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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 20
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Aussprüche deutscher Künstler
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Das Kunststudium in Italien
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3(6

Die Au nst-Halle

Nr. 20

Gott oder die Natur ihm gegeben, wird er selber zum
Gebenden.
Volkskunst! Jede tiefgegründete, aus echter Em-
pfindung entspringende Kunst ist Volkskunst — sie sollte
eigentlich nur als Gegensatz zur Parieikunst, zur Mode-
kunst so genannt werden — aristokratische Geister, ich
meine unabhängige, in sich gegründete Persönlichkeiten,
werden sie auch immer als solche empfinden und erkennen.
Man soll nicht sagen, sie wird siegen — sie ist die
Siegerin.
Ueber „Marinemalerei" plaudert Pans Bohrdt
in Nr. 6 der „Kunst unserer Zeit":
Der Marinemaler wird selbst eine Art Seemann
sein, zum mindesten diesen Berus nach Möglichkeit zu
studiren suchen.
Der Seemann hat ein scharfes Auge und ausgebildete
Formenkenntniß in seinem Fache. Auf der weiten Fläche
des Meeres gewinnt Alles an Bedeutung; die geringsten
Abweichungen des Wellenganges, das Erscheinen der ver-
schiedenen Wolkenarten bedingen Gründe, über welche er
sich sofort Rechenschaft zu geben hat. Taucht am Horizonte,
dem Laien noch unerkennbar, ein Schifi auf, fo weiß er an
minimalen Kennzeichen sofort die Gattung zu erkennen.
Geniale, geistreiche Verwischungen, die sich in den Kunst-
werken so ost finden, in der Natur zu sehen, überläßt er
den Kurz- oder Schwachsichtigen. . . Dekadenten findet der
Seemann lächerlich, Hysteriker meiden von selbst die Decks-
planken, und wenn sie dort aushalten, so gesunden sie an
Körper und Geist.
Die seemännischen Eigenschaften werden sich
mehr oder weniger dem Marinemaler mittheilen. . . Ich
finde daher fast keinen Kollegen, welcher der sog.
modernen Bewegung zu folgen gewillt ist und das
Malerische nur im farbigen Flecke, eine Stimmung nur
im Tone ohne Ansehen des Gegenständlichen sieht. . . Man
hält vielfach zu Gunsten der Stimmung das Studium des
Gegenständlichen für unnöthig, ja der naive, durch Sach-
kenntnis nicht getrübte Blick soll der wahrhaft künstlerische
fein. Nun, ich behaupte dagegen, daß eine falsche, miß-
verstandene Darstellung des Gegenständlichen im Bilde
jede noch so schöne Stimmung zu Nichte machen kann.
Lin anderes Schlagwort ist „Impressionismus".
Ls soll damit eine ganz neue Kunst erstanden sein —
Nun, er hat von jeher in der Kunst bestanden, man nannte
ihn nur früher bescheiden auf gut deutsch Skizzenmalerei,
und ist er in diesem Sinne voll berechtigt. Jeder geschickte
Maler muß von der Natur eine schnelle Skizze des allge-
meinen Eindrucks eines Gegenstands oder einer Stimmung
entwerfen können. Die Frage ist nur, ob diese Augen-
blicksarbeit, in Gold- oder Phantasierahmen ausgestellt, als
vollwerthiges Kunstwerk angesehen werden soll. Der
Impressionismus begnügt sich mit der Darstellung des
ersten Augenblicks. Um diesen allein zu genießen, müßte
ich in der Natur sofort nach Empfang des ersten Eindrucks
wieder unter Deck eilen oder, mit verbundenen Augen
näher tretend, die Binde nur auf Sekunden lüften, um
den Eindruck der dargestellten Natur zu behalten.
Zu den schönen Schlagworten heutiger Kunstaxostel
Gehört auch der Ausdruck: „Naiv gesehen." — Naiv,

wie ein KindF sollen wir der Natur entgegentreten und
gewissermaßen stammelnd wahrhafte Kunstwerke der an-
dächtig staunenden Welt bringen. Nun, ich behaupte und
stehe hoffentlich mit dieser Behauptung nicht allein da,
daß nur die genaueste Kenntniß der Natur bei innigster
Hingabe an dieselbe den Künstler befähigt, frei und groß
zu denken und zu schaffen. Ganz naiv, nur aus der Tiefe
des Gemüths zu schöpfen, möchte ich dem Darsteller des
Meeres und der Schifffahrt nicht rathen.
Vus ^tiyskskuöitim
iy Zkaliei).
ie Königlich Italienische Regierung hat neuer-
dings den Direktionen der italienischen Kunst-
stätten die genaue Beachtung der Vorschriften
zur Pflicht gemacht, die über den unentgeltlichen Zutritt
zu den italienischen Sammlungen, Ausgrabungsstätten u. s. w.
in Artikel 3 des Gesetzes vom 27. Mai (875 und in dem
durch königliche Verordnung vom ((. Juni (875 genehmigten
Reglement enthalten sind. Nach diesen Bestimmungen
dürfen nur die nachstehend bezeichneten Fremden die Be-
günstigung des unentgeltlichen Zutritts zu den italienischen
Kunststätten rc. erhalten: st) Künstler, 2) diejenigen, welche
ein mit den bildenden Künsten (Malerei, Skulptur und
Architektur) in Zusammenhang stehendes Gewerbe aus-
üben und z) die Professoren und Studenten der in Italien
bestehenden archäologischen Institute. Dieselben haben die
Berechtigung zur Nachsuchung der erwähnten Vergünstigung
in folgender Weise darzuthun:
0 Künstler müssen ein Attest eines fremden, im
Königreiche befindlichen Kunstinstituts, oder anstelle dessen
eine Bescheinigung des betreffenden Konsuls vorlegen,
aus der hervorgeht, welches Diplom der Nachsuchende, sei
es von einer Akademie, sei es von einem anderen aus-
wärtigen Institute, erworben hat, oder aus welchem anderen
Grunde der Betreffende das Recht hat, sich „Künstler"
zu nennen.
2) Diejenigen, welche ein mit den bildenden Künsten
(Malerei, Skulptur und Architektur) in Zusammenhang
stehendes Gewerbe ausüben, müssen ein Attest des Direk-
tors eines unter staatlicher Aufsicht stehenden Instituts
oder ein anderes von einem öffentlichen Beamten aus-
gestelltes Attest vorlegen, aus welchem hervorgeht, daß
sie eines jener Gewerbe ausüben. Zu ihnen gehören
auch Photographen. Jedoch sind diese nur dann zuzu-
lassen, wenn sie ihre Kunst ausüben, d. h. Photographien
aufnehmen wollen.
z) Die Professoren und Studenten der in Italien
bestehenden fremden archäologischen Institute müssen ein
von dem Vorsteher ihres Instituts ausgestelltes Attest vor-
legen.
Die Ausstellung des zu ( erwähnten konsularamtlichen
Zeugnisses erfolgt auf Grund eines dem zuständigen deut-
schen Konsul vorzulegenden, die Eigenschaft als Künstler
beziehungsweise als Mitglied einer Kunstanstalt bezeu-
genden Attestes. Den in Deutschland und Oesterreich
wohnhaften Künstlern wird ihre Eigenschaft als solche
von den akademischen Hochschulen in Berlin, München rc.
bescheinigt. Die Ausstellung der Bescheinigung er-
 
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