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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 18
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Juanita: Die Pariser Salons, 1
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Gustav, Leopold: München. Die VIII. Intern. Kunstausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0326

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28§

Die Aunst-Halle -r^

Nr. s8

aus der Leinwand. Ergötzend ist p. Veber mit seinen
phantastisch-humoristischen Schöpfungen. Madame I'Gie ist eine
Satire der bunten Menge; ?rino6886ckoli6 Nirm zeigt uns einen
zerlumpten, von Pfeilen durchbohrten Riesen, der einer
reizenden kleinen Prinzessin die Hände küßt. Triant,
der Maler des Elends und der Trauer, stellt ein ergreifendes
Bild aus: ckkrrckertz Ms886 äw Oowckurwns". Das
Dämmerlicht, der Ausdruck der Umstehenden, der zusammen-
gekauerte Verbrecher sind gut aufgefaßt; das Bild würde
aber gewinnen, wäre es mehr realistisch behandelt.
Zu den besten Stücken der. Ausstellung gehören die
Genrebilder von Lottet, dem Maler der Sitten und der
Legenden der Bretagne. Dieser Künstler mit seinem ent-
schiedenen Kolorit, scharf gezeichneten Umrissen und ener-
gischen Figuren giebt hier den Gegensatz zu der sogenannten
grauen Malerei, auch legt er viel Gefühl und Innigkeit
in seine Figuren hinein. In seinem Bilde „Iss ksux äs
8t. äsan" zeigt er uns eine stark beleuchtete Gruppe von
Kindern und Frauen in schwarzer: Mänteln, die um ein
Freudenfeuer Herumsitzen; im Hintergrund ein Felsenweg
und Klippen; hie und da ist das Dunkel durch Fackeln er-
leuchtet: ein echtes Stimmungsbild der Bretagne. Lucien
Simon nimmt ebenfalls die Bretagne zum Stoff seines
Bildes „lla ?rooession". Er zeigt uns einen in einer
Haide zusammengelaufenen Haufen von Bauern mit aus-
drucksvollen, energisch behandelten Gesichtern, höchst rea-
listisch aufgefaßt.
Im klebrigen lassen sich in der Zahl der dieses Mal
vertretenen Landschaftsmaler in der Hauptsache zwei
Richtungen unterscheiden: die der älteren Maler, die auf
Stimmungseffekte bedacht sind, und die der Impressionisten.
Unter den Ersteren finden wir Emile Breton mit einer
guten Abendlandschaft, Damoye mit seinen in Sonne ge-
badeten oder in Wolken verhüllten Land- und Küsten-
bildern, L'hermitte, der einer wahren, aberjnie geschmack-
losen Auffassung seiner runzlichen Bauern treu bleibt;
Iwill mit seinen vortrefflichen venetianischen Ansichten,
Eonrant mit Ansichten von den Küsten der Normandie,
Renö Billotte, der sehr individuelle Maler von Flur und
Hain; er bildet vielleicht den Uebergang zu den Impressio-
nisten; Thaulow mit seinen Lis- und Schneelandschaften,
Ldelfeldt mit seinen nordischen Effekten, willaert
malt den Nebel der nordischen Städte, Rens Mesls den
Reiz des Abends in friedlich im Larrisreschen Stil um-
schleierten Dörfern. Auch Douchez müssen wir mit seinen
Fischer- und Haideszenen besonders hervorheben.
Steigen wir die Treppe zu den Bildhauern hinunter.
In der Mitte der Halle finden wir das leider unvollendete
Monument, das A. Rodin dem Dichter Victor Hugo errichtet
hat, dessen Gypsmodell wir schon vor einigen Jahren
sahen. Die Gestalt ist entkleidet, die eine Hand streckt sie
vorwärts, indem sie sich auf die andere stützt; die Auf-
fassung ist jedenfalls sehr eigenartig. Zwei Musen, die
zur Seite stehen sollen, fehlen noch. St. Marceaux zeigt
uns als Gegensatz zwei allzuvollendete Arbeiten, ein Mo-
nument zu Ehren Alphonse Daudets, das den leidenden, fast
zu jung erscheinenden Dichter, darstellt. Dann ein Monu-
ment für das Grabmal von Felix Faure, dem verstorbenen
Präsidenten, den der Künstler in liegender Stellung ver-
edelt hat. Beide Werke lassen uns kalt- Ein vielver-
sprechendes bas rollet, „lla Vie Obsours", von M. Eazin,
der Wittwe des Künstlers, eine realistisch aufgefaßte Gyxs-

figur von Bartoloms, eine aus dem Bade steigende Frau
und eine Marmorgruppe, „Das Geheimnis" von demselben
Künstler sind interessant, weniger so ist das große Gyps-
modell von Baffier mit seinem, sein Vaterland verteidi-
genden Gallier; die anspruchsvolle Auffassung steht nicht
auf der Höhe des Grundgedankens. Das Hochrelief von
Eonstantin Meunier, „Vans uns irüus", ein Theil
eines großen Ganzen. Das die Verherrlichung der Arbeit
sein soll, ist sehr zu schätzen. Erwähnen wir noch Dampt
und G. Schnegg mit ihren feinziselirten Figuren und
Pierre Roche mit einer lebensgroßen, bewegungsvollen
Lote Fuller. . . Anter den Kupferstichen sind die originellen
Zeichnungen des Holländers Storm van's Gravesande
mit seinen Schnee- und Nebelbildern zu bemerken, sowie
auch Ehohine, der die ärmere Bevölkerung der großen
Stadt zu schildern versteht; Bsjot mit seinen pariser An-
sichten und viele Andere, die wir leider nicht besprechen
können, was wir aber von der ganzen Ausstellung gesagt
haben, genügt, um zu zeigen, daß die 8ooists Rationale
uns auch in diesem Jahre mehr als ein Meisterwerk
bietet.
L
Miincken.
Vie viii Intem.Wnstaume1Iung.
von Leopold Gustav.
I.
ie Ausstellung im Glaspalast wurde am Juni vom
Prinzregenten Luitpold in feierlicher weise eröffnet-
Prof. v. Habermann hielt die Festrede, in der eine Stelle be-
deutsam klang, weil sie, obwohl aus dem Munde eines
Sezessionisten, doch ein richtiges Motto für die Ausstellung
gab: „Es häufen sich die Zeichen, daß mehr und mehr
beim denkenden Künstler sich die Ueberzeugung wieder Bahn
bricht von der Kontinuität der Kunst aller Zeiten, sowie
von der Unv errückbarkeit gewisser künstlerischer Gesetze,
und diese Lrkenntniß, verbunden mit der Fülle moderner
Gedanken und bereichert durch die Errungenschaften
modernen Naturstudiums wird uns.hinleiten zur
Gemeinsamkeit allen künstlerischen Schaffens der Zukunft."—
In der That hat das Streben, vom Skizzenhaften zum
Bildmäßigen zu gelangen, noch weitere Fortschritte gemacht.
Nur etwa bei der wiener Kunst finden sich noch Werke,
die das Künstlerische gar zu sehr im Seltsamen suchen. Im
Ganzen aber erscheint der Durchschnitt des Inlandes wie
des Auslandes ein guter. Frankreich fehlt noch; die
Kollektionen Böcklin, Leibi und Gysis erhöhen das
Interesse an der Ausstellung beträchtlich. Aus der Vor-
halle, die sich immer im Lenbach'schen Dämmerlicht ge-
halten hatte, ist ein Heller, hoher Saal geworden, der in
s einer Architektur imposant wirkt. Die Ausgestaltung dies es
Raumes hat Emanuel Seidl in freiantikisirenden Formen
geschmackvoll durchgeführt. Den Saal beherrscht das
Modell des Reiterdenkmals des Prinzregenten in Bamberg.
Prof. Ruemanns Werk ist äußerst flott in der Aus-
führung. Lin großes Wasserbassin und Werke der Plastik
vervollkommnen die Wirkung dieses sich jetzt viel glücklicher
ausnehmenden Vorraumes.
wir beginnen die Bilderschau an der linken Seite-
Hier befinden sich am Anfänge die Säle der „Luitpold.
 
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