene, freie, künstlerische Komposition, ein Grigiual-
werk, dessen Vervielfältigungsrecht in Farben sie an Kühlens,
in Photographie an Hanfstängl und in Kupferstich an
den schon genannten Verein gegeben habe. Prof. Spieß
erklärte als Sachverständiger, daß das fragliche Bild des
Frl. von Gehr eine Griginalschöpfung sei, die den Schutz
des Gesetzes gegen unbefugte Nachbildung zu beanspruchen
habe. Müller, der einen Vergleichsvorschlag abgelehnt
hatte mit dem Hinweise, daß er in seinem Rechte bezw.
in gutem Glauben gewesen sei, wurde zu (00 Mark
Geldstrafe event. (0 Tagen Gefängniß und auf Grund
der Nebenklage zu einer Geldbuße von 200 Mark ver-
urteilt.
recknisclm Sriekwecvrel.
* Kunstmalerin T., Gotha, wir empfehlen die
Ganz-Kreide-Leinen garnicht, die Halb-Kreide-Leinen
nur für Temperamalerei. Kreideleinen sind nie von langer

Haltbarkeit. Kreide in Verbindung mit Gel resp. Firniß
ergiebt Kitt. Trockuet dieser mit der Zeit aus, so bröckelt
auch oft das Gemälde allmälig ab
Ignarus, Graz, wie oft sollen wir Gesagtes
wiederholen? Deckgrün, Schweinfurter- und Mineral-
grün sirtd die gefährlichsten und schlechtesten Farben, die
überhaupt existiren; vor jeder Anwendung derselben ist
nachdrücklichst zu warnen.
* Mode llirwachs. Das gewöhnliche Modellirwachs
weist trotz mancher Vortheile doch auch Eigenschaften auf,
die es für gewisse Zwecke ungeeignet machen. Hierher-
gehört vor Allem die bei lang anhaltender Arbeit in
warmen Räumen eintretende Schmierigkeit und ferner-
feine ungenügende Erstarrungsfähigkeit. Man möchte die
Modelle im Augenblick sehr oft vollkommen hart haberi,
wie die von Gyps, gleichwohl soll das wachs doch wieder-
verwendbar bleiben. Für solche Bedürfnisse giebt die
„Keramische Rundschau" eine Masse an, die auf folgende
weise bereitet wird: Man nehme 6 Gewichtstheile weißes
Scheibenwachs, ( Gewichtstheil Schweineschmalz und ( Ge-
wichtstheil Zinkweiß, sowie zur Färbung etwas Gcker,
Karmin w. und knete diese Materialien aufs Gründlichste
durch. Das wachs lasse man vorher für sich allein recht
weich werden, vor Zuthaten wie Terpentin, Glyzerin,
Kartoffelmehl und dergl. muß man sich jedenfalls hüten.
(Lpz. Mal.-Ztg.)
Nom hMZimarM-
* Berlin. Rud. L epkes Kunstauktio n. Die Ver-
steigerung des Kunstnachlasses von Gustav Lewy, Berlin,
ergab schon am ersten Tage die Summe von 56800 Mk.
Es brachten die Gemälde französischer Meister (Schule
Watteau), Dame mit Pilgerstock 2200 Mark; Eoypel,
Rebekka am Brunnen 605 Mark; französische Meister des
(8. Jahrhunderts, Mädchenporträt 850 Mark; Lhardin,
Stillleben 765 Mark, von den Meißener Porzellan-Gbjekten
brachte die Gruppe eines Türkenpaares (^20 Mark; Amors
Hochzeit (000 Mark; eine große Vase in Birnenform 850
Mark, zwei Kandelaber 8(0 Mark, eine Statuette 580 Mk.
Unter den französischen Bronzen wurde eine Louis XVI.
Statuette, Pudel, mit ((HO Mark bezahlt, die Gruppe,
Amor zu Pferde, (wo Mark. Die Gobelins erzielten 3050
beziehungsweise (500 Mark, eine große Elfenbeinminiatur
von Aubry 96O Mark, zwei Louis XVl.-Dosen brachten
6H0 beziehungsweise (000 Mark.
* Berlin. Bei R. Lepke fand am 27. November
und folgenden Tagen die Versteigerung des Aquarell-Nach-
lasses von Prof. w. Streckfuß und einer Sammlung von
Handzeichnungen aus dem Nachlaß von Jos. von Führich statt.
* München. Bei E. A. Fleischmann kommt am
(0. Dez. eine Sammlung von 83 Gemälden aus dem Be-
sitze des Herrn Jos. Schüller, München, zur Versteigerung.
In der Sammlung sind vertreten: Gsw. Achenbach, Herm.
Baisch ff, Arnold Böcklin (Die Dryaden), Fr. v. Defregger,
w v. Diez, Ed. Grützner, A. v. Kowalsky, Franz v. Lenbach
(Porträts des Fürsten Bismarck ff und Hans v. Bülow ff),
Gabriel Max, F. Voltz und viele Andere. (Katalog mit
HO Abbildungen.)
* Hoffmanns Siegelmarken, von den unter
diesem Namen bekannt und besonders bei der Damenwelt
beliebt gewordenen Briefverschlüssen liegen H neue
Serien vor, welche ebenso wie die bisher herausgegebenen
in Bezug auf feinen Geschmack, Griginalität und vortreff-
liche Ausführung uneingeschränktes Lob verdienen, während
die früheren 5 Serien fast ausschließlich figürliche Dar-
stellungen enthielten, sind zwei der neuen Serien der Dar-
stellung von Blumen nach Entwürfen des Dialers M. I.
Gradl in München «Serie VI moderne Blumen, Serie VIII
Alxenblumen) gewidmet, was der Popularität der hübschen
Siegelmarken zum Vortheil gereichen dürfte. Reizend ist
auch die Amoretten-Serie (Nr. VII), nach Modellen der
Bildhauer A. Bredow, Stuttgart und Fr. Lhrist, München,
ausgeführt, während die auf mattem Goldpapier geprägten
Madonnen (Serie IX) einen künstlerisch vornehmen Eindruck
machen, was schon bei den früheren Serien rühmend
hervorzuheben mar: die kunstvolle Prägung, der Geschmack
 
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