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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 20
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Das Kunststudium in Italien
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Kunstchronik
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Nr. 20

Die Kunst-Halle

3H7

folgt nur dann, wenn der Nachsuchende den Direktionen der
Akademien als Künstler von Beruf bekannt ist oder als
solcher durch Vorzeigung seiner künstlerischen Leistungen
besonders ausweist. In allen Attesten wird der Zweck,
dem sie dienen sollen, angegeben. Anträge aus unentgelt-
liche Zulassung sind in den Provinzen an die einzelnen
Direktionen der Institute, Sammlungen, Ausgrabungs-
stätten und Denkmäler zu richten. Gesuche um freien
Zutritt zu den staatlichen Sammlungen und Ausgrabungs-
.stätten in der Stadt und Provinz Rom sind dagegen nicht
an die Leitung jeder einzelnen der in Betracht kommenden
Anstalten, sondern nur an die entscheidende Zentralstelle,
die Generaldirektion der schönen Künste im Unterrichts-
ministerium (lVlinistsrio äsll instrnKons publiea, VirsKono
Asnerals Zells bslls arti) zu richten. Die Gesuche müssen
aus Stempelbogen zu 60 Lts. geschrieben und mit einem
Zeugniß des Konsuls über die Berechtigung des Gesuch-
stellers versehen sein.
AunsteßromK.
* Berlin. Die Kgl. Nationalgallerie stellt ihre
jüngsten Neuerwerbungen und Geschenke im zweiten
Korneliussaale zusammen. Sie rexräsentiren eine sehr
stattliche Anzahl von Werken der Plastik und Malerei und
verdanken den Paupttheil des Zuwachses den Erben der
Sammlung Königs. Aus dieser Sammlung stammen so
bemerkenswerthe Gemälde wie G. Segantini's große
Leinwand „Rückkehr zur peimath", in der so viel elegische
Empfindung steckt, Pans Glde's „Wintersonne", Emile
Llaus' „Februarmorgen", A. Böcklin's älteres Porträt des
Kammersängers wallenreiter, LH. Daubigny's Flach-
landschaft mit Staffage u. a. Durchweg tüchtige Bilder
von p. Zügel, Favretto, Ad. pölzel, Ehr. Landenberger,
A. Zorn, W. Leibl, Paul Klette rc., welchen sich Plastiken
von Max Klinger, dessen xolykrome Marmorfigur
„Amphitrite" am meisten aussallt, ferner von Rodin, Troubetz-
koy (energische palbfigur von Segantini), Gottlieb Elster,
van der Stappen, E. 'M. Geyger u. s. w. anschließen. Im
Mittelpunkt der sonstigen Schenkungen steht die große
Frühlingslandschaft von Daubigny, die mit ihrem dunklen
Gesammttone keineswegs einen modernen Eindruck hervor-
ruft. Die Sammlung der älteren Meister der Gallerie hat
namentlich durch die schönen, theilweise angetuschten Blei-
stiftzeichnungen und einige Gemälde M. v. Sch winds
eine willkommene Bereicherung erfahren; auch die
prächtigen figürlichen Kreidezeichnungen von Ludwig
Knaus, die Blätter von w. Amberg und Paul Klette
(t85H—(885), nicht zu vergessen zwei humoristische Tusch-
zeichnungen von R. Reinicke werden die graphische Ab-
teilung der Gallerie bereichern. Dazu treten endlich nicht
durchgehend gleichwertige Gemälde von L. Gras von
Kalckreuth, Pans von Marses (Porträt des Malers paeger),
Ioh. Sperl, Franz poch, L. Dücker, Fritz von Wille, R.
Paug („Freiwillige Jäger"), Arthur Kampf, und eine
ziemlich erhebliche Zahl überwiegend kleiner Bronzen von
N. Geiger, Klinisch, Pöppelmann, L. v. payn u. s. w.
viel annehmbares Kleinzeug ist da, aber wirklich bedeut-
same künstlerische Aeußerungen heimischer Meister kommen
anscheinend nicht mehr in unsere Nationalgallerie.
* Palle a. S. Ueber die auf der Gemäldeausstellung
des Kunstvereins z. Zt. ausgestellten zwei Werke,
welche der Verbindung für historische Kunst angehören,
schreibt die „p. Ztg.": Das eine Bild von Pros.
Friedrich Keller in Stuttgart, eine Grablegung Lhristi,
zeichnet sich gleichmäßig durch die edle Linienführung der
Komposition, wie durch eine höchst diskrete Farbengebung
aus; durch beide Eigenschaften hat der Künstler, welcher
eigentlich der älteren Münchener Schule entstammt, aber
von den modernen Franzosen viel gelernt hat, eine ernste
feierliche Stimmung erzielt, welche'der Szene vollkommen

angexaßt ist. Das andere Bild ist von der pand des
leider zu jung verstorbenen Berliner Malers R. Warth-
müller und zeigt uns die Szene, wo Friedrich der Große
vor der Schlacht bei Roßbach von dem Küster des Dorfes
aus den Kirchturm geführt ward, um von dort aus das
Schlachtfeld zu überschauen. Warthmüller gehört der
modernen realistischen Malerei an; die gespannte Auf-
merksamkeit aus den Gesichtern des Königs und seiner
Umgebung ist ihm sehr gut gelungen, nicht minder die
Portättreue des Königs.
* Leipzig. Im Kunstverein findet eine kleine Pieta
von A- Böcklin, die sehr ausdrucksvoll gemalt ist,
Würdigung, ebenso eine Szene aus Dantes „pölle" von
Leo Meeser. Bemerkenswerthe Landschaften verschiedener
Richtungen sind von p. Mieth, F. Wachenhusen, Rüdis-
ühli, Emmy Lischke, Ulmer u. a. vorhanden.
* Görlitz. Die im Juni in den Räumen der hiesigen
Königlichen Baugewerkschule eröffnete, vom Kunstverein
für die Lausitz veranstaltete Kunstausstellung ist sehr
reichhaltig. Sie ist von Künstlern und Kunstvereinigungen
mit einer großen Anzahl werthvoller Gemälde beschickt
worden. Auch einige Prachtstücke aus der Königlichen
Nationalgalerie zu Berlin befinden sich darunter. Gut
vertreten sind die Weimarer Künstler in einer Kollektiv-
Ausstellung.
* pamburg. Der Kunstverein eröffnete eine Sonder-
ausstellung von Arbeiten des heimischen polzbildhauers
Karl Stendler. — Bei Louis Bock 6c Sohn sah man im
Pauptsaale eine dreitheilige große Leinwand, Fr. Boden-
müllers (München) trefflich gemalter Zyklus, welcher
die Titel Adagio, Allegretto und presto agitato, nach
Beethovens Mondschein-Sonate, führt. — Im Kommeterschen
Kunstsalon wird für den Monat September eine Sonder-
ausstellung von Gemälden, Skulpturen, Zeichnungen und
Radirungen Pros. Max Klingers vorbereitet.
* Thale. Walpurgishalle oder Schaubude?
Man schreibt uns: Die Berliner Kunstfirma Pendrich-
Sehring war aus den Einfall gekommen, eine Walpurgis-
halle auf dem Brocken zu errichten. Die Reklame versteigt
sich ja mitunter gern auf die höchsten Gipfel und die pähne
aus dem Lande suchen .sich, wenn sie krähen wollen, bekannt-
lich die größten Pausen aus. Der Fürst Lhristian
Ernst zu Stolberg-Wernigerode, als Besitzer des Brockens,
lehnte dankend ab. Aber die eifrige Firma verzichtete nicht
so leicht aus ihre glorreiche Reklameidee. Sie verschaffte
sich von der Gemeinde Thale, der die pebung des Fremden-
verkehrs wichtiger als alle Bedenken der Welt sind, einen
Platz aus der pöhe des sog. Pexentanzplatzes. Die Zeit-
schrift „Unser Anhaltland" bemerkt hierzu: „Wir gestehen,
daß wir die Entscheidung des Fürsten zu Stolberg-
Wernigerode wohl begreifen. Ls ist zu befürchten, daß
diese Palle eine Schaubude für Sensationslüsterne wird,
die nach Beanlagung oder durch Erziehung gegen Eindrücke
der gewaltigen Natur des Bodethals unempfänglich sind
und doch aus jederr Fall auf ihrer „parzreise" etwas Be-
sonderes sehen wollen."
* Dresden. Line „Lustige Moderne Kunst-
Ausstellung, Seh — Zession", deren Unternehmer perr
Max Schmeißer aus Leipzig ist, hat hier seine Pforten
geöffnet. Die Ausstellung umfaßt circa 250 Nummern,
die in acht Sälen untergebracht sind, und kennzeichnet sich
auf den ersten Blick als humoristischer, parodistischer Kunst-
salon, in welchem es eine Anzahl deutscher Künstler mit
großem Geschick unternommen hat, das Gebiet der Parodie,
Travestie und Satire, welches bisher fast ausschließlich
dem Stifte des Zeichners vorbehalten war, auch für die
anderen bildenden Künste zu erobern. Die Darbietungen
zerfallen in die Fächer, die jede Kunstausstellung aufweist,
in Gelgemälde, Pastelle, Aquarelle, Plastiken, architektonische
Entwürfe, sowie kunstgewerbliche Gegenstände und gehen
weit über die bloß oberflächliche Karikatur eines Gelegen-
heitsscherzes hinaus, ja die häufig geradezu meisterhaft
behandelten Umschreibungen der Eigentümlichkeiten mancher
künstlerischen Richtung und die individuelle Eigenart manch'
namhafter Vertreter der bildenden Kunst sind ganz dazu
angethan, in der häufig recht schroffen Gegenüberstellung
verschiedener Kunstanschauungen ein versöhnendes Moment
zu bilden. Perhalten müssen sie eben Alle, die Alten wie
 
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