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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 23
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Vom Kunstmarkt
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0421

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Icr. 23

4- Die Aunst-Halle

36Y

Lire Gegenstände verkauft, also für etwa HOooo Lire mehr,
als in der gleichen Zeit des Jahres t899-
London. Ueber Preissteigerungen von Stichen
uno Radirungen, welche als interessante „Etats" von
Sammlern besonders begehrt werden, schreibt man: Es
werden für solche „Etats" Summen bezahlt, die das
Sechszehnhundertfache des vollendeten Blattes betragen.
Bor einigen Wochen wurden für einen Abzug von „Mrs.
Larnac"'bei Lhristie 2H3üO Mk. gezahlt. Dieser Stich
war nach einem Gemälde von Sir Joshua Reynolds und
wurde von dein Kupferstecher I. R. Smith veröffent-
licht. Er verkaufte die Abzüge für je tS Alk- Die Stiche
von David Lucas nach Bildern von Eonstable bieten eine
gewisse Rechtfertigung füe die Vorliebe der Renner für
die unvollendeten Stiche. Der Künstler war so wählerisch
mit den Reproduktionen und machte so viele Aenderungen
daran, daß eine Platte gewöhnlich vom Abziehen sehr ab-
genutzt war, ehe sie als vollkommen passirte. Mehrere
Platten weisen zwanzig oder dreißig Veränderungen auf.
Ein Probeabzug der bedeutenden Platte der Salisbury-
Kathedrale, bevor der Regenbogen vollendet und ein
Schnitter und einige Vögel eingefügt wgren, brachte t?oo
Mark- ein fertiger Abzug würde wenigstens 600 Mk.
weniger bringen. In Turners ..Inder Ltnäioruin- giebt
es zahlreiche Aenderungen auf fast jeder Platte, die zu
dem Zweck gemacht waren, um das Abnutzen des Metalls
zu verbergen. Turner zeigte eine bewundernswertste Be-
gabung, die Defekte des Metalls zu verbergen. Flecken
am Pimmel verwandelte er in Vögel oder Wolken, und
durch die Ueberarbeitung der Platten veränderte er gänz-
lich ihre Komposition. Er verkaufte die Abzüge unter-
schiedslos als Probedrucke- aber er markirte insgeheim
den Rand mit kleinen Punkten oder Strichen, sodaß er
danach sagen konnte, welches die ersten Abzüge waren.
Diese fast unsichtbaren Zeichen werden daher den Werth
eines Abzuges oft ganz bedeutend verringern.

Siickerscdau.
* Philipp Uffenbach (Z566 — toSO) und andere
gleichzeitig in Frankfurt a. M. lebende Maler, von Prof.
G. Donner von Richter. (Sonderabdruck aus dem
Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, Z. Folge
Bd. VII.j 2^9 S. und 2 Tafeln. Frankfurt a. M.
Druckerei von Aug. Gfterrieth. t9G.
Die Publikation von Prof. Donner von Richter
bietet Allen, die sich für das Frankfurter Kunstleben jener
Epocbe interessiren, eine überraschende Fülle kunstwissen
fchaftlichen Materials. Der Vers, beleuchtet zunächst die
Biographie Uffenbachs, die ein jüngerer Zeitgenosse,
Joachim von Sandrart, in seiner „Teutschen Akademie"
gegeben hat. Durch Sandrart, der selbst Anregungen von
U. empfing, wissen wir, daß dessen Lehrer Adam Grimmer-
em Schüler des Matthäus Grünewald von Aschafferiburg
war, und so werden für uns vier Generationen von
Künstlern lebendig. Die früher bekannten Angaben über
die aus Vberheffen eingewanderte Familie Uffenbach werden
hier durch eine umfassende Genealogie ergänzt. Zur
Jugendthätigkeit des Künstlers übergehend, weist ihm
verf. ein bisher von der Kunstgeschichte übersehenes Werk,
das auch in der Abblg. vorgeführte Gelgemälde der klagen-
den Maria von t588, zu. Ebenfalls neu für seine Autor-
schaft ist eine in Göttingen befindliche farbige Zeichnung
von t59O mit der Figur des pl Antonius. Beide Werke
zeigen Uffenbachs Monogramm.' Sehr eingehend sind die
Untersuchungen Prof. Donners über das im Städel-Musenm
befindliche, längst beglaubigte Tafelgemälde „Die Pimmel-
fahrt Ehristi" A599j und über andere gemalte, radirte und
gezeichnete Arbeiten des Meisters. In' den folgenden Ka-
piteln verbreitet sich verf. mit seiner erstaunlichen Sach-
kenntniß über eine Anzahl anderer Frankfurter Maler und
deren Thätigkeit seit Ende des Z6. Jahrhunderts, dann
über Uffenbachs chartographische und kunsthandwerkliche
Arbeiten, seine Schrift I)o tzrmckrntnrn oironli ilmoimnioi
von tG9, seine Berheiligung an der Gründung der Frank-

furter Malergesellschaft (t6SOs, um fchließlich des Privat-
lebens des Meisters und seiner Theilnahme an einem
zyklischen Werke, dem Bilderfriese in der sog. Wahlstube,
von den: noch sechs Gemälde vorhanden sind, zu gedenken.
Dem verehrten verf., der hier mit Liebe für die peimath
und mit gleich rühmlichem Wissen und Fleiße ein so werth-
volles Buch über Uffenbach und den Frankfurter Künstler-
kreis der Renaissance schrieb, darf noch nachträglich ge-
dankt werden für die edle, sinnreiche Dichtung, die er vor
einigen Jahren dem kürzlich verstorbenen Freunde Adolf
Schreyer zu dessen 70. Geburtstage widmete. G.
* Die Schönheit des weiblichen Körpers
von Vr. E. p. Stratz. Den Müttern, Aerzten und
Künstlern gewidmet. Mit t80 Tertillustr. und 6 Tafeln.
Zehnte Aust. Pr Mk. t2,—. Verlag von Ferd. Enke,
Stuttgart t90l.
Das Stratzsche Buch über die Schönheit des weiblichen
Körpers hat Anklang und schnelle Verbreitung gefunden,
wie die Rothwendigkeit von zehn Auflagen in kaum drei
Jahren wohl beweist. Die Zahl der Abbildungen, die mit
jeder neuen Auflage wuchs, ist jetzt so beträchtlich, daß der
stellenweise durch wissenschaftliche Erörterungen Manchem
schwerer verständliche o.ert überall wünschenswerthe bild-
liche Erläuterung erhält, von allgemeinen ästhetischen
u. a. Bemerkungen geht der verf. zu den einzelnen
Punkten seiner schwierigen Aufgabe über, die er mit eben-
soviel Gründlichkeit wie Geschmack zu behandeln weiß. Er
schildert den Einfluß der Entwickelung, Ernährung und
Lebensweise auf den Körper, den Einfluß von Lebensalter
und Erblichkeit, von Bekleidung und von Krankheiten auf
die Körperform. In den folgenden Kapitelri werden die
Lheile des Körpers für sich und in ihrer Beziehung zur
ästhetischen Wirkung des ganzen pabitus besprochen, wobei
klar gemacht wird, wie die normale Entwickelung der
Theile nicht nur ein Kennzeichen der körperlichen Gesund-
heit, sondern auch den vollkommenen Ausdruck ethischer
Schönheit gewährt. Diese normale Ausbildung des weib
liehen Körpers läßt sowohl die primären wie auch die
sekundären Geschlechtsabzeichen in Form und Farbe am
entschiedensten hervortreten, verf. bespricht dann auch
ausführlich die Stellungen des ruhenden und bewegten
Körpers, um in den drei Schlußkapiteln Vorschläge zur
praktischen verwerthung der wissenschaftlichen Auffassung
weiblicher Schönheit, zur verwerthung besonders in der
Kunst und Kunstkritik, und endlich Vorschriften zur Er-
haltung und Förderung weiblicher Schönheit zu geben.
Man ersieht schon ans dieser knappen Uebersicht, wie reich-
haltig das Buch von Vr. Stratz ist und wie vollständig es
seine schöne Aufgabe erfüllt, den Müttern, Aerzten und
Künstlern als Wegweiser in genannter Ricbtung zu dienen.
R. K.
* „Alt-Prag", 80 farbige Reproduktionen der
Aquarelle vonW.Jansa, mit Begleittext von I.perain
und I. Kämper. Kunstverlag B. Koci in Prag. 6 Lief.
5 Kr? — H,50 M.
Die sechste Lieferung führt uns auf dem ersten
Karton einen malerischen, poesievollen Alt-Prager Winkel
vor, den in künstlerischem Stile angelegten fürstlich Fürsten
bergschen Garten auf der Kleinseite. Auf dem zweiten
Karton bietet sich ein Bild von der Moldau dar, in dessen
Vordergrund der schwarze, aus Guadersteinen erbaute,
alterthümliche Thurm der Altstädter Wasserwerke. Der
dritte Karton öffnet unseren Blicken die Ansicht der Rord-
ostseite des denkwürdigen Altstädter Ringes. Die Ostfront
imponirt durch das herrliche Kinskysche Palais. Der letzte
Karton bietet einen in architektonischer Pinsicht eigenartigen
Blick in den pofraum eines alten Bürgerhauses der Alt-
stadt, das inzwischen freilich verschwunden ist. Wir em-
pfehlen unseren Lesern wiederholt W. Jansas Alt-Prag,
nicht nur des auch künstlerisch wie historisch höchst inter-
essanten Gegenstandes wegen, sondern ganz besonders
unter pinweis auf die Vollkommenheit der farbigen Re-
produktionen
 
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