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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 24
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Persönliches
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Aus der Technik
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Preisausschreiben
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Kunst- und Künstlervereine
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Nr.

4- Die Aunst-!)alle

* Nekrolog. Ueber den am 27. August in Triest
verstorbenen wiener Landschafter Eugen Jette! lassen
wir noch einige Angaben der wiener „D. Ztg." folgen:
Jette! hat ein Alter von 56 Jahren erreicht; er ist (8^5
zu Pohnsdorf in währen geboren. Er studirte in Wien
unter Aibert Zimmermann in den sechsziger Jahren; dann
machte er Reisen durch Frankreich, Italien und Ungarn
und übersiedelte später nach Paris, wo er seine Vollendung
erreichte. Für Wien war er eine Zeitlang so gut wie
verschollen, bis die Ausstellungen der Sezession ihn wieder
heranzogen; da lernte man ihn von Neuem kennen. In
seiner ersten Wiener Periode hatte er durch das Bild
„Der pintersee", das sich im Besitze des Kaisers befindet,
die Aufmerksamkeit hervorgerusen, ein anderes, den pinter-
see im Nebel darstellend, von der Gallerie der Akademie
erworben, erhöhte die Achtung, die man seinem Talente
entgegenbrachte. In Paris fand er dann feine Eigenart,
die in seinen neueren Landschaften zu Tage trat. Er
wurde der Maler der unscheinbaren, der alltäglichen
Gegend. Ein peufchober an einer vlämischen Straße bei
trübem Lichte, eine holländische Windmühle auf flacher
paide, ein Tümpel mit schnatternden Enten darauf, der
öden Gegend der Leitha entnommen, oder eine Landstraße
im Marchfelde, alles das wußte Jette! mit wunderbarer
Stimmung darzustellen und eine Poesie hineinzudichten, die
dem kahlen Vorwurfe nur durch eine lyrisch veranlagte
Seele abgerungen werden kann Dabei besaß er ein un-
gemein feines Empfinden für die, sozusagen, Ligenthüm-
lichkeiten der Gegenden; er verstand es, eine französische
und niederösterreichische Landschaft, mochten ihre Formen
sich auch noch so gleichen, unzweideutig auseinanderzuhalten.
Da seine Technik von tadelloser Sauberkeit war und ganz
besonders in Lichtwirkungen mit diskreter Farbengebung
Außerordentliches vermochte, kann man ihn mit Fug einen
Meister der modernen Landschaftsmalerei nennen Jette!
war in Trieft mit Erzherzog Karl Stephan zusammenge-
kommen, um in seiner Gesellschaft auf dessen pacht eine
Reise um Italien und Sizilien zu machen. — In Peters-
burg starben unlängst der russische Genremaler F. S.
Shurawlew (geb. (836) und der russische Bildnißmaler
I. I. Lehmann, der bis vor zwei Jahren in Paris ge-
lebt batte.
iss
«ter Technik.
* Dilettant. Prag. Für Zusendung des Artikels
über Aquarellfarben aus der „Bohemia" besten Dank! Er
erscheint uns ziemlich werthlos, selbst für Dilettanten. Daß
englische und französische Farbenfabriken andere Farben-
bezeichnungen haben als deutsche, ist wohl selbstverständlich,
ebenso bekannt ist, daß die einzelnen Nüancen der ver-
schiedenen Fabriken voneinander abweichen. Lin Urtheil
über die bessere (Dualität ist lediglich Geschmacks- und
Erfahrungssache des einzelnen Malers, vieles in dem
Artikel ist direkt falsch. Z. B. Lemon vellow ist nicht
gelbes Ultramarin, sondern stets Chromgelb Eitron. Das
Neapelgelb der deutschen Fabriken ist bis aus geringe
Nüanceunterschiede das gleiche wie bei den Franzosen,
cknruis cks (brillant, jsmnütn's, ronAÜbro) ist nie-
mals Neapelgelb, sondern allerwärts eine Mischung aus
weiß mit Kadmium u. s. w.
* Petrus Paulus, Berlin Idl.'VV. Den brüchig
gewordenen Lack werden Sie selbst kaum von dem alten
Gemälde entfernen können; übergeben Sie das Bild einem
gewissenhaften Restaurator.
* Lin Abonnent in Lübeck. Keineswegs. Die
Moewesfarben find in Mohnöl gerieben. Rieinus- und
Mlivenöl find für Gelmalerei garnicht verwendbar; beide
trocknen überhaupt nicht. - venetianisch-weiß ist auch
Bleioxyd wir empfehlen Ihnen echtes Kremserweiß
mehr.
«ss
Preisausschreiben.
* Gotha. Für ein Denkmal des perzogs L rnst
des Frommen von Sachsen ((60( —(675) wird ein
Wettbewerb unter allen deutschen oder in Deutschland
lebenden Künstlern ausgeschrieben. Das Denkmal soll in

Form eines Bronzestandbildes in Gotha, am Fuße des
vom perzog erbauten Schlosses Friedenstein, errichtet
werden. Gegenwärtig stehen etwa Zoooo Mk zur Ver-
fügung Es wird ein plastischer Entwurf gewünscht; die
Kopfhöhe soll zwischen o,o-( und 0,05 rn betragen Die
Entwürfe sind spätestens bis (. Dezember d. I. an das
herzogliche Museum in Gotha einzureichen; von dort er-
halten die Künstler auch Wiedergaben von Bildnissen des
perzogs und Skizzen des Denkmalsplatzes. Für die besten
Entwürfe sind Preise von (ooo, 600 und Hoo Mk., sowie
,,lobende Erwähnungen" in Aussicht genommen Der
Vorsitzende des Ausschusses ist Staatsminister pentig.
Zur Jury gehört von Bildhauern nur Pros. Vr. Siemering-
Berlin.
* Kassel. Die städtischen Behörden haben beschlossen,
für den Bau eines neuen Rathhauses ein Preisausschreiben
zu erlassen. Zur Preisvertheilung ist die Summe von
27 000 Mk. ausgesetzt, welche wie folgt vertheilt werden
sollen: 0 erster Preis mit 9000 Mk., zwei zweite Preise
von je 5000 Mk., zwei dritte Preise von je 3000 Mk.
und zwei vierte Preise von je (000 Mk. Die Entwürfe
sind bis zum (. April (902 beim Stadtbauamt einzureichen.
* Wien. Die „Gesterreichische Leo-Gesellschaft"
schreibt einen Wettbewerb aus, der die Aufgabe hat, das
Studium der Probleme kirchlicher Kunst anzuregen und
hierbei auf die liturgischen Vorschriften, Traditionen und
Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Zu diesem Zwecke
wird als Gegenstand der Ausschreibung gewählt: (. Der
pochalter einer Domkirche. 2 Lin billiges und würdiges
heiliges Grab Die Wahl des ersteren Gbjektes hat einen
mehr akademischen Werth, um die parmonie zwischen
liturgischen und künstlerischen Interessen an diesem
seltener behandelten Objekte darzuthun und hieraus
neue Anregungen zu gewinnen Der zweite Gegenstand
hat einen eminent praktischen Werth, da gerade aus
diesen und verwandten Gebieten sehr unerfreuliche Er-
zeugnisse einer angeblich kirchlichen Kunst den Markt be-
herrschen. Da insbesondere die Aufstellung des sud (
angegebenen Altares von den Ranm- und: tilbedingungen
eines bereits vorhandenen Kirchenbaues in Wirklichkeit
abhängen würde, soll es den Projektanten sreistehen,
irgend einen konkreten Domchor vorauszusetzen oder eine
ideale Annahme zu unterstellen. Die Einfügung in den
wirklich vorhandenen oder bloß gedachten Kirchenraum ist
in beiden Fällen ersichtlich zu machen. Ls gelangen für
jedes der beiden Ausschreibungsobjekte je drei gleich hohe
Preise zur Verkeilung; für den Pochaltar einer Domkirche
wird einer dieser Preise 500 K., also zusammen (500 K.,
und für das heilige Grab einer 250 K., also zusammen
750 K, ausmachen. Die Pläne müssen bis längstens
(5. Februar (902 in der Kanzlei der Leo-Gesellschaft,
Wien, (. Bez, Annagasse 9, eingelangt sein. Die weiteren
genauen Bestimmungen enthält das durch die Leo-Gesell-
schaft ausgegebene Programm.
Kunrt- un« Kiinillewcreln«.
* München. Gesellschaft bildender Künstler
für zeitgemäße Plakat-Kunst und Illustration.
Veranlaßt durch den immer noch bestehenden und bedauer-
lichen Tiefstand der deutschen Plakat-Kunst, der trotz
mancher erfreulichen Anläufe in Folge Mitarbeit verein-
zelter Künstler, sowie der presse noch immer fortdauert,
hat sich am 20. August eine Anzahl schaßender bildender
Künstler zu einer „Gesellschaft bildender Künstler für zeit-
gemäße Plakat-Kunst und Illustration" zusammenge-
schlossen, deren Zweck es ist, durch periodisch wiederkehrende,
rein künstlerische Plakat-Ausstellungen aus den Geschmack
der breiten Masse, der Geschäfts- und Fabrikantenwelt
einzuwirken und gleichzeitig eine Zentalstelle zu schaffen,
wo dem Publikum künstlerische Plakate in gutem, modernen
Sinne aus erster pand geboten werden. Künstler, die der
rein künstlerischen Seite des Plakatwesens Interesse ent-
gegenbringen und sich obiger Gesellschaft anzuschließen
wünschen, erfahren Näheres durch die perren Kunstmaler
Alexander Schindler, Schwabing, Pündterplatz 2/t, und
Kunstmaler Edmund Blume, Adalbertstraße 6^/K
 
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