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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 3
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J., F.; Jeffen, Jarno: Berliner Kunstsalons
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0054

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Die Aunst-Halle

Nr. 3

Baskenland" als in den hier früher gezeigten Arbeiten
merkt man, wie eifrig sich Zuloaga bemüht, in den Pfaden
der altsxanischen malerisch kräftigen Meister, die ja auch
gern Volkstypen bildeten, fortzukommen. Es ist also eine
Kunst aus zweiter Hand. F. I.

Laspers Kunstsalon.
Die Kunsthandlung in der Behrenstraße, die durch
Herausgabe vorzüglicher Radirungen nach französischen
und englischen Meistern bekannt ist, hat kürzlich durch Er-
weiterung ihrer Geschäftsräume ein recht hübsches Aus-
stellungslokal gewonnen. Lin rothtaxezierter länglicher
Saal enthält mehr als vierzig kleiner und größerer Kunst-
werke, die fast sämmtlich auf einem höheren künstlerischen
Niveau stehen, und ein gar vornehmes Ensemble bilden.
Neben modernen Arbeiten fesselt den Beschauer etwa ein
halbes Dutzend werthvoller Gemälde von englischen und
französischen Meistern aus älteren Epochen. Line ländliche
Szenerie von Th. Gjainsborough erinnert stellenweise an
einen freilich nur zweitrangigen A. Euyp, das delikate dunkel-
tönige Brustbild des jungen Earl of Delaware von Sir Joshua
Reynolds könnten die Rembrandtschüler Bol und Flinck
ebensogut gemalt haben. Origineller in Ton und Motiven
wirken zweifellos die echt englischen Landschaften des alten
Erome und von John Constable. Eine kleine liebliche
duftige Landschaft von Corot „Bei Rochelle" hängt wie
ein Juwel zwischen den übrigen Bildern. Der Katalog
giebt nicht über alle Stücke Aufschluß An der Hintern
Schmalwand wirkt die schöne Leinwand von F. Hochmann
„Heimkehr", eine Arbeiterszene am späten Sommer-Nach-
mittag, wie in Licht und Luft gebadet. Daneben hängt
ein (8Zo entstandenes Freilichtporträt eines Gärtner-
mädchens, das L. von Hofmann überraschend unbefangen
aufgefaßt und durchaus korrekt gemalt hat, sicherlich nicht
allen seinen Anhängern zu Liebe. Auch ein weiblicher, in
Profil gestellter jugendlicher Kopf von Lenbach fällt in
Ton und Ausdrucksweise auf. Er hat weder die schwärz-
lichen Tiefen der ältern Arbeiten des Künstlers, noch das
Weiche und Freie, das Bewußt-Geistreiche des Vortrags
seiner jüngsten Epoche: er wirkt vielmehr einfach-naiv,
im Ton und im Ausdruck kühl wie ein alter Niederländer.
Sonst schienen mir hier noch besonders bemerkenswerth
einige mit Bravour und Kraft gemalte landschaftliche
Aquarelle des Holländers Bauffe, ferner ein in seiner Art
vorzügliches Porträt des Schotten Austen Brown, ein
Damenbildniß auf dunklem Grunde, und W. Leibls ener-
gisches Konterfei des Dorfschulzen von Aibling. Auch
M. Liebermann fehlt hier nicht z. B. mit einem Porträt
des Hamburger Bürgermeisters Petersen und einer Allee-
perspektive von etwas summarischer Behandlung des Baum-
laubs; zumeist sind wohlbekannte figürliche Studien von ihm
aufgehängt. Gustav Klimt hat zwei zierlich flotte Kreide-
skizzen mondainer wiener Schönheiten gesandt.
Die Ausstellungen bei Casper wollen nicht eigentlich
mit denen der meistgenannten Kunstsalons konkurriren,
sondern gleich den Sammlungen vonH onrat h A vanBaerle
und Za es lein nur in größereil Zeiträumen wechseln.
Mn so leichter dürften unsere interessirten Leser Gelegenheit
finden, die gegenwärtige höchst gelungene und wirkungs-
volle Zusammenstellung des neuen Unternehmens kennen
zu lernen. F. I.

Aunstchromk.

* Berlin. Im Reichstagshause soll die Aus-
schmückung des Bundesraths-Saales demnächst in
Angriff genommen werden. Nach den Tagesblättern ist
mit dieser außerordentlichen Aufgabe der Berliner Historien-
maler Friedrich Ernst Wolfrom betraut worden.
Unseres Erachtens ist die Wahl um so mehr zu billigen,
als die nicht gewöhnliches Fähigkeiten dieses Künstlers
bisher noch fast niemals zu großen öffentlichen künstlerischen
Zwecken herangezogen wurden. Wer die überaus glückliche
Komxositionsgabe wolfroms kennt, die Alles beinahe mühe-
los bewältigt, seine überquellende Phantasie, welche selbst
für entlegene antike Fabeln ein unmittelbar zu den Sinnen
sprechendes prächtiges formenreiches Gewand zu zaubern
weiß, seine üppige Palette und seine unermüdlichen Ver-
suche in der Eitempera-Technik — der wird nicht daran
zweifeln, daß der noch unverbrauchten Kraft ein dekorativ
bedeutsamer Wurf gelingen wird, wenn die Hand dem
Willen gehorcht und wem: dieses Wollen sich im Rahmen
des eigenthümlichen wolfromschen Talents ungebeugt aus-
spricht. — Im Akademiegebäude Unter den Linden ist
die Defregger-Ausstellung eröffnet worden.
* Breslau, vom Schlesischen provinziasmuseu m
der bildenden Künste. Im Verwaltungsjahre 1899 wurden
für die Herstellung des Bilderwerkes schlesischer Kunstdenk-
mäler 21223 M. verausgabt. Mit Rücksicht darauf wurde
von Erwerbungen von Kunstwerken aus dem Fonds des
Museums einstweilen Abstand genommen. Ein Geschenk
der Frau Bertha Schottländer (sooo Mk.) diente zum An-
kauf des Melgemäldes „Die Fahrt ins Leben" vom Grafen
Kalckreuth, der Bronze-Statuette einer Amazone von F.
Stuck und mehrerer französischer Plaketten. Herr Georg
Kißling schenkte eine Marmorgruxxe „Kampf mit dem
Löwen" von L. Seger, Geh. Kommerzienrath Moriz Lichborn
ein Melbild „Maiabend" von Alexander Köster, Geh. Kom-
merzienrath L. Molinari ein Oelbild „Im Klosterhof" von
Marie Spiller, vom Kunstverein ward der Gallerie sein
Bestandbild „Einsamkeit" von L. Erler zur dauernden
Ausstellung überwiesen. Freiherr von Gersdorff schenkte
eine Bronzemedaille von Z. von Suchodolski.
* Halle a» S. Im Kunstsalon Aßmann sind neben
der Sonder-Ausstellung von Werken des Landschafters
Hans von Volkmann neuerdings die Originalzeichnungen
zu „Tristan und Isolde" von Franz Stassen, Berlin,
zu sehen.
* Eisenach. Im Kunstverein stehen gegenwärtig
Werke von Hans von Volkmann, A. Andersen-Lundby, von
Gleichen-Rußwurm, E. von Lschwege, Hasenritter und
anderen Künstlern im Vordergrund des Interesses.
* Leipzig Die Kunsthandlung Pietro del Vecchio
hat um ;5. Oktober ihre neuen behaglichen Verkaufsräume
eröffnet. Der erste Ausstellungssaal mit silbergrauer Wand-
bekleidung macht in seiner Größe einen imposanten Ein-
druck. Die König Albert-Büste von Prof. Seffner tritt vor
Allem in die Augen. Ferner bemerken wir Werke von
possart, eine Kollektion Porträts von Carlo Nieper, ein
Porträt Kaiser Wilhelms II. von Rößler, Hochsommer-
landschaft von Paul Weber, echte Bronzen, Terrakotten,
moderne Möbel und viele andere kunstgewerbliche Sachen.
Line bequem zu steigende Treppe führt in die übrigen
Räume, sie sind theils mit gobelinblauen, theils mit alt-
rothen Stofftaxeten versehen. Die Eröffnungs-Ausstellung
enthält ferner Werke von Menzel, Klamroth, Lehnert,
Klinger, Barthelme, Meyer-Basel u. A. Endlich eine 35
werke umfassende Kollektiv-Ausstellung von A. von Suckow.
* Leipzig. Das neue Künstlerhaus, welches der
hiesige Künstlerverein seinen ca. 300 Mitgliedern errichtete,
wurde am 27. Oktober feierlichst eröffnet. Das Gebäude
enthält auch mehrere schöne Atelierräume, die man nam-
haften, zur Uebersiedelung nach Leipzig bereiten fremden
Künstlern zu überlassen beabsichtigt.
* Dresden. Das Jubiläum des 25jährigen Bestehens
der Kgl. Kunstgewerbeschule wurde vom hiesigen Kunst-
gewerbeverein am 26. und 27. Oktober gefeiert.
* Hamburg. Die Kunsthandlung Louis BocköcSohn
 
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