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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 15
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K., M.: Revue der Ausstellungen: vorläufiger Bericht
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0273

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Nr. s5

Die Aunst-Halle

237

— das Jahrzehnte hindurch schlummerte — gemacht hat.
Die IV. Internationale verspricht ihre Vorgängerinnen
noch um ein Bedeutendes zu übertreten." Mir werden
sehen!
Die Frühjahrsausstellung im Palazzo delle Belle
Arti ist für Rom das größte künstlerische und wohl auch
gesellschaftliche Lreigniß dieser Wochen. Ausländer führen
hier mit den italienischen Meistern in mehr als t2 Räumen
einen friedlichen Wettkampf auf, dem das angeregte
Publikum mit Vergnügen folgt. Die Zeit, da neben den
sauberen kleinen Genrestücken für den Dnrchschnittsgeschmack
noch die großen Sensationsbilder der spanischen Maler hingen,
ist vorüber; jetzt treten allerwärts ernsthafte künstlerische
Grundsätze in die Erscheinung. Der Sammlung der Oel-
gemälde entspricht eine umfassende Aquarellabtheilung.
Unter den Bildwerken ragt durch Kraft und Tiefe des
Ausdrucks hervor, eine am Boden hockende, trauernde
Frauengestalt „II Dolore" (Der Schmerz), vor: dem seit
langen Jahren in Rom ansässigen wiener Meister Joseph
von Kopf. Feine Schöpfungen auf dem Gebiete der
Landschaft sieht man von den spanischen Malern E. Serra
und R. Tusquets; apart in diesem Fache ist Filiberto
petiti, ein energischer Raturschilderer, der auch nach
Mannigfaltigkeit der Motive nnd Beleuchtungseffekten strebt,
ist Loriolano Vighi. Figürliche Arbeiten von virtuoser
Behandlung haben von Italienern besonders pio Joris,
T. Tombas, Gargaruti, Bompiani u. v. a. gesandt. Als
Architekturdarsteller brillirt, wie seit Jahren, Luigi Bazzani:
dieses Mal mit einem famos gemalten „Forum in Pompeji".
Diese kleine Auswahl möge heute genügen.
M. K.
X
AunstchronM.
* Vom Verein Berliner Künstler geht uns
folgende Notiz mit der Bitte um Veröffentlichung zu:
„In der kommenden Woche, wenn die „Große Berliner
Kunstausstellung" und die „Sezession" ihre Pforten dem
neueren Kunstschaffen öffnen, wird im Künstlerhause,
Bellevuestraße 3, für die Dauer des Monats Mai eine
Ausstellung von Werken alter Meister und solchen aus
der Mitte des vorigen Jahrhunderts aus hiesigem
Privatbesitz veranstaltet werden rc."
In diesen Zeilen ist — abgesehen von der wunder-
lichen Gegenüberstellung der Werke alter Meister „und
solchen aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts" — der
pinweis auf die „Sezession" bemerkenswerth. Der Verein
Berliner Künstler hält jetzt anscheinend die Zeit für ge-
kommen, eine Versöhnung mit einer Gruppe von Künstlern
vorzubereiten, die sich vor längerer Zeit eigenwillig von
der hiesigen Kunstzentrale losgelöst haben, um ostentativ
gegen deren Interessen und nur für die eigenen zu
arbeiten. Der Sezsssionsgedanke gehörte damals bereits
zu den veralteten Begriffen. Jeder, ob alt ob jung, konnte
ja ohne Noth auf dem gegebenen Boden streben wie er
wollte; und nur der unbefriedigte Ehrgeiz Einzelner
führte neben dem rein materiellen Gesichtspunkt, der doch
mit der Kunst nichts zu thun hat, zur Bildung der neuen
Organisation, die so wenig palt und Prinzip von vorn-
herein offenbarte, daß sie ihrs Reklamen sogar mit dem
alten Menzel eröffnete und ihr Bestes in Löcklin, Leibl,
Ehoma bot, die doch seit Jahren zu den künstlerischen
Stammgästen der Moabiter Ausstellung gezählt haben.
Gewiß. Die Sezessionen haben anderwärts manche wohl-
thätige Reform herbeigeführt. Von der Berliner Sezession

aber ist auch nicht ein lebensfähiger Gedanke ausgegangen.
Nichtsdestoweniger fehlt es ihr keineswegs an fähigen
Kräften, denen auch wir in unserm Blatte gern Aufmerk-
samkeit und Lob gewidmet haben, wenn sich die Gelegen-
heit dazu bot. Unser Standpunkt zu ihrer Körperschaft
war dadurch aber nicht berührt, und wir ersahen aus vielen
Anzeichen mit Freude, daß dieser Standpunkt siegen würde.
Da hat plötzlich weit mehr die schwächliche Nachgiebigkeit
des alten Vereins, als die Kraft der Gegner die Situation
geändert. Mögen die im Augenblick triumphirenl Der
beleidigte Verein, der sich jetzt vor der „Sezession" erniedrigt,
verdient solchen Uebermuth, und die, welche dort das Paupt-
verdienst an der Wendung der Dinge haben, werden weder
für den Spott noch für den Schaden zu sorgen brauchen.
* Weimar. Im „Thüringer Ausstellungs-Verband
bildender Künstler" gab es neulich eine Kollektiv-Ausstellung
von Gemälden und Studien der beiden hiesigen Land-
schaftsmaler Franz Bunke und Max Merker. Bunke,
der mit seinem Genossen einst Schüler Th. Pagens war,
ist ein Schulderer seiner Mecklenburgischen Peimat, wäh-
rend Merker Studien aus der Umgebung Weimars, Lübecks,
vom Parze, ja aus italienischen Orten giebt. In den
Werken beider Künstler steckt viel gesundes malerisches
Gefühl.
* Magdeburg Die 53. Zyklus-Ausstellung der west-
elbischen Kunstvereine im städtischen Museum bietet mehrere
Werke, die, neben dein künstlerischen Interesse, auch durch
den Gegenstand fesseln: Leon Pohles „Friedrich der Große
in Küstrin" ist zwar eine umfangreiche Leinwand, aber
kein großzügiges Geschichtsbild, Ludwig Dettmanns „Feier-
abend" , für das Museum angekauft, A. Dieffenbachers
oberbayerisches Sittengemälde „Schwärzers Ende", I. Brandts
„Kosakenlager", Ferdinand Brütts „Kriegserklärung p8?o)"
sind nennenswertste Stücke.
* Braunschweig. Der hiesige Salon Dörbandt
hatte am 8. April das erste Jahr seines Bestehens ge-
feiert. In der gegenwärtigen Ausstellung sind Stimmungs-
Landschaften von Pans Völcker, Wiesbaden, zwei nor-
wegische Fjorde von A. Normann, Berlin, Werke von
O. Frenzel, Paul pöniger, K. Agthe u. a bemerkenswerth.
* p a m b n r g. Der Frühja h rs-Ansste l lun g im
Kunstverein sind zwei perrenbildnisse von p. v. perkomer
einverleibt worden. In einem Theil der kunstgewerblichen
Abtheilung sind die Münchener vereinigten Werkstätten sür
Kunst im pandwerk damit beschäftigt, einen Raum für
eine ständige Ausstellung ihrer Erzeugnisse herzurichten. —
Kunstsäle von Louis Bock V Sohn. Im großen Saal
befindet sich jetzt ein KolossalgemLIde von Fritz Pass. Mit
diesem zusammen ist eine Kollektion des Malers Permann
Neuhaus in München, sowie eine Anzahl stimmungsvoller
Aquarelle von F Kretzer ausgestellt. Das große Bild
des verstorbenen Munkacsy, „Prüfung in der Dorfschule",
und Pans Thomas, „perbsttag im Schwarzwald" sind
neuerdings eingetroffen. — Eommeterscher Kunstsalon
(Wilhelm Suhr). Neu ausgestellt wurden Gemälde von
Emile Verbrugge (Brüssel), sowie einige farbige Stein-
zeichnungen von Professor Ludwig Kühn (Nürnberg) nnd
Prof. Karl Bantzer (Dresden). Die Panptanziehung bildet
die Frühjahrs-Ausstellung des pambnrger Künstler-Klubs,
sowie eine Kollektion Original - Radirnngen von Richard
Müller (Dresden).
* Breslau. Der Kunstgewerbe-Verein für
Breslau und die Provinz Schlesien hat bei seiner Reorgani-
sation eine alljährlich um Weihnachten zu veranstaltende
Verloosung eingerichtet. In erster Linie sollen die kunst-
gewerblichen Gegenstände schlesischen Ursprungs sein. Er
braucht alljährlich Werke der Kleinkunst jeglichen
Charakters, von Möbeln Einzelstücke in beschränkter Zahl.
Sie müssen das Gepräge künstlerischen Geistes, sowie einer
gediegenen handwerksgerechten Ausführung an sich tragen.
Der Ankaufswerth der einzelnen Gegenstände darf nicht
höher als 300 Mark sein. Jur Erlangung derartiger
Kunstwerke ergeht an alle Künstler und Kunsthand-
werker Schlesiens, auch an die, die nicht Mitglieder
des Kunstgewerbe - Vereins sind, die Aufforderung, sich
mit Entwürfen oder fertigen Arbeiten an den unter-
zeichneten Vorstand zu wenden. Geeignetes wird nach
Maßgabe der vorhandenen Mittel angekauft. Entwürfe
 
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