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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 9
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Imhof, Franz: Zum Dresdner "Bildhauerstreit"
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Gold, Alfred: Tschechische und andere Kunst in Wien
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Imhof, Franz: Berlin: Die preussische Kronjubiläums-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0157

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Nr. 9

Die Run st-Halle

f33

Standpunkt des Herrn Verfassers zu billigen, sondern
wir bekämpfen mit ihm Alles, was durch das Aus-
land den heimischen Kräften die berechtigten künst-
lerischen Freuden stört und schädigt, schon aus dem
Grunde, weil auch dort nirgends eine Vertretung
deutscher Kunstinteressen bisher existirte. Sollte darin
einmal energisch Wandel geschafft werden, so wird
sich auch unsere Gesinnung in dieser Frage sänftigen

lassen.

SeMn.

Vie preuzzizebe
WoniubiläuM-MMellung.
den geschmückten Festräumen der Akademie hat
der Gedanke, dein Publikum das Jubiläum des
Königreiches und der preußischen Monarchie
durch eine Ausstellung künstlerischer historischer Werke
einige Wochen lang vor Augen zu führen, eine ansprechende
Verwirklichung erfahren. Line Kritik hervorzurufen kann
selbstverständlich weder in der Absicht der Leitung gelegen
haben, noch dem Zwecke dieser schönen Veranstaltung
irgendwie dienlich sein. Ls kann sich auch für uns nur
darum handeln, festzustellen, ob die hier getroffene Aus-
wahl eine glückliche d. h. eine lehrreiche ist. Denn in
erster Linie will wohl die Ausstellung das Herz des Pa-
trioten und des Geschichtssreundes erheben; und um so
nachdrücklicher wird sie das können, wenn sie gegenftändlicb
und künstlerisch gleich Bedeutsames bietet. Leider siud die
Gesichtspunkte des Gegenständlichen und des Künstlerischen
oft so verschieden geartet, daß die Effekte beider fast un-
verträglich mit einander erscheinen. Auch in der vor-
liegenden Auswahl lassen sich genug Beispiele dafür
nennen, Beispiele, die als zeitgeschichtliche Dokumente von
größtem Interesse sind, aber künstlerisch sogar noch unter
dem Niveau des Mittelmäßigen stehen. Allerdings darf
zur Würdigung des Gebotenen die Bemerkung in der
Einleitung des Katalogs nicht übersehen werden, daß die
in den Festräumen des Berliner Schlosses aufgestellten
Kunstwerke der bei der Eröffnung stattgefundenen Feierlich-
keiten halber nicht in Anspruch genommen werden konnten.
Man hat bei der Chronologie dieser Auswahl mit
einer kleinen feinen Wiederholung des berühmten Schlüter-
schen Reiterstandbildes des Großen Kurfürsten begonnen,
um auch dieses eigentlichen Gründers des Preußischen
Staates hier zu gedenken, von Schlüter ist auch eine
Marmorbüste des ersten Königs ni stolzer Ballung und das
kräftig bewegte Königsberger Standbild von s69?, von
dem freilich nur ein Abguß in die Mitte des Hauptsaales
gestellt ist. von den gemalten Bildnissen dieses Herrschers,
über dessen Verkrümmung des Körpers die künstlerische
Darstellung schonend hinwegging, ist auch eins von Antoine
pesne vorhanden, von Bildern moderner Künstler, welche
die Königskrönung von zitg und die Stiftung des
Schwarzen Adlerordens schilderten, hat man ein kleineres
Gemälde von A. von Werner, und zwei im Katalog etwas
umfangreich kommentirte Werke von F. Skarbina aus-
gewählt.
von den Porträts des Soldatenkönigs findet besonders
die von A. Schoonjans als „David" idealisirte Knabenfigur

des einstigen Prinzen auch der frischen hellfarbigen
Malerei wegen viel Beachtung. Unter der Gruppe der
aus den großen Friedrich bezüglichen Darstellungen über-
sieht Niemand die schlichte bronzene Reiterstatuette von
L. Bardou von s?78, die man bisher neben den Porträts
von Lhodowieckt und G. Schadow kaum bemerkt hat,
ebensowenig wie das fast einfarbige dunkle Kniestück des
grüßenden Königs. Daß in dieser Gruppe vor Allem unser
Altmeister Menzel brillirt, braucht nicht näher begründet
zu werden. An der Gestalt Friedrich Wilhelms II. hat
sich die sympathische Kunst Anton Graffs bewährt. Für
die persönliche Erscheinung Friedrich Wilhelms HI. und IV.
wollen nicht nur die Gemälde von Lawrence und Steuben,
sondern auch die meisterbaften Büsten von Rauch berück-
sichtigt sein. Das porträtistische und sonstige künstlerische
Material, das sich auf die Persönlichkeiten der drei
deutschen Kaiser bezieht, die vorhandenen Werke von Franz
Krüger, Gustav Richter, R. Begas, Ad. von Menzel,
Bleibtreu, Graf Harrach, A. von Werner, Fritz Werner,
Max Koner, Skarbina, Doepler sun., A. von Kossak u. A.,
dürften mit wenigen Ausnabmen allgemein bekannt sein;
das gilt zumal für die Schöpfungen Menzels und A. von
Werners, die neben Koners Porträt des lebenden Kaisers,
den Mittelpunkt dieser Gruppe bilden. Ueberraschend
waren hier dem Publikum namentlich die beiden großen
Gemälde des fast der Vergessenheit anheimgefallenen
Franz Krüger: Die Parade unter den Linden und
die Huldigung Friedrich Wilhelm IV. vor dem Berliner
Schlosse. Der erstaunlich emsige Künstler hat hier unter
den Hunderten von Zuschauern Alles vorgeführt, was das
damalige Berlin an bekannten und illustren Männern auf-
zuweisen hatte, um jede Figur mit äußerster Sauberkeit
porträtähnlick zu gestalten; so hat er freilich die Staffage
zur Hauptsache gemacht, während für den geschilderten
Vorgang nur wenig Interesse übrig bleibt. Auch die
Leinwand des Graferi Harrach, König Wilhelm auf
offenem Felde die Botschaft der Kebergabe von Sedan ent-
gegennehmend, verdient als früher, freilich noch unausge-
glichener versuch einer Freilichtmalerei mit bunten, harten
Farben und einem Ueberstuß von Detail Hervorhebung.
Eine Sammlung älterer gestochener und lithogra-
phirter Blätter, welche zum Theil gegenständlich
recht bemerkenswerthe Zeitschilderungen geben, sowie eine
kleine Auswahl von Sitzmöbel aus dem s8. Jahrhundert,
-sollten schließlich nicht unerwähnt bleiben.
Franz Imhof.
X
Lzcbecbiscbe unü andere Mnst
in Wen.
Von Alfred Gold, Wien.

dem Slaventhum das zwanzigste Jahr-
hundert gehöre, ist ein vielzitirtes Wort
Nun ist die tschechische Kunst noch nicht
das Slaventhum, und ein Wiener Ausstellungsmonat
nur ein sehr geringer Theil des zwanzigsten Jahr-
hunderts, aber in diesen engen Grenzen hat sich die
Weissagung vollauf erfüllt: man spricht und schwärmt
 
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